So geht es bei Hotelplan jetzt weiter!
Die CEOs von Hotelplan und Dertour erklären, wie es jetzt weiter geht. Man wolle auf Wachstum, Kontinuität und gemeinsame Synergien setzen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros hat vier von fünf Einheiten der Hotelplan-Gruppe an Dertour verkauft.
- Die CEOs geben in einem Interview Auskunft, wie es weitergehen wird.
- Die Marke soll weiter bestehen, da so unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden.
Wie geht es weiter mit der Hotelplan Group? Ingo Burmester, CEO Zentraleuropa Dertour Group, Stephanie Schulze zur Wiesch, CEO Dertour Suisse und Laura Meyer, CEO Hotelplan Group, erklären im Interview mit Travelnews, warum die Unternehmen ideal zusammenpassen und was sich für Kunden und Reisebüros ändert.
Travelnews: Herr Burmester, wie kam es dazu, dass die Hotelplan Group das Interesse der Dertour Group geweckt hat?
Ingo Burmester: Wir passen strategisch und kulturell hervorragend zueinander und wir ergänzen uns sehr gut. Im Prozess haben wir aus Überzeugung gesagt, dass wir mit Hotelplan profitabel und nachhaltig wachsen können. Der Kernpunkt war, dass wir die bestmöglichen Partner füreinander sind.
Travelnews: Von aussen betrachtet hat die Hotelplan Group ein Portfolio, das die Dertour Group selber schon hat.
Burmester: Ganz im Gegenteil. Wir ergänzen uns bei den Marken sehr gut, wir haben im Schweizer Markt ja sehr unterschiedliche Positionierungen. Mit dieser Ergänzung können wir den gesamten Markt deutlich besser abdecken. Etwa bei den Spezialisten haben wir Unterschiede in der Ausrichtung oder im Portfolio, was als Ganzes ein komplementäres Bild darstellt und damit Vielfalt bietet.
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Travelnews: Wie wichtig ist Ihnen innerhalb der Hotelplan Group der Direktanbieter Vtours?
Burmester: Im deutschen Markt ist für uns Vtours extrem wichtig. Vtours war der Erste, der dynamisches Reisen auf Basis einer Traveltainment-Plattform angeboten hat und ich kenne Vtours auch persönlich von den Anfängen sehr gut. In einer früheren Funktion habe ich damals intensiv mit Vtours zusammengearbeitet – als White Label Produzent. Das ist ein stark auf dynamische Paketierung ausgerichtetes Unternehmen, sie haben ein eigenes, hervorragendes Flugportal, das wir nicht im Portofolio haben. Die angeschlossenen Produktinhalte, die wir über Vtours abdecken können, sind sehr vielfältig und ergänzen unser Portfolio in Deutschland sehr.
Travelnews: Wie stark waren Sie an der IT von Hotelplan und Vtours interessiert?
Burmester: Bei der IT haben wir schon vor, eine gemeinsame technologische Basis in Zukunft für das Volumen-Touroperating zu nutzen. Das soll uns Skalenvorteile bringen und die Systemkosten niedrig halten. Wenn wir das noch kombinieren mit einem profitablen Wachstum, haben wir ein grösseres Volumen auf Basis von günstigeren und effektiveren Systemressourcen.
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Travelnews: Frau Schulze zur Wiesch, weshalb soll Hotelplan und die weiteren Marken bestehen bleiben?
Stephanie Schulze zur Wiesch: Diese Markenvielfalt spricht innerhalb der Schweiz ganz unterschiedliche Kunden und Zielgruppen an. Genau das wollen wir erhalten und weiterentwickeln. Die Fans, die Hotelplan buchen, sind vielleicht nicht die gleichen Fans, die Kuoni oder Helvetic Tours buchen. Die Marken ergänzen sich sehr gut, sprechen vielfach unterschiedliche Zielgruppen an und so soll es auch bleiben, sowohl bei den Spezialisten wie auch bei den Badeferien.
Travelnews: Wie bewerten Sie die Situation bei den Reisebüros? Nehmen wir etwa das Beispiel Bülach, da liegen die Kuoni- und die Hotelplan-Filiale nur wenige Meter auseinander.
