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Schweiz droht «die grösste Fahrplan-Verschlechterung aller Zeiten»

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Bern,

Der Bund plant für das Jahr 2035 ein neues Konzept für Fahrpläne von Zügen. Fachkreise kritisieren dieses: Es führe unter anderem zu schlechteren Anschlüssen.

SBB Bund Fahrpläne 2035
Der Bund plant ein Konzept, auf dem ab dem Jahr 2035 die Fahrpläne basieren sollen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Entwurf für ein neues Konzept des Bundes für Fahrpläne ab 2035 steht in der Kritik.
  • Fachkreise sprechen von langsameren Verbindungen und schlechteren Anschlüssen.
  • So gewinne man keine Fahrgäste, man vertreibe sie stattdessen.

Das Bundesamt für Verkehr erarbeitet derzeit ein neues Angebotskonzept für den Bahnverkehr. Darauf sollen ab 2035 die Fahrpläne der Züge basieren.

Doch ein Entwurf davon sorgt aktuell für rote Köpfe bei Fachleuten: Der Schweiz drohe die «grösste Fahrplan-Verschlechterung aller Zeiten». So lautet das Fazit der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGÖV), wie die «Berner Zeitung» berichtet.

«Damit gewinnen wir keine Fahrgäste, wir vertreiben sie», schreibt die Gemeinschaft. Auch Guido Schoch, Ex-Direktor der Zürcher Verkehrsbetriebe (VBZ), kritisiert das Konzept scharf: «Ich frage mich, wie man überhaupt auf solche Szenarien kommt.»

Schlechtere Anschlüsse an Knotenbahnhöfen

Laut der IGÖV führe der Plan zu längeren Fahrzeiten und schlechteren Anschlüssen. Letzteres treffe etwa in Knotenbahnhöfen wie Lausanne, Neuenburg, Olten, Luzern oder St.Gallen zu. Auch ab Bern würde es so in Richtung Berner Oberland deutlich schlechtere Anschlüsse geben.

Fahren Sie regelmässig mit dem Zug?

Von Basel-Olten-Luzern würde es keine direkten IC-/EC-Züge mehr ins Tessin geben. Die Railjet-Züge von Zürich nach Wien hätten 40 Minuten länger. Fahrzeitverlängerungen gäbe es auch auf der Strecke Genf-Basel (20 Minuten) und von Zürich nach München (mindestens 30 Minuten). Zudem würden Züge aus Deutschland und Frankreich nur noch bis Basel fahren.

Aussagen zu Fahrplänen laut Bund noch nicht möglich

Dass das Konzept «instabil» sei, habe sich laut dem Bundesamt für Verkehr schon vor einem Jahr abgezeichnet. Planungsparameter der SBB für die langfristige Sicherstellung eines zuverlässigen Bahnbetriebs hätten sich als unrealistisch erwiesen.

Hinzu kämen Verzögerungen bei SBB-Schlüsselprojekten für den Infrastruktur-Ausbau. Die Baustellendichte lasse zudem bis mindestens 2033 keine zusätzlichen Arbeiten auf dem Netz zu. Auch die technischen Mängel der FV-Dosto-Züge in den Kurven erschwere die Planung.

Deswegen würden die Arbeiten am Konzept für die Fahrpläne ab 2035 noch mindestens zwei Jahre dauern. Der Entwurf, der bei den Experten kursiere, würde nicht den endgültigen Plänen entsprechen. Daher seien noch überhaupt keine Aussagen über den Fahrplan 2035 und allfällige Anpassungen möglich.

«Verschlechterung» und «Bankrotterklärung»

Ex-VBZ-Direktor Schoch hält das für Humbug: Er spricht von einer «Verschlechterung» und einer «Bankrotterklärung, dass die TGV und ICE nicht mehr nach Zürich fahren sollen».

Es fehle ein grundlegendes Konzept für den Ausbau der Bahn, Gelder würden trotzdem einfach verteilt. Als Beispiel nennt er etwa den Bahnhof Lausanne, wo nach 14 Jahren Planung nochmals von vorne beginnen werden müsse.

Auch auf der Strecke München-Zürich hätte man laut Schoch eigentlich genügend Zeit gehabt, ab St.Gallen Überholmöglichkeiten für den Eurocity zu schaffen. Dort kann es aktuell schnell mal zu 30 Minuten Verspätung kommen.

Schoch warnt: «Wenn man jetzt richtig investiert, dann lässt sich noch etwas machen. Aber wenn man jetzt einfach weiter Geld mit der Giesskanne verteilt, ist die Lage bald nicht mehr zu retten.»

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Kommentare

User #4343 (nicht angemeldet)

Ist alles nur ein Vorschlag und 2035 ist noch lange hin. Tief durchatmen und Ruhe bewahren...

User #5169 (nicht angemeldet)

die sbb oberen plädieren ständig wegen dem gotthard autobahn mann sollte den öv benützen.ich arbeite in zch und basel benutze jeden sonntag hin und freitag zurüch nach bellinzona.versuchen sie einmal einen zug richtung zch am sonntag abend zu ergattern.changsenlos.dank dem ehemaligen ceo a.m. wurden sogar die flüge agno - zch gestrichen,er versprach direkte und mehrere verbindungen nach flughafen,nichts geschehen.

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