Saint-Prex VD: Schweizer Dorf wehrt sich gegen neue Strompreise
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gemeinde Saint-Prex VD muss nächstes Jahr 16-mal mehr für Strom zahlen als bis jetzt.
- Statt 70'000 Franken Stromkosten wird mit bis zu 1,3 Millionen Franken gerechnet.
- Nun will sich das Dorf gegen die hohen Preise wehren.
Die Strommangel-Lage stellt die Schweiz vor grosse Herausforderungen. In vielen Gemeinden muss nächstes Jahr deutlich mehr für Strom bezahlt werden als bis anhin. Zum Teil kommt es zu massiven Zuschlägen.
Oder sogar zum grossen Strom-Schock! So etwa in der Waadtländer Gemeinde Saint-Prex.
Für den Strom für die Schule, das Schwimmbad und öffentliche Einrichtungen zahlte man bisher 70'000 Franken. Nächstes Jahr dürften es 1,3 Millionen Franken werden. Über 16-mal mehr als bisher!
Ein enormer Preisaufschlag, den das Dorf nicht einfach so akzeptieren will. Man wehrt sich. «Wir wollen das nicht an unsere Bürgerinnen und Bürger weitergeben», stellt Gemeinderat Jan von Overbeck gegenüber SRF klar.
Preisüberwacher wurde eingeschaltet
Warum der Strompreis von 5 auf 80 Rappen pro Kilowattstunde gestiegen ist, könne niemand in der Gemeinderegierung schlüssig erklären. Darum müsse laut von Overbeck davon ausgegangen werden, dass die Anbieter spekulieren.
Nun hat die Gemeinde auch den Preisüberwacher kontaktiert. Obwohl es relativ viele Stromanbieter gebe, sei die Preisstruktur fast immer gleich: «Man erhält Eindruck, dass es keinen echten Wettbewerb gibt», kritisiert von Overbeck.
Hat Ihr Stromversorger die Preise für 2023 erhöht?
Für Preisüberwacher Stefan Meierhans gibt es aber keine Anzeichen für ein Kartell und auch keinen Missbrauch von Marktmacht. Er könne zwar gut nachvollziehen, dass man in Saint-Prex schockiert ist, doch ein direktes Eingreifen sei nicht möglich.
Der Preisanstieg sei das Ergebnis von freiem Wettbewerb beziehungsweise von einer Mangellage im freien Markt.
Für diesen habe sich die Gemeinde schliesslich freiwillig entschieden, was während vieler Jahre niedrige Preise bedeutete.
Am Strompreis kann der Preisüberwacher also nicht rütteln. Dennoch gibt es für Saint-Prex einen kleinen Schimmer Hoffnung: Laut Meierhans werde die Netznutzung «viel zu teuer bezahlt und entschädigt». Darum hat er eine formelle Empfehlung an den Bundesrat gemacht.