Schweizer Goldraffinerien wegen Ukraine-Kriegs im Scheinwerferlicht

Der Ukraine-Krieg hat Auswirkungen auf den Goldhandel, und die Schweiz ist Weltmarktführer in der Verarbeitung von Gold. Wie geht es weiter?

Aufnahme von Goldbarren bei einer Bank in Zürich. (Archivbild)
Aufnahme von Goldbarren bei einer Bank in Zürich. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/MARTIN RUETSCHI

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland ist der weltgrösste Goldproduzent, nun aber stark sanktioniert.
  • In der Verarbeitung von Gold ist die Schweiz Weltmarktführer.
  • Im Tessin will man sicherlich kein russisches Gold mehr verwenden.

Die Schweizer Goldbranche steht seit dem Ukraine-Krieg im Fokus der Öffentlichkeit. Mit Russland wurde einer der weltgrössten Goldproduzenten plötzlich mit drastischen Sanktionen belegt. Bei der Schweizer Raffinerie Argor-Heraeus aus dem Tessin gibt man sich derweil sicher, keinerlei russisches Gold mehr zu verwenden.

Die Schweiz ist in der Verarbeitung von Gold Weltmarktführer. Die Schweizer Goldraffinerien im Tessin und in der Westschweiz verarbeiten je nach Schätzung – zum Beispiel des WWF - bis zu 70 Prozent des weltweit geschürften Goldes. Vier der wichtigsten Raffinerien des globalen Marktes befinden sich auf eidgenössischem Boden: Metalor, MKS Pamp, Valcambi sowie die Firma Argor-Heraeus aus Mendrisio im Kanton Tessin.

Gold-Raffinieren gehörten früher Grossbanken

Wer das unscheinbare Gebäude von Argor-Heraeus von aussen betrachtet, würde jedoch kaum erwarten, dass sich hinter den mit Stacheldraht gesicherten Mauern eine der wichtigsten Goldschmelzen befindet. Die Fabrik, in unmittelbarer Nähe des Shopping-Tempels Fox Town, sieht relativ unscheinbar aus.

Doch leicht kommt man nicht in das Gebäude - trotz offizieller Einladung als Journalist. Erst muss eine Geheimhaltepflicht unterschrieben werden. Darin verpflichtet sich der Unterzeichnende, kein Edelmetall zu manipulieren oder es «aus der Firma zu entfernen».

Dass es nicht erlaubt ist, ein paar Goldbarren mit nach Hause zu nehmen, erstaunt natürlich wenig. Doch mit der dazu gehörenden Geheimhaltepflicht wird die Branche ihrem Ruf nach Verschwiegenheit gerecht.

Schweiz
Die Schweiz verbietet es, Gold und Golderzeugnisse aus Russland zu kaufen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/AP/SAKCHAI LALIT

Ursprünglich gehörten die Gold-Raffinerien in der Schweiz den Grossbanken. Doch haben sie sich heute allesamt verselbstständigt. Die grossen Finanzinstitute sind nun die Kunden. Und die Goldschmelzen profitieren vom guten Ruf der Schweiz.

Und sie geben sich auch alle Mühe, diesen zu erhalten. So stehen sie auf der «Good Delivery List» der London Bullion Market Association, der Londoner Goldbörse. Nebst Argor-Heraeus stehen auch die drei anderen grossen Raffinerien in der Schweiz auf der wichtigen Liste.

Weltweit gehören zu diesem Kreis insgesamt 64 Unternehmen, wie Argor-Heraeus Co-CEO Robin Kolvenbach am Dienstag am Firmenstandort in Mendrisio im Kanton Tessin ausführte. «Gold, das nicht von Firmen auf dieser Liste verarbeitet wird, ist de facto nicht marktfähig», führte er aus. Will heissen: Niemand würde es kaufen wollen, um sich daran nicht die Finger zu verbrennen.

«Wer russisches Gold kauft, finanziert Krieg»

Denn: Gerade im Zuge des Ukraine-Kriegs kam die Goldbranche (erneut) stark unter Beschuss. Schliesslich ist Russland ein wichtiger Goldproduzent und wer heute noch russisches Gold kauft, der finanziert einerseits den Krieg gegen die Ukraine mit, andererseits bricht er die internationalen Sanktionen gegen das Land.

Laut Argor-Heraeus Co-CEO Kolvenbach ist seine Firma im Umgang mit dieser Thematik höchst vorsichtig. Und zwar von Anfang an. So habe man bereits Stunden nach Kriegsbeginn sämtliche Geschäftsbeziehungen gekappt, in denen russisches Gold in irgendeiner Form eine Rolle spielt. «Wir lehnen sämtliches Gold ab, das in irgendeiner Form der Kriegsfinanzierung dienen könnte», betonte er.

Man versuche «wirklich alles menschlich und technisch Mögliche zu machen», um die Herkunft des Goldes zurückzuverfolgen. Schätzungsweise 100 von insgesamt 500 Mitarbeitern von Argor-Heraeus seien zumindest teilweise damit beschäftigt, die Umsetzung der strengen Standards zu garantieren. «Haben wir Zweifel, die wir nicht ausräumen können, dann schicken wir die gelieferten Barren an die Kunden zurück», führte er aus.

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