Schweizer Paare meiden Verlobungshotspot wegen Touri-Ansturm

Seit Monaten strömen asiatische Touristen nach Iseltwald BE. Weil das Dorf dermassen überfüllt ist, meiden es Schweizer und andere Touristen inzwischen.

Iseltwald
In der 400-Seelen-Gemeinde Iseltwald BE kommen täglich bis zu elf Busse voller Touristen an. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen der Netflix-Serie «Crash Landing on You» strömen viele Touristen nach Iseltwald BE.
  • Einem Fotografen aus der Region zufolge meiden viele Menschen den Ort deshalb.
  • Die Gemeinde selbst hat nicht viel von dem Ansturm.

Eine südkoreanische Unternehmerin gerät beim Gleitschirmfliegen in einen Sturm – und wird über die Grenze nach Nordkorea getragen. Dort wird sie von einem gutaussehenden Hauptmann entdeckt, der sie bei sich versteckt. Die beiden verlieben sich, dürfen aber nicht zusammen sein – Drama pur.

Die südkoreanische Netflix-Serie «Crash Landing on You» lockt seit Monaten zahlreiche asiatische Touristen nach Iseltwald BE. Der Grund: Eine Szene wurde dort auf einem Bootssteg am Brienzersee gefilmt.

Haben Sie «Crash Landing on You» geschaut?

Die Location ist eigentlich auch bei Pärli beliebt. Das Bergpanorama und die schmucken Chalets sind eine perfekte Kulisse für den Heiratsantrag. Das weiss John Wisdom, ein Fotograf, der in der Jungfrau-Region arbeitet. Vor dem Serien-Hype wurde er für zahlreiche Verlobungsshootings am Steg angefragt.

Pärli müssen wegen Touris für Verlobung ganz früh aufstehen

Heute ist das jedoch anders, wie er zu Nau.ch sagt: «Viele Menschen bleiben Iseltwald fern, weil sie an einem ruhigen Ort einen Heiratsantrag machen wollen. Unbeobachtet von den vielen asiatischen Touristen, die darauf warten, den Steg zu benutzen.»

In den letzten Monaten habe er alle seine Überraschungsverlobungen ganz früh morgens planen müssen. «Zwischen 7.30 und 8.30, bevor die Touristen-Busse ankommen.»

Iseltwald
Der Fotograf John Wisdom hat schon zahlreiche Paare auf dem «Crash Landing on You»-Steg in Iseltwald abgelichtet. So auch dieses Paar aus Singapur. - zVg/John Wisdom

Dennoch ist Wisdom «extrem beschäftigt» – die Pärchen weichen auf andere Orte aus. Obwohl er fast alle Verlobungsfotos mit dem Hashtag «#Crashlandingonyou» auf Instagram postet, betont er, sein Erfolg habe nichts mit der Serie zu tun. «Aus Korea hatte ich bislang nur ein, zwei Paare.»

Berner Gemeinde hat nicht viel von Touristen-Flut

Auch die 400-Seelen-Gemeinde Iseltwald macht mit den koreanischen Touristen nicht das grosse Geschäft. «Durchschnittlich kommen momentan pro Tag zwischen fünf bis elf Reisebusse», schreibt die Gemeinde auf Anfrage. Aber «von den Gruppenreisenden profitiert Iseltwald nicht direkt».

Denn: Die Touristen seien hauptsächlich am Netflix-Drehort interessiert. «Sie gehen vorne zum Steg, stehen an, machen Fotos und posten diese auf den sozialen Medien.» Teilweise würden sie bis zu 60 Minuten warten.

Dass Schweizer und andere Touristen vertrieben werden, findet die Gemeinde «sicherlich schade».

«Der Tourismus war für unser Dorf schon immer sehr wichtig, aber es sollte in einem gesunden Gleichgewicht sein. Eine Lösung für die Touristen-Flut haben wir bis jetzt noch nicht gefunden.»

Kommentare

User #4918 (nicht angemeldet)

Wegen all der negativen Berichterstattung bin ich dieses Jahr nicht nach Iseltwald gefahren., um von dort nach Giessbach zu wandern. Obwohl ich sonst versucht habe das mind. 1x im Jahr zu machen seitdem ich nicht mehr in Beatenberg lebe. Ich liebe den Steg und die Aussicht dort und frage mich wie es den Einheimischen geht, die den Platz doch bestimmt auch lieben und nun selbst zahlen müssen dafür? Oder bekommen sie von der Gemeinde Freimünzen? Aber das ruhige daSitzen, schwimmen gehen und genießen ist wohl eh vorbei. So schade. Ist es nicht möglich die Plätze in Bus und Schiff zu beschränken? Und zwischen Touristen- und Anwohnerplätzen zu unterscheiden, also z.b. Anwohner dürfen immer reisen, alle anderen brauchen limitierte Reservierungen. Krass, sowas zu überlegen, kann es kaum fassen, mir solche Gedanken zu machen, aber ich kann so verstehen dass es Anwohner extrem nervt, ähnlich wie in Lauterbrunnen. Und wenn aber für sie auch alles Teurer und beschränkter wird wie der Zugang zum See, dann wird der Ärger noch grösser. Dann aber die Frage: Dürfen sich nur noch die mit Geld das Schöne leisten? Die Schweizer sind eh so unglaublich gesegnet. Da erscheint das, auch was ich mir überlegt habe mit den limitierten Reservierungen für die Anreise fast unmoralisch. Also ich glaube ich fände es wichtig dann die Preise extrem fair zu gestalten, z.b. als Familie zahlt man den gleichen Eintritt wie eine Einzelperson oder wie ein Paar. Und nicht zu hoch.

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