Donald Trump: Ist sein Friedensplan endgültig gescheitert?
Donald Trump will den Ukraine-Krieg beenden. Doch der neue Angriff auf die Ukraine lässt die Friedenspläne in den Hintergrund rücken. Sind sie gescheitert?

Das Wichtigste in Kürze
- Beim russischen Raketenangriff auf Sumy am Sonntag kamen mehr als 30 Menschen ums Leben.
- Merz spricht von einem «schweren Kriegsverbrechen», Trump von einem «Fehler».
- Russland-Experte Ulrich Schmid schätzt die Erfolgsaussichten des Trump-Friedensplans ein.
Völlig zerstörte Hausfassaden, Blutlachen, Leichen auf offener Strasse: Ein neuer schwerer Angriff erschüttert die Ukraine. Am Sonntag hat Wladimir Putin die Stadt Sumy mit Raketen attackieren lassen. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben.
Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind auch zwei Kinder darunter. Über 100 Zivilisten sollen verletzt worden sein.
Der wohl künftige deutsche Kanzler Friedrich Merz hat den Angriff in aller Deutlichkeit verurteilt: «Das ist eindeutig ein Kriegsverbrechen, und zwar ein schweres Kriegsverbrechen», sagte der CDU-Vorsitzende in einer ARD-Sendung.

Auch Donald Trump, der sich gerne als Putin-Versteher inszeniert, spricht von einem «Fehler». Er will den Ukraine-Krieg eigentlich schnellstmöglich beendet haben.
Der neue schwere Angriff aus Russland sendet nun ganz andere Signale. Ist der Friedensplan des US-Präsidenten für die Ukraine mit Sumy endgültig gescheitert?
«Trumps Friedensplan hat keine guten Erfolgschancen»
Ulrich Schmid, Professor für Osteuropastudien an der Universität St. Gallen, spricht bei Nau.ch Klartext: «Ja, Trumps Friedensplan hat keine guten Erfolgschancen.»

Die russische Armee hat ihm zufolge die zivilen Opfer bei diesem Angriff bewusst in Kauf genommen. «Beim Raketenschlag auf Sumy handelt es sich um eines der vielen russischen Kriegsverbrechen», sagt Schmid.
Es sei nicht abzusehen, dass Putin von seinem Kriegskurs ablasse. Denn: «Er sieht sich im Aufwind, weil Trump und sein Sondergesandter eine russlandfreundliche Linie an den Tag legen.»
Harte amerikanische Sanktionen gegen Russland sind laut Schmid «nicht in Sicht». Und die Initiativen des Sondergesandten Keith Kellogg hält der Experte für wenig realistisch. Kellogg arbeitet auf ein Einfrieren des Konflikts hin, was für Moskau aber inakzeptabel ist.
Donald Trump: «Schreckliche Sache»
Trotz russlandfreundlichem Kurs – auch Trump äussert sich nach dem Angriff auf Sumy kritisch.
In einer ersten Reaktion hat Donald Trump den russischen Raketenschlag gegen die nordukrainische Stadt als «schreckliche Sache» verurteilt.

Der US-Präsident sagte vor Journalisten: «Ich denke, es war furchtbar, und mir wurde mitgeteilt, dass sie einen Fehler gemacht haben.»
Worauf er sich bei seiner Einordnung als «Fehler» stützte, blieb auch auf Nachfrage eines Reporters unklar.
Und damit auch, was er mit dem «Fehler» genau meinte. Möglich ist, dass er den Angriff relativieren und sagen will, Russland habe ihn nicht absichtlich verübt.
US-Präsident war vom Angriff wohl überrascht
Laut Schmid lässt die erste Reaktion des US-Präsidenten darauf schliessen, dass er vom Angriff überrascht war.
Denn der Bombenangriff zeige einmal mehr, dass Russland Verhandlungsbereitschaft simuliere, aber gleichzeitig versuche, militärische Fakten zu schaffen.
Will heissen: «Russland arbeitet weiterhin auf eine faktische Kapitulation der Ukraine hin», sagt Schmid.
Selenskyj fordert Trump auf, die Ukraine zu besuchen
In einem Interview mit dem US-Sender CBS forderte Wolodymyr Selenskyj Donald Trump auf, die Ukraine zu besuchen. Und zwar, bevor sich der US-Präsident mit Russland auf vermeintliche Friedenslösungen festlege.
Dass Trump die Einladung von Selenskyj annehmen wird, hält Schmid für ausgeschlossen: «Vor allem nach dem Eklat im Oval Office hat Trump klargemacht, dass er die Ukraine in der Pflicht sieht. Er drängt die Ukraine immer weiter zu Zugeständnissen, ein Besuch in Kiew würde dieser Strategie diametral widersprechen.»