Schulze zur Wiesch: Wir haben zwei etablierte Vetriebsmarken. Da gilt das gleiche, das ich bei den Touroperator-Marken gesagt habe: Es gibt unterschiedliche Fans und unterschiedliche Kunden, die entweder eine Hotelplan- oder eine Kuoni-Filiale bevorzugen. Und das wird sich auch nicht ändern, das wollen wir aufrechterhalten. Aus der Hotelplan-Übernahme resultieren keine Filialschliessungen. Das ist absolut nicht unser Ziel, wir wollen weiter wachsen.
«Wir beraten in Reisebüros am besten»
Burmester: Reisebüros bleiben ein wichtiger Pfeiler in unserer Strategie. Wenn wir heute die Kundenzufriedenheit der verschiedenen Kanäle vergleichen – Online, Fremdbüros, eigene Büros –, dann ist diese in den eigenen Reisebüros am allerhöchsten. Wir erzielen hier die beste Kundenbeziehung und beraten am besten.
Schulze zur Wiesch: Sowohl Hotelplan wie Kuoni verkaufen Produkte, die beratungsintensiv sind, wo die Kunden einen hochstehenden Service schätzen und dadurch setzen wir auch weiterhin auf diesen Vertriebskanal.
Travelnews: Die regelmässige Prüfung, was floriert und rentiert, wird ja zweifellos stattfinden. Insofern liegt wohl schon ein Challenge für jedes Reisebüro in der Luft?
Schulze zur Wiesch: Absolut, das hat aber mit der angekündigten Übernahme nichts zu tun. Es ist doch völlig normal, die Wirtschaftlichkeit einzelner Filialen zu überprüfen. Auch in der Vergangenheit ist es dazu gekommen, dass mal eine geschlossen wurde, dass mal welche zusammengelegt wurden, ebenso wie auch Filialen neueröffnet und inhabergeführte Geschäfte übernommen werden. Von dem unternehmerischen Modus werden wir nicht abweichen.
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Travelnews: Frau Meyer, wie haben die Hotelplan-Mitarbeitenden die Neuigkeit aufgenommen?
Laura Meyer: Mit grosser Erleichterung, dass wir endlich Klarheit haben nach einem Jahr. In diesem Jahr wurde sehr viel geschrieben und spekuliert. Und es wurden manches geschrieben, was sich jetzt nicht als wahr entpuppt. Insofern ist es sehr gut, dass Klarheit geschaffen werden konnte. Als unsere Mitarbeitenden gehört haben, dass der Fokus von Dertour auf Kontinuität und gemeinsamem Wachstum liegt, waren einige sehr erleichtert.
Travelnews: Wie war die Stimmung zuletzt bei den Mitarbeitenden?
Meyer: Die Anspannung und die Ungeduld sind ganz klar gewachsen. Es gab immer wieder Medienberichte und Spekulationen und wir konnten keine Klarheit schaffen. Deshalb sind wir jetzt sehr froh, dass Klarheit besteht. Ich bin unglaublich dankbar, wie unsere Mitarbeitenden das gemeistert haben und wie sie den Fokus weiterhin auf die Kundschaft behalten haben. Wir konnten auch in diesem Jahr noch weiter wachsen und verzeichneten eine stabile Fluktuation und treue Partner und Kundschaft.
«Da zolle ich den Kollegen von Hotelplan Respekt»
Travelnews: Wieso ging's eigentlich so lange? Über ein Jahr.
Burmester: Wir sind ja nicht seit einem Jahr am verhandeln. Zudem geht es bei M&A-Aktivitäten immer um sehr viele Themen, die man genau berücksichtigen muss. Was mich sehr beeindruckt: in der Zeit der Verunsicherung so erfolgreich zu arbeiten, Chapeau, da zolle ich den Kolleginnen und Kollegen der Hotelplan Group höchste Anerkennung.
Travelnews: Am Ferienwohnungsgeschäft waren Sie gar nicht interessiert?
Burmester: Wir haben aus meiner Sicht jetzt eine hervorragende Lösung gefunden. Die HomeToGo Group ist ein sehr guter Partner für Interhome, die ergänzen sich hervorragend, was Produkt-Knowledge und technologisches Knowledge angeht. Von daher ist die Passung, die wir für die Hotelplan Group gefunden haben, die beste.
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Travelnews: Bleiben die Unternehmensdomizile von Hotelplan und Interhome an der Sägereistrasse 20 bestehen?
