RTS setzt neue Regeln zur Verhinderung von Belästigung und Mobbing
Bei RTS (Verein SRG SSR) kam es über Jahre hinweg zu Mobbing und sexueller Belästigung. Eine Charta soll solche Vorfälle künftig verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- RTS führt eine Charta mit zwölf internen Verpflichtungen ein.
- Damit sollen Mobbing und sexuelle Belästigung künftig verhindert werden.
- Bei RTS war es während Jahren zu Belästigungen am Arbeitsplatz gekommen.
Nach den Erschütterungen durch Enthüllungen mutmasslicher Fälle von Belästigung unternimmt das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS Schritte. Dies, um allen Formen von Missbrauch ein Ende zu setzen. Das RTS gehört zum Verein SRF SSR.
Die Geschäftsleitung unterzeichnete dafür eine Charta für ein antisexistisches und geschlechtergerechtes öffentlich-rechtliches Medium. RTS dulde keine erniedrigenden Worte oder Taten, hiess es am Montag in einer Erklärung.
Die soeben unterzeichnete Charta geht in diese Richtung, indem sie das Unternehmen verpflichtet, sei es am Arbeitsplatz oder auf Sendung. Der bereits im vergangenen Jahr vom «Kollektiv RTS 14. Juni» vorgeschlagene Text wurde überarbeitet und auf alle Formen der Diskriminierung ausgedehnt.
Charta mit zwölf Verpflichtungen
Die Charta nennt zwölf interne Verpflichtungen. Darunter die Arbeitsteilung auf allen Hierarchie-Ebenen und die Sichtbarkeit der Richtlinie gegen sexuelle Belästigung und Sexismus im Unternehmen. Auf Sendung geht SRG SSR neun Verpflichtungen ein. Darunter die Einhaltung der gleichen Redezeit für Frauen und Männer und die Verwendung einer geschlechtsneutralen Sprache.
Eine Anti-Belästigungs-Verordnung, die von der Geschäftsleitung und dem Schweizer Syndikat Medienschaffender SSM unterzeichnet wurde, vervollständigt diese Charta. Um die Anwendung der Charta und der Verordnung sicherzustellen, werden für das gesamte Personal Schulungen organisiert. Dabei wird die Verhinderung und Erkennung von sexistischem Verhalten und allen Formen der Belästigung besprochen.
SRG SSR will Licht ins Dunkle bringen
Die Geschäftsleitung hat zudem beschlossen, eine Überprüfung des Personalmanagements bei RTS einzuleiten. Die SRG SSR hat zudem bereits drei unabhängige Untersuchungen in Auftrag gegeben, um Licht in die Belästigungsvorwürfe zu bringen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden im Februar erwartet.
Mobbing und Belästigung bei RTS
Innerhalb von RTS sei es während Jahren zu Mobbing und zu sexueller Belästigung gekommen. Die enthüllte die Westschweizer Zeitung «Le Temps» am 31. Oktober unter Berufung auf anonyme Quellen. Die Befragten berichteten in der Recherche von offener Belästigung, ungewollten Küssen, anzüglichen Kommentaren und systematischem Machtmissbrauch.
Angeschuldigt wurden drei Mitarbeiter, darunter Darius Rochebin, langjähriger Moderator der RTS-Tagesschau. Die Direktion und die Personalverantwortlichen von RTS hätten konsequent weggeschaut. Rochebin reichte unterdessen Verleumdungsklage gegen «Le Temps» ein. Seit Herbst moderiert er beim französischen Nachrichtensender LCI eine Talk-Show mit berühmten Persönlichkeiten.