So ausgefallen nennen Schweizer ihre Haustiere
Schnurrsula, Karl Toffel oder Mu***i: Wenn es um die Namen ihrer Vierbeiner geht, entpuppen sich viele Schweizerinnen und Schweizer als Kreativköpfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Besonders bei den Büsinamen toben sich viele Besitzerinnen und Besitzer kreativ aus.
- Ein paar Beispiele: Herr Karl Toffel, Herr Mosimann oder Kaffee und Creme.
- Auch Schlangen, Kaninchen und Co. kriegen oft witzige Namen – Hunde seltener.
Ein Büsi namens Schnurrsula oder ein Hund mit Rechtschreibfehlern im Namen: Viele Haustierbesitzerinnen und -besitzer greifen auf die kuriosesten Wortkreationen zurück, wenn es ums Benamsen ihrer Vierbeiner geht. Den meisten Tierärztinnen und Tierärzten ist schon einiges begegnet.
Susanna Käppeli von der Tierklinik Interlaken BE zum Beispiel hatte neben Schnurrsula schon folgende Büsis in der Praxis: «Herr Karl Toffel, Herr Mosimann, Hägar oder Geschwisterkatzen Kaffee und Creme», erinnert sie sich bei Nau.ch.
Die Namen sind teilweise derart ausgefallen, dass Besitzerinnen und Besitzer peinlich berührt sind, wenn sie sie ihr offenbaren müssen. «Etwa bei den Namen Mu***i oder N*gi.»
Oft kommt laut Käppeli vor, dass ein Name nicht – zumindest nicht traditionell – zum Geschlecht der Katze passt. Denn: Viele erkennen am Anfang nicht, ob es sich beim Büsi um ein Weibchen oder ein Männchen handelt. «So gibt es männliche Katzen, die Nina heissen.»
Schnurrsula und Schnurrbert
Eine Schnurrsula war auch bei Vanessa Wigger in der Tierklinik Obergrund LU schon in Behandlung. «Es war ein altes Katzengeschwisterpaar, das Männchen hiess Schnurrbert. Das fanden bei uns alle total süss.»
Sie erinnert sich auch an eine Schlange namens William Snakespear oder zwei rote Katzengeschwister, die Aperol und Spritz hiessen. «Wir hatten auch einmal eine Katze namens Adolf bei uns, die wir neu vermittelten. Die Katze war komplett weiss, bis auf einen kleinen schwarzen Fleck direkt oberhalb der Lippe.»
Die neuen Besitzer fanden den Namen anstössig, wie Wigger erzählt. «Sie tauften ihn in Dolfi um, was ein bisschen harmloser ist. Im Nachhinein war es ihnen aber trotzdem unangenehm und sie nannten das Büsi Norbert.»
«Heutzutage tragen Kinder gängige Hundenamen»
Bei Hunden beobachtet Susanna Käppeli im Schnitt etwas weniger Kreativität: «Man sieht oft klassische Namen wie Luna oder Bello.» Dafür fällt ihr ein anderes Phänomen auf. «Heutzutage tragen Kinder gängige Hundenamen, etwa Mila, Juna oder Siro.»
Auch in Basel laufen zahlreiche Haustiere mit witzigen Namen herum. «Bei mir war einmal ein Hund, der hiess Bauhaus», erinnert sich Stella Egger-Bult von der Tierarztpraxis Dalbe. «Immer wieder begegnen mir auch Tiere mit Verschreibern im Namen.»
Zum Beispiel Hunde, die Lacky oder Dastin heissen statt Lucky und Dustin. «Natürlich kommt auch vor, dass anderssprachige Besitzerinnen und Besitzer ihren Tieren Namen geben, die auf Deutsch missverstanden werden. Zum Beispiel eine Hündin namens Chuchi.» Richtig ausgesprochen heisst Chuchi «Tschutschi» – die englischsprachige Besitzerin muss sich aber ständig Chuchichäschtli-Witze anhören.
Der Kater, den Egger-Bult selbst in ihrer Kindheit hatte, hiess auch Mu***i. «Meine Eltern schämten sich ein wenig dafür, den Namen haben wir nicht ausgewählt. Wir haben den Kater von der Familie übernommen, die vor uns in unserem Haus lebte», erinnert sie sich. «Er hat mich immer verhauen, aber ich habe ihn geliebt.»
Minicooper, Superhase und dickes Müsli
Isabelle Zulauf von der Exotenpraxis in Cham ZG ist unter anderem auf kleine Heimsäuger spezialisiert. Heisst: Kaninchen, Hamster, Ratten oder Mäuse. Als bei ihr eines Tages ein «Müsli» zur Behandlung angemeldet wird, erwartet sie genau das – eine Maus.
Am Tag der Behandlung taucht aber eine grosse Transportkiste auf. Zulauf staunt nicht schlecht: «Müsli hat sich als Sechs-Kilo-Katze herausgestellt.»
Sie kann bestätigen, dass nicht nur Büsis gerne witzige Namen haben. «Bei mir in der Praxis waren auch schon eine Schlange namens Frau Bootsmann und ein Huhn namens Omelett.»
Weitere Beispiele aus Zulaufs Praxis: Dicke Berta für eine knapp 100 Kilo schwere Tigerpython, Minicooper für einen Hamster oder Kaninchen namens Superhase und Erdbeeri. «Witzig war auch eine Schildkröte, die Popeye heisst, weil sie die ganze Zeit den Weibchen aufsitzt.» Also fast wie der Comicheld, der von seiner Frau regelrecht besessen ist.
Dass die Namen in den letzten Jahren kurioser geworden wären, beobachten die Tierärztinnen nicht. Dafür beunruhigt ein anderes Haustierphänomen Expertinnen und Experten: Viele Vierbeiner werden nicht artgerecht gehalten, sondern verhätschelt und vermenschlicht.
