Schrebergarten-Chef platziert Portugiesen weg von Schweizern
Der Chef eines Familiengartens in Wallisellen ZH achtet darauf, dass keine Portugiesen neben Schweizern einquartiert sind. In Bern versteht man das nicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Einteilung der Parzellen ist eine wichtige Aufgabe von Schrebergärten-Chefs.
- Ein Zürcher schaut wegen verschiedenen Mentalitäten unter anderem auf die Nationalität.
- Bei anderen sorgt die Generationen-Frage eher für Differenzen.
Schrebergärten sind für viele ein wichtiger Rückzugsort. Im Grünen die schöne Natur geniessen – so die Wunschvorstellung der Hobby-Gärtner. Doch mitunter kann das Zusammenleben mit anderen auf engstem Raum schwierig sein.
Karl Pfister schaut als Areal-Chef des Gartens «Samichlaus» in Wallisellen ZH, dass die Regeln eingehalten werden. Wie er im «SRF Kulturplatz» erzählt, teilt er die Parzellen unter anderem anhand der Nationalität zu.
Wenn es darum geht, einen Platz zu besetzen, stellt sich Pfister die Frage, wer am besten zu den Nachbarn passt. «Vom Charakter her», so der Rentner.
«Man kennt die Kulturen der einzelnen Leute», führt Pfister aus. Und weiter: «Ein Portugiese ist komplett anders als ein Schweizer.» Diese Überlegungen müsse man als Garten-Chef mit einfliessen lassen.
«Zwei Verrückte nebeneinander, die komplett gegenseitig arbeiten – das wird wahrscheinlich ein Problem geben.» Das sei auch nicht böse gemeint, betont Pfister, für ihn ist aber klar: «Wenn man bei 120 Arealen alles durcheinander mischt, dann hätte man mehr Ärger, das wollen wir nicht.»
«Portugiesen feiern mehr als Schweizer»
Nau.ch hat bei Berner Schrebergärten nachgefragt, wie sie mit den verschiedenen Kulturen umgehen. Vorneweg: Die Unterteilung nach Nationen verstehen die meisten nicht wirklich.
Martin Blaser, Präsident der Sektion Bern Ostquartier, sagt: «Wir gehen nach unserer langen Warteliste. Bei den Nationen machen wir keinen Unterschied.» Nur Familien mit Kindern würden allenfalls bevorzugt.
Dass es gewisse Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen gibt, streitet Blaser nicht ab. «Die Portugiesen feiern beispielsweise vielleicht etwas mehr als die zurückhaltenden Schweizer», sagt er. Ein Problem sei das aber nicht.
Insgesamt bieten die 240 Parzellen des Gartens Platz für Menschen aus 28 Nationen. Laut Blaser etwas Positives: «Wir achten sehr auf die Integration.»
Generationen-Frage präsenter als Frage der Herkunft
Ähnlich klingt es bei Cyril Marti, Präsident der Sektion Eymatt: «In der Eymatt vergeben wir die Gärten ohne Berücksichtigung von Nationalitäten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Herkunft von Nachbarn einen äusserst geringen Einfluss auf die nachbarschaftliche Beziehung hat.»

Stattdessen seien die Differenzen zwischen den Generationen seien grösser. Laut Marti heisst das konkret: «Während jüngere Pächter Wert auf Biodiversität und naturnahes Gärtnern legen, ist es für manch ältere Pächter wichtig, dass die Salatköpfe exakt 10 Zentimeter Abstand voneinander haben und ja kein Unkraut dazwischen wächst.»
Peter Scheidegger, Präsident der Sektion Jorden, schaut bei der Vergabe der Gärten ebenfalls nicht auf die Herkunft. Er sagt: «Ich hatte bisher keine Probleme mit den unterschiedlichen Kulturen.»