Schafe hinken wegen Schmerz-Krankheit – «Handlungsbedarf»

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Viele Schafe leiden unter der schmerzhaften Moderhinke. Jetzt wird fleissig getestet – mit ersten Erfolgen.

Schafe
Typisches Bild auf der Weide: betroffene Tiere hinken und grasen auf den Vorderknien – wegen der Moderhinke. - BGK/SSPR

Das Wichtigste in Kürze

  • Jedes fünfte Schweizer Schaf leidet unter der schmerzhaften Klauenkrankheit Moderhinke.
  • Der Bund hat ein Programm zur Bekämpfung gestartet.
  • Ziel: Die Erkrankung soll in weniger als einem Prozent der Betriebe nachweisbar sein.

Rund jedes fünfte Schweizer Schaf leidet unter der schmerzhaften Klauenkrankheit Moderhinke – auch als Klauenfäule bekannt.

Der Name der Krankheit ist selbsterklärend: Die Schafe beginnen zu hinken, weil ihre modernden Klauen schmerzen.

Trotz verschiedenen Massnahmen in den letzten Jahrzehnten kommt es in Schweizer Herden immer wieder zu Reinfektionen.

Deshalb hat der Bund nun ein grossangelegtes Programm lanciert, um die bakterielle Erkrankung in den Griff zu bekommen.

«Handlungsbedarf»

Konkret wird seit Anfang Oktober jede Schafhaltung auf die Moderhinke getestet. Bis Ende März sollen dann alle Schafe getestet werden.

Ein Zwischenfazit zeigt: In 1015 der bislang 5094 getesteten Schafhaltungen verzeichnete der Bund bislang positive Fälle.

Moderhinke
Rund 20 Prozent der Schafhaltungen wurden positiv auf die Moderhinke getestet. - BLV

«Die Zahlen zeigen deutlich, wie wichtig die schweizweite Bekämpfung ist.» Das sagt Tiziana Boebner-Lombardo vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) zu Nau.ch.

«Dass bei rund 20 Prozent der untersuchten Schafhaltungen positive Fälle festgestellt wurden, bestätigt den Handlungsbedarf.»

Gleichzeitig verdeutliche dies, dass die schweizweite Bekämpfung «gut begonnen hat». Die Kontrollen funktionierten gut und betroffene Betriebe könnten frühzeitig identifiziert werden.

Doch: «Wir müssen aber im Moment diese Zahlen vorsichtig interpretieren, da nur circa ein Drittel der Schafhaltungen im Moment beprobt wurden.»

«Auch kritische Stimmen» zu Testprogramm

Die BLV-Sprecherin verrät: «Die schweizweite Bekämpfung der Moderhinke wird von den Schafhalterinnen und Schafhaltern insgesamt positiv aufgenommen.»

Viele würden darin eine dringend notwendige Massnahme sehen, um die Moderhinke zu bekämpfen. «So würde die Tiergesundheit gefördert und das Wohlbefinden der Schafe verbessert.»

Das bestätigt auch Sven Dörig, Tierarzt und Leiter der Sektion Schafe beim Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer.

«Natürlich gibt es unter den Tierhaltern auch kritische Stimmen», sagt er zu Nau.ch. «Grossmehrheitlich sehen aber die Schafhalter die Vorteile, die eine Herde mit sich bringt, die frei von Moderhinke ist.»

Einige Betriebe konnten so bereits erfolgreich saniert werden. Heisst: «Diese Betriebe sind nun frei von Moderhinke», sagt Dörig.

Findest du Schafe herzig?

Der Erreger der Moderhinke lebt im Klauenhorn und wird von Tier zu Tier übertragen. Die Ansteckung erfolgt in der Regel bei der Sömmerung – wenn die Tiere im Sommer auf die Alp gebracht werden.

Problematisch ist zum Beispiel, dass alle Tiere dabei den gleichen Pfad nehmen müssen, um die Natur zu schonen. Angesteckte Schafe hinterlassen Keime auf dem Boden, sodass sich die nächsten, die den Pfad nehmen, infizieren.

Auch ungenügend gereinigte Werkzeuge und ungereinigte Transportfahrzeuge begünstigen die Weiterverbreitung.

Und wenn die Klauen mangelhaft gepflegt sind und die Tiere dort Verletzungen aufweisen, fördert das die Krankheit.

Moderhinke kann ohne Antibiotika bekämpft werden

Die Krankheit ist heilbar und kann in der Regel ohne den Einsatz von Antibiotika bekämpft werden. Allerdings erfordert die Behandlung viel Zeit und Aufwand.

Denn: Wird bei einem Schaf Moderhinke festgestellt, ist es unbedingt notwendig, die gesamte Herde zu behandeln.

Dabei müssen bei allen Tieren die Klauen kontrolliert und gekürzt werden. Anschliessend durchläuft die gesamte Herde ein Klauenbad. Diese Prozedur muss über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen regelmässig wiederholt werden.

Wirtschaftlichkeit leidet unter Moderhinke

Die Bekämpfung führt nicht nur zur Reduktion des Tierleids, Moderhinke-freie Schafherden sind auch wirtschaftlicher.

Tierarzt Sven Dörig erklärt: «Die Lämmer haben bessere Tageszunahmen und der Behandlungsaufwand für lahme Schafe wird für den Tierhalter deutlich geringer.»

Der Bund will mit dem Bekämpfungsprogramm die Moderhinke-Fälle auf einem Minimum halten. Nach Abschluss des Programms soll der bakterielle Erreger in weniger als einem Prozent der Betriebe nachweisbar sein.

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Kommentare

User #5550 (nicht angemeldet)

Wieso läßt man die Tiere nicht durch eine Lösung laufen, welche dieses Bakterium abtötet? So eine Art "Desinfektionsteppich"? Desinfektionsfussbad. Impfung hilft bei Bakterien nicht. H2O2, 3% würde vielleicht schon helfen. Das geht auch bei anäröben Bakterien.

User #4371 (nicht angemeldet)

Ich, dachte immer Schafe werden zur Gesundheit geimpft.

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