Die US-amerikanische Kandidatin für die umstrittene Sterbekapsel Sarco wirft der Organisation Exit International schwere Vorwürfe vor.
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Erfinder der Suizidkapsel Sarco, Philipp Nitschke (re), zusammen mit dem Co-Leiter der Firma, Florian Willet. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Suizidkapsel Sarco und dessen Organisation steht abermals in Kritik.
  • Die Frau, die als erstes in ihr sterben sollte, äusserte schwere Vorwürfe.
  • Sie sei finanziell ausgenutzt worden und habe mental gelitten.
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Jessica Campbell sollte Mitte Juli eigentlich in der Suizidkapsel Sarco sterben. Damit wäre sie die erste Person gewesen, die die umstrittene Methode nutzte. Doch alles entwickelte sich anders – und Campbell erhebt schwere Vorwürfe gegen die Organisation Exit Internation.

Die 55-Jährige wollte sterben, da sie unter einer mortalen Nierenerkrankung und einer Polyneuropathie litt. Dadurch war sie an einen Rollstuhl gekettet und war ebenfalls adipös.

Campbell fand Exit International im Sommer 2023, nach einem gescheiterten Selbstmordversuch mit Medikamenten. Die Organisation war damit beschäftigt, Kandidaten für ihre Suizidkapsel Sarco zu finden. Wie «NZZ» aber nun berichtet, soll die Sterbewillige von dem Unternehmen finanziell und emotional ausgebeutet worden sein.

Für Sarco verkaufte Campbell alles

Campbell verkaufte nahezu ihr gesamtes Eigentum und reiste mit 40'000 Dollar nach Europa, angetrieben von der Aussicht auf einen schnellen, schmerzfreien Tod.

Angespannt wurde das Verhältnis zu der Organisation erstmals, als ihr Betreuer plötzlich verschwand. Mit diesem hatte sie zuvor eine enge Freundschaft aufgebaut.

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Die Suizidkapsel Sarco. Die Organisation sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. - keystone

Damals erklärte eine Mitarbeiterin Campbell, dass ihr Betreuer überlastet gewesen wäre. Doch wie «NZZ» berichtet, habe sich dieser mit dem Führungsteam von «The Last Resort» zerstritten, dem schweizerischen Ableger von Exit International.

Schwere Vorwürfe gegenüber Sarco-Firma

Die Organisation, so behauptet Campbell, habe sie finanziell ausgenutzt und mental belastet. So hätte sie nicht nur Rechnungen für sich selbst beglichen, sondern auch die ihrer Betreuer: Die Partnerin des Erfinders der Sarco-Kapsel, Fiona Stewart, habe sie auf eine Schottlandreise begleitet und Campbell habe ihr diese finanziert.

«Du wirst sowieso bald sterben, also brauchst du dein Geld nicht mehr», habe Stewart zu der Sterbenskranken gesagt. Dies dementierte «The Last Resort» gegenüber der «NZZ». Dies wäre eine «Grobheit und Unappetitlichkeit, die uns befremdlicher nicht sein könnte».

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Fiona Stewart erklärt die Suizidkapsel von Sarco. - keystone

Campbells privater Abschied mit Sarco sei ausserdem durch die Unternehmensführer zu einem Medienspektakel geworden. Denn täglich bekam die 55-Jährige Anfragen von Journalisten, ihre letzte Reise begleiten zu dürfen. Auch dies bestreiten Nitschke und Stewart.

«Hätte ich gewusst, dass die zutiefst herzlosen Menschen, die mein Schicksal in der Hand hielten, hauptsächlich getrieben sind von ihrer eigenen Medienpräsenz und ihrem Marketing, hätte ich mich nie dieser Tortur ausgesetzt«, sagte Campbell laut «NZZ».

Jessica Campbell stirbt bei anderer Organisation

Infolge der Vorfälle brach Campbell die Beziehung zu Exit International ab und wurde in einem prekären Zustand in Zermatt zurückgelassen. Sie wollte nicht in die USA zurückkehren, aus Angst vor Obdachlosigkeit und schlechter Gesundheitsversorgung.

Exit International hingegen stritt alle Vorwürfe ab. Weiters behauptete das Unternehmen, Campbell habe unter kognitiven Störungen gelitten, weshalb sie keine Sterbehilfe annehmen durfte.

An einem anderen Ort wurde ihr dieser Wunsch jedoch gewährt. Eine psychologische Untersuchung bestätigte, dass sie bei klarem Verstand sei. Campbell verstarb vor kurzem in der Obhut einer anderen Schweizer Sterbehilfeorganisation.

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