SBB: Senior spürt im Zug plötzlich Hand in Jackentasche
Vier Taschendiebe schleichen in Basel vor der Abfahrt durch einen Zug der SBB und wollen Passagiere beklauen. Einer bemerkt es – und stellt den Dieb zur Rede.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Nau.ch-Leser wird um ein Haar im Zug von Basel nach Bern von Taschendieben beklaut.
- Diese versuchen mit einem Trick, den Reisenden Sachen aus den Jackentaschen zu stehlen.
- Laut der Basler Staatsanwaltschaft ist diese Vorgehensweise schon seit Jahren bekannt.
Schock für einen Nau.ch-Leser!
Peter Z.* (68) setzt sich am Bahnhof in Basel in einen Zug der SBB nach Bern. In der ersten Klasse hängt er seine Jacke an den Kleiderhaken über den Sitzen.
Doch dann plötzlich das!
«Der Zug war noch nicht abgefahren, als ich plötzlich eine Hand in der Jackentasche spürte», erzählt er. «Schlagartig drehte ich mich um. Sofort wurde mir klar: Der Mann, der hinter mir sass, wollte mich gerade beklauen.»
Der Dieb, der mit einer Gruppe unterwegs ist, sei ungefähr 45 Jahre alt gewesen. «Ich vermute ein Osteuropäer, der einer Taschendieb-Gang angehört», so der Pendler. Peter Z. beweist Mut – und stellt den Dieb zur Rede.
«Er spielte den Unschuldigen, wollte nichts von einem Diebstahl-Versuch wissen. Einfach nur dreist», erzählt der Nau.ch-Leser weiter. Der Gipfel der ganzen Geschichte habe sich dann aber erst wenig später abgespielt.
Dieb probiert gleiche Masche zweimal
«Ich traute meinen Augen nicht», so Peter Z. «Ich sah, wie sich der Mann im gleichen Zug hinter eine ältere Frau setzte. Und den gleichen, gemeinen Trick noch einmal versuchen wollte. Sofort warnte ich die Frau und meldete den Dieb dem Kontrolleur.»
Daraufhin macht das Personal der SBB sofort eine entsprechende Durchsage und warnt vor den Dieben. Peter Z. erfährt: Insgesamt sind an diesem Februar-Morgen vier solche Taschendiebe als Team im noch am Bahnhof stehenden Zug unterwegs. Noch ehe der Zug losfährt, steigen sie wieder aus.
Auch auffällig: Der Senior und die Seniorin sitzen beide in der ersten Klasse, als sie beinahe Opfer der Taschendieb-Gang werden. Die Vermutung liegt nahe, dass die Diebe gezielt ältere Menschen in der ersten Klasse aussuchen. Sie dürften dort mehr Diebesgut vermuten.
Diebe wenden teils «ausgefallene Techniken» an
Diese Vorgehensweise «ist alles andere als neu», sagt Martin R. Schütz, Kriminalkommissär bei der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt, gegenüber Nau.ch. «Taschen- und Trickdiebinnen und -diebe sind oft zu zweit oder in Gruppen unterwegs, auch um ihre potenziellen Opfer abzulenken.»
Dabei würden sie teilweise «ausgefallene Techniken» anwenden, um «Sachen aus Jacken- oder Hosentaschen, Rucksäcken, Taschen et cetera zu stehlen».
Im Jahr 2022 gab es in Basel-Stadt 329 Anzeigen wegen Taschendiebstahls, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht. 58 Fälle wurden laut einer Tabelle des Statistischen Amtes Basel-Stadt aufgeklärt. Dabei waren 21 der Tatverdächtigen in der Schweiz wohnhaft, 15 im Ausland und bei 22 war der Wohnort unbekannt.
Schütz sagt dazu: «In den vergangenen Jahren dürfte ein guter Teil der ausländischen Taschen- und Trickdiebinnen und -diebe aus (süd-)osteuropäischen Ländern stammen. Seit einigen Monaten auch aus Nordafrika.» Dies könne er aber statistisch nicht untermauern.
SBB führen keine Statistik über Zug-Diebstähle
Wie oft solche Vorfälle im Zug geschehen, darüber führen die SBB keine Statistik, wie sie auf Anfrage erklären. Generell gelte jedoch: Wer im Zug bestohlen wird oder eine Beobachtung macht, soll die Polizei unter der Nummer 117 oder die SBB-Transportpolizei kontaktieren.
Auch die Kantonspolizei Basel erklärt, sie könne keine Angaben zur Anzahl Diebstähle im Zug machen.
*Name geändert