Schnellzüge sollen Tempo in Tunneln drosseln
Laut dem Lokführerverband könnten Schnellzüge viel Strom sparen, wenn sie das Tempo in langen Tunneln drosseln würden.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss Lokführerverband könnten Züge in Tunneln rund 30 Prozent weniger Strom brauchen.
- Dafür müsste die Geschwindigkeit von 200 km/h auf 160 km/h reduziert werden.
- Weitere Stromsparmassnahmen im Zugverkehr im Überblick.
Bahnunternehmen könnten gemäss dem Lokführerverband rund 30 Prozent Strom sparen, wenn die Schnellzüge in langen Tunneln das Tempo reduzieren würden. Ausserdem könnten in Randstunden und nachts die Wagen abgeschlossen und die Heizungen abgeschaltet werden.
«Die Fahrten mit 200 oder 230 Kilometern pro Stunde durch den Gotthard-, Lötschberg- und Ceneri-Basistunnel benötigen riesige Mengen an Energie». Das schreibt der Verband der Schweizer Lokomotivführer und Anwärter (VSLF) in ihrem Newsletter, über den die «NZZ am Sonntag» berichtete.
Neben dem natürlichen Luftwiderstand müssten die Züge den zusätzlichen Luftwiderstand in den engen Tunnelröhren durchbrechen.
Reduktion von 30 Prozent möglich
Eine Reduktion von 200 km/h auf 160 km/h würde den Energieverbrauch um 30 Prozent senken, schreibt der VSLF. Das würde natürlich eine etwas längere Fahrzeit zur Folge haben. Im Gotthard-Tunnel zum Beispiel betrüge die Verlängerung aber nur vier Minuten.
Ausserdem sei der Energieverbrauch für das Kühlen und insbesondere für das Beheizen der Züge nicht zu vernachlässigen. Je nach Zug und Einsatz mache das rund 15 bis 20 Prozent des Energieverbrauchs aus. Bahnbetreiber sollten daher darüber nachdenken, in Randstunden und nachts ganze Wagen abzuschliessen und nicht zu beheizen. Die Frequenz sei zu diesen Zeiten nicht sehr hoch.
Stromsparpläne der Schweizerischen Bundesbahnen
Auch müsse die «über Jahre vernachlässigte» Ausbildung zum ökologischen Fahren nachgeholt werden. Mit einer vorausschauenden Fahrweise etwa könne viel Energie eingespart werden. Mit diesen Massnahmen wäre es möglich, alle Züge weiterhin fahren zu lassen und die Fahrzeiten einzuhalten.
Die Schweizerischen Bundesbahnen haben verschiedenen Szenarien ausgearbeitet, um Energie zu sparen. Eine Faustregel laute: Um zehn Prozent Strom zu sparen, muss das Angebot um 20 Prozent reduziert werden.
Eine solche Massnahme wäre dann aber kein Entscheid der Schweizerischen Bundesbahnen. Stattdessen müsste dieser von Bund und Kantonen gefällt werden. Das sagte SBB-Chef Vincent Ducrot am Donnerstag an einer Medienkonferenz.
Zunächst wollen die Schweizerischen Bundesbahnen aber vor allem ihren Gasverbrauch ausserhalb des Bahnbetriebs reduzieren. Dies geschähe etwa durch Reduktion der Heizungen in ihren Gebäuden und weniger Beleuchtungen. Gemäss Lokführer-Verband verbrauchen die Bahnen in der Schweiz rund 5 Prozent des Stromverbrauches. Dies inklusive Bergbahnen, Skilifte, Trams und Trolleybusse.