Schotte reist für Sterbehilfe in die Schweiz
Ein todkranker Schotte möchte heute in der Schweiz sterben. Vor seinem Tod richtet er letzte Worte an britische Politiker, um Freitodbegleitung zu legalisieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein 65-jähriger Schotte möchte heute Freitag in der Schweiz sterben.
- Er leidet an einer Motoneuron-Krankheit.
- In seiner Heimat – Schottland – ist die Freitodbegleitung illegal.
2015 wurde bei Richard Selley die Motoneuron-Krankheit diagnostiziert: Eine Gruppe von schwerwiegenden Erkrankungen, die Nervenzellen schädigen. Eine Behandlung, die die Krankheit aufhält, gibt es derzeit nicht.
Selley kommt aus Perth in Schottland. Weil die Freitodbegleitung in Grossbritannien illegal ist, reiste der 65-Jährige nach Zürich, um heute Freitag bei Dignitas in Würde zu sterben. Vor seinem Tod richtete er eine Bitte an britische Politiker: Um anderen Menschen zu helfen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.
Richard Selley möchte Sterbehilfe legalisieren
Der ehemalige Schuldirektor rief laut «DailyMail» dazu auf, Sterbehilfe zu unterstützen. Er sagte gemäss der Boulevardzeitung:
«Ich hoffe, dass Mitglieder des schottischen Parlaments in Zukunft Sterbehilfe unterstützen werden. Ich denke, die Dynamik für eine Gesetzesänderung wächst. Für mich wird es zu spät sein, doch ich hoffe, dass Menschen in einer ähnlichen Situation wie meiner bald die Wahl haben, zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl einen friedlichen Tod zu sterben.»
Richard Selley erzählte weiter, dass er seit der Diagnose vor vier Jahren die Fähigkeiten zu Gehen, Sprechen und Schlucken verloren habe. Auch hat er die meiste Kraft in seinen Armen verloren. Dennoch war er bemüht, optimistisch zu bleiben und hatte eine hervorragende Palliativversorgung.
Ehemaliger Schuldirektor möchte in der Schweiz sterben
Um nicht mehr leiden zu müssen, hat sich der 65-Jährige für die Freitodbegleitung durch Dignitas entschieden. Auch wenn sich der Verein gegen das Verbot professioneller Suizidhilfe einsetzt, geschieht der Freitod durch Dignitas nicht, indem man «an die Tür klopft und um den Tod bittet», wie Selley erzählt.
Er habe Briefe verfasst, seine Lebensgeschichte aufgeschrieben und medizinische Gutachten vorgezeigt. Hinzu kommen Kosten in Höhe von rund 10'000 Pfund. Richard Selley sei glücklicherweise in der Lage, sich den Besuch in der Klinik leisten zu können – «im Gegensatz zu anderen, die unter ähnlichen Bedingungen leiden».
Eine Sterbehilfe in Schottland hätte für den 65-Jährigen bedeutet, er müsste in seiner gesundheitlichen Verfassung keine lange Reise antreten und hätte zum Zeitpunkt seiner Wahl zu Hause sterben können. Bislang fehlte jedoch die ausreichende Unterstützung, um einen Gesetzentwurf durch das schottische Parlament zu bringen.
Geteilte Meinungen zur Sterbebeihilfe
Die Wahlkampfgruppe «Dignity in Dying» veröffentlichte ein Video von Richard Selley, in dem er zum Kampf gegen das Verbot zur Sterbehilfe aufruft. Die Geschäftsführerin Sarah Wooton sagte zu «DailyMail»: Richard und seine Frau hätten immensen Mut und Würde bewiesen. Sie erzählten ihre Geschichte und sprachen über die Ungerechtigkeit, die sie in Grossbritannien erlebten.
Wooton ist überzeugt, man müsse über Sterbehilfe sprechen, um die Betreuung am Ende des Lebens zu verbessern. Und zwar so, dass jede Person den für sich «richtigen Tod» bekommt.
Doch es gibt auch andere Meinungen. Gordon Macdonald von «Care Not Killing» sagte: Er sei traurig, dass der Fall von Richard Selley verwendet wird, um eine Kampagne zu rechtfertigen, die «langjährig bestehende universelle Schutzmassnahmen aufheben wird».