Schweizer Ärzte verschreiben immer mehr Opioide bei Bagatellfällen

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Bern,

Starke Schmerzmittel werden in der Schweiz zunehmend auch bei geringfügigen Verletzungen verschrieben.

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Der Konsum von Opioiden hat in der Schweiz zugenommen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz werden immer mehr Opioide verschrieben, auch bei kleinen Verletzungen.
  • Zwischen 2008 und 2018 haben die ausgestellten Rezepte sich fast verdoppelt.
  • Über die Gründe kann nur spekuliert werden.

Das zeigt eine Auswertung der verschriebenen Schmerzmittel bei rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten mit Brüchen, Prellungen, Verstauchungen oder oberflächliche Verletzungen.

Sowohl bei den leichten als auch bei den schweren Verletzungen wurden demnach deutlich mehr starke Opioide verschrieben, wie das Kantonsspital Baden (KSB) am Donnerstag mitteilte.

Innert 10 Jahren fast verdoppelt

Bei leichten Verletzungen wurden 2018 91,4 Prozent mehr opioidhaltige Schmerzmittel verschrieben als 2008, bei schweren Verletzungen 88,3 Prozent mehr.

Das ist laut den Medizinerinnen und Medizinern insofern bedenklich, als dass Opioide bei Schmerzen des Bewegungsapparats nach Unfällen nicht wirksamer sind als andere Schmerzmittel, jedoch oft unerwünschte Nebenwirkungen nach sich ziehen. Diese reichen von kognitiven Beeinträchtigungen über Übelkeit und Schmerzüberempfindlichkeit bis hin zur Gefahr der Opioidabhängigkeit.

Hintergründe unklar

Bereits frühere Studien hätten gezeigt, dass die Verschreibung von Opioiden in den vergangenen zwanzig Jahren in der Schweiz stark zugenommen hat, wie die Autorinnen und Autoren in der Studie schrieben. Die Schweiz gehört laut früheren Studien zu den vier grössten Verschreibern von Opioiden weltweit. Neu ist, dass dieser Trend nicht nur Tumorschmerzen betrifft, sondern auch Bagatellfälle.

Zudem beobachteten die Forscherinnen und Forscher regionale Unterschiede: Der Anstieg an der Verschreibung opiumhaltiger Schmerzmittel ist laut der Studie in der Deutschschweiz deutlich stärker als in den französisch- und italienssprachigen Teilen der Schweiz. Als Grund dafür werden in der Studie kulturelle Unterschiede zwischen den Sprachregionen genannt.

An der Studie, die im Fachblatt «Journal of Occupational Rehabilitation» veröffentlicht wurde, haben Forscherinnen und Forscher der Universität Bern, des Inselspitals, der Berner Fachhochschule, der SUVA sowie des KSB mitgewirkt.

https://doi.org/10.1007/s10926-023-10115-5

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