SBB in Kritik: Nachtzüge aus der Schweiz sind immer unzuverlässiger
Immer wieder kommt es bei den Nachtzügen aus der Schweiz zu Problemen. Die SBB gelobte Besserung – doch die war im Juni noch nicht in Sicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Sitzen statt liegen: Nachtzüge kämpfen häufig mit Störungen.
- SBB und ÖBB versprachen kürzlich Besserung ab dem Sommer.
- Doch der Juni wies einen Rekord an Störungsmeldungen auf.
Nachtzüge werden immer beliebter. Sie gelten als klimafreundliche Alternative für Flüge. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage deshalb stark angestiegen. Doch die Nachtzüge kämpfen auch mit einem Imageschaden.
Immer wieder fallen nämlich Schlaf- und Liegewagen aus. In der Folge kommt es zu einem sogenannten «Downgrade», also einer Herabstufung. Heisst: Anstelle des gebuchten Schlaf- oder Liegewagens bleibt dann nur noch das Sitzabteil übrig. Für Reisende, die eine lange Zugfahrt vor sich haben, ist das besonders ärgerlich.
SBB druckt Flyer für Ausfälle und «Downgrades»
Das Zuverlässigkeitsproblem der Nachtzüge ist für die SBB aber nicht neu. Im Gegenteil: Es werden bereits Flyer gedruckt, welche die Passagiere über Ausfälle oder Downgrades informieren. Das berichtet der «Tagesanzeiger».
Ein grosses Problem an dem Ganzen dürfte sein, dass Buchungssysteme und Züge nicht miteinander verknüpft sind. Bedeutet: Fällt ein Wagen aus, so muss händisch nach einem freien Platz im Zug gesucht werden.
Anschliessend müssen die Daten dann auch noch unter den Bahnunternehmen ausgetauscht werden. Eine frühzeitige Information der Kunden gestaltet sich deshalb schwierig, heisst es.
Passagierin muss während 12-stündiger Reise sitzen
Eine Auswertung der Zeitung zeigt, dass der Nightjet ab Basel nach Amsterdam und zurück die meisten Probleme birgt. Auf Platz zwei folgt der Nightjet Zürich/Basel nach Amsterdam. Auf diesen Strecken wurden in der ersten Jahreshälfte 2024 die meisten Störungen gemeldet.
Erst vergangenen Monat berichtete auch der «Kassensturz» über die ärgerlichen Zwischenfälle der Nightjet-Linien. Eine Reisende beispielsweise buchte ein Vierer-Abteil in einem Liegewagen von Zürich nach Berlin und zurück.
Dafür bezahlte sie 540 Franken. Als die Frau jedoch in der deutschen Hauptstadt die Rückreise antreten wollte, stellte sie fest: Den gebuchten Liegewagen gibt es nicht. Die Passagierin musste während der 12-stündigen Reise in einem engen Sechser-Abteil sitzen.
Der Fahrgastverband Pro Bahn Schweiz bestätigte bereits damals gegenüber SRF, dass solche Geschichten keine Einzelfälle sind. Man erhalte fast wöchentlich Meldungen von ausgefallenen Schlafwagen.
Störungsmeldungen nahmen im Juni wieder zu
Laut der SBB besteht das Problem darin, dass sie die Nachtzüge nicht selber betreibt. Sie seien auf ihre Partner, etwa die österreichische ÖBB angewiesen. «Weil wir kein eigenes Rollmaterial besitzen, können wir fehlende Wagen nicht mit eigenen ersetzen», hiess es.
Zudem, so die ÖBB, sei die Nachfrage nach Nachtzügen so gross, dass ihr gesamtes fahrbereites Rollmaterial ständig im Einsatz sei.
Die SBB und die ÖBB versprachen ab Sommer aber eigentlich Besserung. Doch eine Auswertung des «Tagesanzeigers» zeigt nun: Der Juni war ein absoluter Rekordmonat, was die Störungsmeldungen betrifft.