Schweizer Arbeitsmarkt braucht Frauen wegen Baby-Boom-Lücke
Schon bald wird der Schweiz eine halbe Million Arbeitskräfte fehlen. Nun soll beispielsweise das Rentenalter flexibilisiert werden und Frauen besser eingesetzt.

Das Wichtigste in Kürze
- Dem Schweizer Arbeitsmarkt wird schon bald eine halbe Million Arbeitskräfte fehlen.
- Allein durch Zuwanderung lässt sich dies nicht beheben.
- Dazu sollen Frauen stärker eingebunden und das Rentenalter flexibilisiert werden.
Der Schweiz wird schon bald bis zu eine halbe Million Arbeitskräfte fehlen. Allein mit Zuwanderung lässt sich die Lücke nicht schliessen. Deshalb soll das Rentenalter flexibilisiert und das Potenzial der teilzeitarbeitenden Frauen besser genutzt werden.
In den kommenden zehn bis zwanzig Jahren werden die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in Pension gehen. Weil aber massiv weniger junge Leute nachrücken, wird es im nächsten Jahrzehnt zu einer Verknappung der Arbeitskräfte kommen. Dies erklärte die UBS in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie.
Setzt sich das Beschäftigungswachstum wie seit 1960 fort, fehlen in den kommenden zehn Jahren mehr als 300'000 Arbeitskräfte. Bleibe die Nachfrage nach Arbeitskräften gleich dynamisch wie in den letzten 15 Jahren, fehlten gar 500'000.
Frauen stärker einbinden
In der Vergangenheit wurde der zusätzliche Bedarf an Arbeitskräften vor allem durch eine hohe Einwanderung gedeckt. In den nächsten zehn Jahren würde die Schweiz jährlich eine Netto-Zuwanderung von über 100'000 Personen benötigen. Anders könnte der Jahresmarkt bei einem Beschäftigungswachstum von 1 Prozent pro Jahr nicht ausgeglichen werden.
Eine derart starke Zuwanderung treffe aber auf erheblichen politischen und gesellschaftlichen Widerstand. Das glauben die Experten der Grossbank. Einwanderung sollte deshalb nicht die erste und einzige Option zur Rekrutierung zusätzlicher Arbeitskräfte sein.
Alternativ könnte nach Ansicht der UBS die Lücke etwa über eine höhere Einbindung der Arbeitskräfte gestopft werden. Insbesondere die Einbindung der Frauen.
Heute würden sich zwar 80 Prozent der Frauen am Arbeitsmarkt beteiligen. 45 Prozent arbeiten allerdings «nur» in Teilzeit. Insbesondere Frauen mit Kindern, die nicht mehr schulpflichtig sind, hätten nach Ansicht der UBS die Möglichkeit, ihre Arbeitspensen zu erhöhen.
Rentenalter flexibilisieren
Auch durch eine stärkere Beteiligung älterer Arbeitskräfte könnte das Potenzial der Erwerbskräfte gesteigert werden. Dazu brauche es eine flexible Ausgestaltung des Rentenalters. Eine fixe Erhöhung des Rentenalters ist gemäss UBS aber nicht dienlich. Nicht in allen Branchen würden in Zukunft mehr Arbeitskräfte benötigt.
Im Gesundheits- und Pflegebereich dürfte gemäss UBS die Nachfrage nach Arbeitskräften weiter ansteigen, in der Industrie dagegen stagnieren. «Der Stellen-Boom findet vor allem in Branchen statt, in denen heute überwiegend Frauen arbeiten», erklärte die Grossbank. Diese dürften sich in den kommenden Jahren auf dem Arbeitsmarkt daher besser zurechtfinden als Männer.