Sieben junge Dscheladas erobern den Zoo Zürich
Das Wichtigste in Kürze
- Junge Dscheladas reiten auf den Rücken ihrer Müttern durch die Anlage.
- Dscheladas sind in Harems organisiert.
Flink und frech: Zwischen Ende Mai und Anfang September sind im Zoo Zürich sieben Dscheladas auf die Welt gekommen – gerade rechtzeitig zum 10-Jahr-Jubiläum des im Jahr 2008 eröffneten Afrikanischen Semien Gebirges.
Die Jungtiere, deren Fell noch schwarz ist, kennen keine Scheu: Flink turnen sie auf den Steinen herum, rangeln und necken sich, springen ihren Müttern auf den Rücken und reiten so über die Anlage – begleitet von lautem Geschrei. Es ist gerade Fütterungszeit, als Zoo-Kurator Robert Zingg heute Mittwoch seine Präsentation startet und lauter sprechen muss als gewohnt.
Der Dschelada-Nachwuchs im Zoo Zürich ist das Ergebnis einer Männerrotation, die zuletzt 2016 stattfand, erklärte Zingg. Damals kamen vier neue Männchen nach Zürich: Dula und Elloi aus Edinburgh sowie Matuko und Maliik aus dem französischen Zoo Cerza.
In Harems organisiert
Dscheladas sind in Harems organisiert, die sich aus einem erwachsenen Männchen als Haremsführer und 3 bis 20 Weibchen und Jungen zusammensetzen. Mehrere Harems und Junggesellengruppen können sich zu Herden mit mehreren hundert Tieren zusammenschliessen.
In freier Natur halten die Anführer ihre Position etwa fünf bis sechs Jahre lang, bevor sie von anderen Männchen verdrängt werden. «Das ist auch das Alter, in dem ihre Töchter geschlechtsreif werden», sagte Zingg.
Im Zoo wird dieser Austausch kontrolliert durchgeführt – durch die Männerrotation: Haremsführer werden an andere Institutionen abgegeben und geeignete neue Männchen aus anderen Gruppen hinzugefügt.
Dula ist mehrfacher Vater
Kaum in Zürich angekommen, hat Elloi eine Gruppe von acht Weibchen übernommen. Dieser Harem ist laut Zingg zwar stabil, aus unbekannten Gründen gab es bisher aber noch keinen Nachwuchs.
Anders die Gruppe von Dula: Das älteste der neuen Männchen übernahm die restlichen Tiere, zu denen auch die beiden Neuen aus Frankreich gehören, und wurde im Herbst 2017 auf dem Zürichberg erstmals Vater. Zwischen 27. Mai und 9. September folgten in diesem Jahr gleich sieben Jungtiere – drei männliche, drei weibliche und bei einem ist das Geschlecht noch unbekannt.
«Weniger Kontrolle»
Doch auch wenn alle ihre Mütter Dulas Harem angehören, ist er nicht mit 100-prozentiger Sicherheit ihr Vater. «Bei so grossen Gruppen haben die Haremsführer weniger Kontrolle», sagte Zingg. «Und die anderen Männchen lassen sich die sich bietende Gelegenheit nicht unbedingt entgehen.»
Insgesamt leben im Zoo Zürich aktuell 39 Tiere oder zehn Prozent aller weltweit in Zoos betreuten Blutbrustpaviane, wie sie auch genannt werden. Die Dscheladas, deren Heimat das äthiopische Hochland ist, gehören seit 1955 zum Tierbestand des Zoos. Seither kamen 135 Junge zur Welt.
Unbequemer Schlafplatz als Schutz
Die Tiere sind Gebirgsbewohner und leben in Höhen von 1400 bis 5000 Meter über Meer. Entsprechend flink sind sie auf der Anlage unterwegs: Schon die Kleinsten erklimmen mit Leichtigkeit jede Felswand und jeden Stein und verlassen sie mit spektakulären Absprüngen wieder. «Ihnen zuzuschauen ist äusserst kurzweilig, es läuft immer etwas», sagte Zingg.
Was für die Besucher nach purer Lebensfreude und Spielfreude aussieht, ist für die Tiere überlebenswichtig. Denn die Schlafplätze der Dscheladas, die sich von Gras, Sämereien und Wurzeln ernähren, liegen in schroffen, steilen und mehrere hundert Meter abfallenden Felsen. «Ob das Schlafen an diesen Orten entspannt ist, ist eine andere Frage», sagte Zingg. «Aber es bietet nachts Schutz und Sicherheit vor Leoparden.»