Russische Agenten wollten Labor Spiez ausspionieren
Russische Agenten waren auf dem Weg ins Berner Oberland, als sie in Holland verhaftet wurden. Der Verdacht: Sie wollten das Labor Spiez ausspionieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei russische Spione wurden im Frühjahr in den Niederlanden verhaftet.
- Sie werden verdächtigt, auf dem Weg ins Berner Oberland gewesen zu sein.
- Dort befindet sich ein Labor, das sich an Untersuchungen zu Giftgas-Angriffen beteiligte.
Die russischen Agenten waren mit Spionagematerial ausgerüstet. Verhaftet wurden sie im Frühjahr von den niederländischen Sicherheitsbehörden in Den Haag. Die koordinierte Aktion wurde auch vom Nachrichtendienst des Bundes (NDB) unterstützt. Darüber berichtet das Recherchedesk des «Tages-Anzeigers», das die Geschichte zusammen mit der holländischen Zeitung «NRC Handelsblad» publik machte.
Die Agenten wurden unterdessen nach Russland zurückgeschafft. Weshalb die beiden nicht in Holland strafverfolgt oder in die Schweiz überstellt wurden, wollten weder der holländische Militärgeheimdienst noch andere angefragte Behörden erläutern. Der Zeitpunkt und die genaueren Umstände der Verhaftung sind zudem ebenfalls nicht bekannt.
Anonyme Quellen sprechen gegenüber den Zeitungen davon, dass die beiden Spione das Labor Spiez unter die Lupe nehmen wollten. Diese Einrichtung der Eidgenossenschaft, die die Vision einer Welt ohne Massenvernichtungswaffen verfolgt, sei nämlich bei den Untersuchungen zum Nervengift-Angriff in Salisbury (GB) und den mutmasslichen Giftgas-Angriffen in Syrien beteiligt gewesen.
Teil der Skripal-Untersuchung
Beides sind Brennpunkte der russischen Aussen- und Sicherheitspolitik, da der Kreml einerseits das Assad-Regime unterstützt, andererseits wird der russische Militärgeheimdienst GRU von den britischen Behörden für den Nervengift-Angriff auf den ehemaligen russischen Spion Sergei Skripal und seine Tochter verantwortlich gemacht.
In Den Haag, wo die russischen Agenten verhaftet wurden, befindet sich währenddessen der Sitz der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OCPW), das sich intensiv mit Syrien und Salisbury beschäftigte. Für OCPW ist das Labor Spiez eines der wichtigsten Referenzlabors.