Schweizer Hilfswerke befürchten hohe Einbussen nach Trump-Entscheid
Laut eigenen Angaben sind auch Schweizer Hilfswerke von der Entscheidung der US-Regierung betroffen, vorerst Zahlungen für Auslandshilfe einzustellen.

Auch Schweizer Hilfswerke sind laut eigenen Angaben vom Entscheid der US-Regierung betroffen, Zahlungen für die Auslandshilfe vorerst einzustellen. Terre des Hommes befürchtet einen Einnahmenausfall von zehn Millionen US-Dollar pro Jahr. Und das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz muss mehr als 100 Angestellte entlassen.
Hunderttausende bedürftige Menschen auf der ganzen Welt seien vom Zahlungsstopp betroffen, so die Hilfswerke. Beim Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (Heks) handelt es sich um Mitarbeitende in der Ukraine, Äthiopien und der Demokratischen Republik Kongo. Sie werden dort in Projekten eingesetzt, die von der von Donald Trump aufgelösten Entwicklungsbehörde USAID finanziert wurden.
Heks: Mehr als 800'000 Menschen betroffen
«Heks wird die humanitären Projekte, die ausschliesslich von der US-Behörde finanziert werden, in diesen drei Ländern schliessen müssen.» Dies sagt Joëlle Herren Laufer, Medienverantwortliche des Westschweizer Hauptsitzes in Lausanne, am Donnerstag.
Mehr als 800'000 Menschen sind von den Auswirkung der Massnahme betroffen. Bei den Projekten handelt es sich unter anderem um die Verteilung von Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Hygiene-Kits. Die Aktivitäten von Heks vor Ort seien jedoch nicht völlig zum Erliegen gekommen. Dies, da die Organisation auf weitere Finanzierungen zurückgreifen könne, sagt Herren Laufer.
Terre des Hommes fordert USA zur Zahlungsstopp-Aufhebung auf
Wie die Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes am Donnerstag bekannt gab, verlieren rund 1,5 Millionen Begünstigte lebensnotwendige Unterstützung, wenn die US-Regierung ihren Ende Januar bekannt gegebenen Entscheid bestätigt. Betroffen wären insbesondere Hilfsprojekte von Terre des Hommes in Bangladesch und Ägypten.
Die Verträge von insgesamt 440 zum Teil langjährigen Mitarbeitenden hätten bereits suspendiert oder ausgesetzt werden müssen, schreibt Terre des Hommes weiter. 200 davon waren in Bangladesch tätig, über 100 in Ägypten. Auch Projekte in Ländern wie Kenia, Libanon, Afghanistan und Burkina Faso seien betroffen.
Die Stiftung Terre des Hommes Lausanne ruft die USA auf, den Zahlungsstopp wieder aufzuheben. Die internationale Gemeinschaft müsse ihre Verantwortung gegenüber hilfsbedürftigen Menschen wahrnehmen.
US-Administration verhängt 90-tägigen Stopp der Auslandshilfen
Das US-Aussenministerium hatte Ende Januar bekannt gegeben, Aussenminister Marco Rubio habe eine Überprüfung aller ausländischen Hilfsprogramme eingeleitet. Dies, um sicherzustellen, dass sie effizient seien und mit der US-Aussenpolitik im Rahmen der Amerika-zuerst-Agenda übereinstimmten.
Die US-Administration hat vorerst einen 90-tägigen Stopp eines Grossteils der Auslandshilfen beschlossen. Doch Terre des Hommes befürchtet, die Hilfsgelder könnten ganz ausbleiben. Terre des Hommes Lausanne verfügt über ein Jahresbudget von etwa 95 Millionen Franken. Eine Einbusse von zehn Millionen US-Dollar würde also etwa eine zehnprozentige Einnahmeneinbusse bedeuten.
US-Gelder durch Spenden und staatliche Hilfe ersetzen
Die Organisation gehört – wie acht weitere Terre-des-Hommes-Einheiten auch – zur Internationalen Föderation von Terre des Hommes. Es gibt auch die Organisation Terre des Hommes Schweiz mit Niederlassungen in Basel und Genf. Laut eigenen Angaben ist die Stiftung Terre des Hommes mit Sitz in Lausanne das grösste Schweizer Kinderhilfswerk.
Wie Terre-des-Hommes-Mediensprecher Cyril Schaub auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bekannt gab, wird das Hilfswerk versuchen, die US-Gelder anderswo hereinzuholen. Also mit Spenden von Privaten oder staatlichen Geldern.
Solidar Suisse unsicher über Zukunft von Projekten
Auch das Schweizer Hilfswerk Solidar Suisse ist betroffen. Nach dem Entscheid der US-Regierung weiss es nicht, wie es weitergeht mit drei Hilfsprojekten zugunsten von 36'000 Arbeitnehmenden in prekären Verhältnissen. USAID, die Entwicklungsbehörde der USA, wollte diese drei Projekte vollständig finanzieren.
Es gab entsprechende Verträge mit USAID für die nächsten zwei Jahre. Benjamin Gross, Leiter Kommunikation und Marketing von Solidar Suisse, bestätigte auf Anfrage entsprechende Aussagen von Solidar-Suisse-Geschäftsleiter Felix Gnehm vom Donnerstag in der Westschweizer Zeitung «24 heures».
Am Mittwochabend hatte Gnehm im Schweizer Radio SRF bereits gesagt, USAID schulde Solidar Suisse für vertraglich vereinbarte Leistungen eine halbe Million US-Dollar. Jeweils Ende Januar könnten die Hilfswerke bei USAID Rechnung stellen. Solidar Suisse rechne damit, dass das Geld noch komme, «doch wird es einem mulmig, wenn man die jetzige Administration sieht», sagte Gnehm mit Bezug auf die neue US-Regierung unter Donald Trump.