Burmester: Ich muss zunächst einmal sagen – ich bin begeistert vom Gebäude und fühle hier eine innovative, professionelle und sehr warme, offene Atmosphäre. Und ich bin begeistert vom Standort und den Menschen, die hier arbeiten.
Schulze zur Wiesch: Vielleicht zum weiteren Prozess kurz erklärt: Am Mittwoch war erstmal das Signing, bis zum Closing sind wir ja immer noch Wettbewerber. Die Migros ist immer noch Eigentümerin der Hotelplan Group und nach dem Closing werden wir uns in kleinen Gruppen zusammensetzen und die gemeinsame Wachstumsstrategie erarbeiten. Und da werden dann auch solche Themen besprochen. Es sind aber aktuell keine Veränderungen mit Blick auf die Hauptstandorte geplant.
Travelnews: Wie wird künftig das Organigramm aussehen?
Burmester: Die zukünftige Aufstellung erfolgt nach dem Closing. Es ist dabei wichtig zu schauen, wie gut passen die beiden Unternehmen vom Wertegerüst zusammen. Und das Level of Passion, die starke Kundenzentrierung und auch das Thema Nachhaltigkeit sind einfach Werte, wo wir uns sehr ähnlich sind.
«Für die Kundschaft ändert sich nichts»
Travelnews: Ob das alle Mitarbeitenden so sehen?
Burmester: Natürlich, wenn man über Jahre im Wettbewerb steht, dann hat man erstmal Vorbehalte. Und ich kann eine Verunsicherung auch sehr gut nachvollziehen. Aber wenn man es von aussen sieht, sind die beiden Unternehmen ideal füreinander positioniert.
Meyer: Wie das Hotelplan-Management in Zukunft aussehen wird, ist noch nicht bestimmt. Aber ich kann für die gesamte Konzernleitung sprechen, unser voller Fokus ist jetzt die Closing-Phase gut hinzubekommen und natürlich weiterhin erfolgreich unterwegs zu sein.
Travelnews: Was sagen Sie einem verunsicherten Hotelplan-Kunden in diesen Tagen?
Meyer: Für die Kundschaft ändert sich nichts. Es herrscht Business as usual. Wir haben weiterhin unseren top Service und unsere Produkte und wir blicken zuversichtlich auf das nächste Kapitel der Hotelplan-Gruppe.
Schulze zur Wiesch: Alles bleibt für den Kunden, ob bei Hotelplan, Kuoni oder Helvetic Tours, genauso wie es ist. Es sind die exakt gleichen Ansprechpartner, die Produkte, die heute in den Systemen buchbar sind, sind auch morgen buchbar, die Provisionsmodelle für die Agenten bleiben exakt die gleichen. Beratung und Verkauf läuft «as usual» auf beiden Seiten gegenüber dem Kunden weiter. Der Kunde soll davon gar nichts spüren.
«Fokus liegt auch Wachstum und Kontinuität»
Travelnews: Kann Hotelplan unmittelbar von günstigeren Einkaufskonditionen profitieren? Werden Hotelplan-Badeferien günstiger?
Schulze zur Wiesch: Ich kann dazu nur sagen, dass auch Kuoni vor zehn Jahren, als das Unternehmen von Dertour Group übernommen wurde, sogleich sehr viele Vorteile hatte. Ein grosser Vorteil, von dem wir bei Dertour Suisse profitieren, ist dass innerhalb der Dertour Group ein Zugriff auf ein weltweites Portfolio besteht. Und das würde Hotelplan und all den anderen Marken genauso zur Verfügung stehen. Das ist ein Benefit, der spürbar für Kunden ist.
Travelnews: Dann wird alles so bleiben wie es ist? Doch wie lange?
Meyer: Im Moment laufen die Geschäft as usual, der Fokus liegt auf Wachstum und Kontinuität und wir fangen jetzt an, Pläne zu schmieden, wie die künftige Systemstruktur aussieht.
Schulze zur Wiesch: Jetzt war erst Signing, dann kommt Closing und inzwischen sind wir als Wettbewerber unterwegs.
Burmester: Wir müssen das Closing abwarten, bevor wir über die zukünftige Zusammenarbeit sprechen. Und der Zeitpunkt des Closings wird abhängig sein von den Kartellbehörden.
Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst auf «Travelnews.ch» publiziert.