Reporter von SRF in der Kritik: Bezahlt für Crack-Aufnahmen?
Menschen aus dem Zürcher Drogenmilieu erheben Vorwürfe gegen einen Reporter des SRF. Er soll für Crack-Konsum vor der Kamera 50 Franken gezahlt haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein SRF-Reporter soll Randständige für den Drogenkonsum vor der Kamera bezahlt haben.
- Diese Vorwürfe erheben mehrere Augenzeugen aus dem Milieu.
- Bei SRF verteidigt man sich: Nur ein Vermittler sei bezahlt worden.
Gegenüber einem Reporter von SRF werden schwere Vorwürfe erhoben. Er soll während einer Recherche im Zürcher Drogenmilieu 50 Franken ausgegeben haben. Laut SRF diente das Geld als Entlohnung für eine «Vermittlung». Vier Zeugen behaupten nun jedoch, dass das Geld von Anfang an für den Kauf von Drogen vorgesehen war.
Vorwürfe aus dem Randständigen-Milieu
Sie sind der Meinung: Der Reporter gab einem von ihnen Geld, um Kokain zu kaufen. Dieses dann zu Crack zu verarbeiten und zu konsumieren.
Das aufgenommene Filmmaterial von der Zürcher Bäckeranlage wurde später in einem Beitrag des Nachrichtenformats «10vor10» verwendet.
«Es waren zwei SRF-Journalisten da», erzählt etwa Augenzeuge Oliver* bei «20 Minuten». «Sie fragten ständig, ob jemand vor ihnen Crack kochen könnte. Ich sagte: ‹Ihr müsst Geld holen, damit jemand von ihnen etwas holen kann.›»
Auch Nick*, der im Beitrag beim Crack-Konsum gezeigt wird, sagt dem Newsportal:
«Sie wollten unbedingt sehen, wie man Crack kocht. Einer der Journalisten hat mir dann 50 Franken in die Hand gedrückt. Das Geld war von Anfang an für Kokain bestimmt. Schön war es nicht, ganz ehrlich – ich habe mich wie verkauft.».
Weitere Augenzeugen bestätigen den Vorfall.
SRF verteidigt seinen Journalisten
Bei SRF gibt man zwar zu, dass während der Recherche Geld geflossen ist, betont aber, dass dies nur für Vermittlungsdienste war. Die Person, die das Geld erhalten habe, sei nicht im Beitrag vorgekommen. Und habe auch kein Crack konsumiert, verteidigt sich der Sender.
Die vier Zeugen widersprechen jedoch dieser Darstellung. Sie behaupten übereinstimmend, dass nur Nick – der im Beitrag Crack raucht – Geld vom SRF-Reporter erhalten hat.
Anstiftung zu Crack-Konsum ist strafbar
Sollten die Vorwürfe zutreffen, könnte das Verhalten des Journalisten strafrechtlich relevant sein. Dies bestätigt Strafrechtsexperte Adrian Wyss gegenüber der Gratiszeitung: Sowohl die Anstiftung zum Erwerb als auch zum Konsum von Betäubungsmitteln seien grundsätzlich strafbar.
Roger Blum, ehemaliger SRG-Ombudsmann und Präsident des Schweizer Presserats, findet den mutmasslichen Vorfall noch aus anderen Gründen problematisch: «Es wird eine Situation erzwungen, die nicht authentisch ist.» Es handle sich um einen klaren Verstoss gegen die Berufsethik.
*Namen geändert