Skigebiete spotten über Fahrer-Limite bei Jungfraubahnen
Die Jungfraubahnen lassen ab Winter 2020 nur noch eine begrenzte Anzahl Leute auf die Piste. Ein Marketing-Gag, der nichts nützen wird, sind sich andere sicher.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Jungfraubahnen planen für die kommende Saison eine Beschränkung der Tageskarten.
- So sollen täglich nur 17'800 Menschen die Pisten zwischen Grindelwald und Wengen nutzen.
- Andere Skiregionen sehen im Projekt einen unsinnigen PR-Gag.
Wer nächste Saison die Jungfraubahnen benutzen und im Skigebiet Grindelwald Wengen fahren will, muss genug früh ein Ticket besorgen. Ab dem Winter 2020/21 werden nur noch maximal 17'800 Menschen auf den Pisten zugelassen.
Damit soll das Skigebiet zum einen geschützt werden, andererseits steckt eine Marketing-technische Überlegung dahinter. «Je knapper ein Gut, desto wertvoller ist es» – nach diesem Motto schränken die Betreiber das Skigebiet ein.
Simon Bumann ist CEO der Saastaler Bergbahnen. Für ihn ist der Marketing-Gag nur ein Versuch, um die Nachfrage zu steigern: «Es ist ein Hilfeschrei um Medienaufmerksamkeit, denn ich persönlich nicht ernstnehmen kann.»
An dessen Erfolg glaubt Bumann nicht: «Schon andere Skiorte haben versucht, die Anzahl Tagesgäste zu begrenzen. Sie haben die Idee jedoch schnell wieder fallen gelassen. Denn wenn die Leute in Unsicherheit gelassen werden, ob sie überhaupt ins Skigebiet können, gehen sie ganz einfach woanders hin.»
Dementsprechend hoch sei schlussendlich der Imageschaden: «Jeder, der die Reaktionen der Kunden etwas abschätzen kann, würde sich von dieser Methodik distanzieren.»
«Von Überbelastung ist keine Rede»
Auch Mediensprecher Stefan Reichmuth vom Skigebiet Arosa Lenzerheide ist nicht begeistert: «Stellen Sie sich vor, sie machen einen Tagesausflug von Zürich nach Grindelwald oder nach Arosa. An der Talstation angekommen, sagen ihnen die Mitarbeitenden, dass sie nicht mehr auf den Berg dürfen. Das, weil die Kapazitätsgrenze erreicht ist.»
Ausserdem halte sich der Ansturm in Grenzen. Sowohl Arosa Lenzerheide wie auch das Saastal ist sich einig: «Es gibt Spitzentage, an denen die Pisten gut gefüllt sind. Von einer Überbelastung ist allerdings nicht die Rede.»
Im Skigebiet Arosa Lenzerheide verzeichnete man im vergangenen Jahr im Schnitt rund 9'250 Besuchende. Der 1. Januar war mit 30'000 Gästen der absolute Spitzentag. Diese Zahlen seien aber eher aussergewöhnlich.
Im Saastal versucht man durch andere Massnahmen, einen «Fleischmärit» an den Skiliften und Gondeln zu verhindern. Etwa durch Anpassung der Öffnungszeiten, Erweiterungen der Anlage und die Kommunikation zu Besuchern und Unterkünften. Ob sich die Luxusgüter-Methode in Grindelwald und Wengern bewährt, wird sich erst in der kommenden Saison zeigen.