SBB: Schlagersänger ärgert sich über «permanent überfüllte» Züge
Die SBB macht einen Schweizer Schlagersänger hässig – weil er regelmässig im Zug stehen muss. Und erklärt die Szenen mit der Skiferienzeit.
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Das Wichtigste in Kürze
- Der Schlagersänger Ben Berg kritisiert die überfüllten Züge der SBB.
- Berg muss regelmässig im Zug stehen, weil es keinen Sitzplatz hat.
- Die SBB reagiert auf die Kritik und erklärt ihre Massnahmen.
Normalerweise singt er über seine Liebes-Gefühle, jetzt ist Ben Berg hässig. Auf Facebook geht der Schweizer Schlagersänger mit der SBB hart ins Gericht.
«Es ist jeden Tag dasselbe», ärgert sich der «En Tröim»-Interpret, der ursprünglich aus dem Wallis kommt. Der Zug zwischen Visp VS und Thun BE ist voll, Berg muss stehen.
«Ist das eure Ansicht von Public Service?», fragt er die SBB ironisch. «Immer höhere Preise für immer weniger Leistung.»
Der Schlagersänger kann das nicht mit dem SBB-Motto «Ein Tick besser» in Einklang bringen.
40 Minuten stehen!
Spannend: Vor seiner Schlagerkarriere arbeitete Berg als Zugbegleiter. Er kennt also die Herausforderungen des Öffentlichen Verkehrs aus erster Hand.
Heute arbeitet er neben seiner musikalischen Tätigkeit als Sicherheitsfachmann bei einem grossen Logistikkonzern in Visp. Berg wohnt heute im Berner Oberland.
«Ich fahre täglich mit diesem Zug von Visp nach Thun, von der Arbeit nach Hause», sagt er zu Nau.ch. «Dabei müssen viele für diese Strecke zirka 40 Minuten stehen. Oder sie sitzen auf der Treppe in der Einstiegsplattform am Boden.»
Schlagersänger klagt: «Immer dieselben Züge»
Leider komme die Überfüllung «sehr häufig» vor. «Es sind immer dieselben Züge, die überfüllt sind. Gerade dieser Zug, mit welchem viele Mitarbeitende der Lonza in Visp fahren, ist permanent überfüllt.»
Mindestens einmal pro Woche finde er in diesem Zug deshalb keinen Sitzplatz. «Und leider kommt es auch immer wieder vor, dass diese Züge noch verkürzt geführt werden. Wie es die SBB so schön nennt.»
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt SBB-Sprecher Moritz Weisskopf. «Die SBB bedauert, dass es auf dem betroffenen Zug zu engen Platzverhältnissen kam.»
Er erklärt: «Aufgrund der Skiferienzeit verzeichnen wir zurzeit auf den Strecken Richtung Chur, Interlaken und Visp/Brig ein erhöhtes Reiseaufkommen.»
SBB federt Ansturm mit Zusatzzügen ab
Die SBB setze deshalb Zusatzzüge ein, um überfüllte Züge zu vermeiden. Mit der Auslastungsprognose im Online-Fahrplan versuche man zudem, die Reisenden auf Züge mit tieferer Belegung zu lenken.
«In Ausnahmefällen kann es jedoch trotzdem zu einer Überbelegung kommen. Beispielsweise, wenn ein anderer Zug kurzfristig ausfällt», so Weisskopf.
Auch die Berner Regionalbahn BLS kämpft wegen der Skiferienzeit mit überfüllten Zügen. An Wochenenden oder zu Pendlerzeiten ist die zweite Klasse oft überbelegt.
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Wie Nau.ch kürzlich beobachtete, sind einige sogar überzeugt: «Wenn der Zug so voll ist, darf man gratis in die erste Klasse wechseln.»
Doch dabei handelt es sich um einen Irrtum, wie die BLS klarstellte. Nur nach Ermessen der Zugbegleiter wird die erste Klasse «ausnahmsweise» auch für Zweite-Klasse-Reisende freigegeben.
SBB rät zu Sitzplatzreservationen
Wer überfüllte Züge vermeiden will, soll frühzeitig reisen und jeweils die erwartete Auslastung überprüfen, erklärt die SBB.
Sprecher Moritz Weisskopf ergänzt: «Zudem können Sitzplatzreservationen genutzt werden, um die Reise angenehmer zu gestalten.»
Schlagersänger Ben Berg wünscht sich, dass die SBB das Problem aufnimmt und um diese Uhrzeit einen zusätzlichen Entlastungszug einführt.
Auf verkürzte Kompositionen soll die SBB seiner Meinung nach verzichten.
Auf den Zug verzichten kann er aufgrund seiner Arbeitszeiten nicht. «Ich könnte einen Zug später fahren, um einen Sitzplatz zu haben. Aber dann würde ich eine Stunde am Bahnhof in Visp sitzen.»
Auch ein Upgrade in die erste Klasse schliesst er aus. Da ihm sein Arbeitgeber ein GA für die zweite Klasse zahlt.
«Deshalb werde ich weiterhin mit dem Zug in der zweiten Klasse fahren», so Berg. «Und hoffe immer wieder auf einen Sitzplatz.»