Sockenbilder, Enkelfotos und Sexfantasien: Die älteren Generationen neigen dazu, in den sozialen Medien viel Privates zu teilen. Das sorgt für Spott.
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Boomer und die Generation X neigen dazu, viel mehr in den sozialen Medien zu teilen als jüngere Generationen. Zum Beispiel dieses Sockenfoto. - Facebook

Das Wichtigste in Kürze

  • Ältere Generationen neigen dazu, im Internet mehr Privates zu teilen als jüngere.
  • Junge lachen sie deshalb aus oder erklären ihnen ungefragt Internetsicherheit.
  • Nur: Mit Medienkompetenz hapert es auch bei den Millennials und der Generation Z.
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«Hier hat es ein Kafi gegeben», schreibt ein Senior in einer regionalen Aargauer Facebook-Gruppe. Dazu teilt er ein Foto seiner Füsse unter dem Tisch – er trägt Sandalen und Socken.

Ein Beitrag, der dem Mann auch Spott einbringt. Für den Post gibt es zahlreiche Lach-Smileys, einer macht einen Witz über Sockenwerbung.

Andere Senioren-Posts sorgen gar für Kritik: Eine ältere Frau kommentiert auf Instagram einen öffentlichen Beitrag. Prompt die Antwort einer jungen Userin: «Zu deiner Info – wenn du Bilder deiner Enkelkinder postest, solltest du dein Profil auf privat stellen. Das ist grundlegende Internet-Sicherheit.»

Älterer Mann auf Facebook: «Habe Muskel-Fetisch»

Harmlose Fotos sind das eine – öffentliches Lästern über den Ehemann oder das Teilen von Sexfantasien das andere. «Ich habe einen Muskel-Fetisch», schreibt ein älterer Mann unter seinem vollen Namen in eine Schweizer Facebook-Gruppe. «Hätte ein junger Boy Lust, mich zu dominieren?»

Sein Profil ist öffentlich. Wer den Post liest, findet problemlos heraus, wie der Mann aussieht, wer sein Partner ist und wo er wohnt.

Teilst du viel Privates in den sozialen Medien?

Auch auf der bei der Generation Z (Jahrgänge 1997 bis 2012) beliebten Plattform Tiktok posten ältere Semester. Eine von ihnen ist Michelle. Regelmässig postet die ältere Frau dort romantische bis erotische Fantasien über ihren Lieblingsschauspieler Mike Faist. Und vergleicht ihn sogar mit ihrem Ehemann – Fotos inklusive.

«Jungs, ich bin schwanger», schreibt sie über ihr Selfie. Dann ein Foto ihres Mannes: «Ich habe dich nicht geschwängert, Michelle», steht dazu. Am Schluss ein Foto ihres liebsten Hollywoodstars, zu dem steht: «Also ist es meines, Michelle.»

Eine ältere Frau vergleicht ihren Ehemann mit ihrem Lieblingsstar – und träumt öffentlich davon, von ihm schwanger zu sein. - Tiktok

Fies: Viele machen sich über ihre Videos lustig, indem sie die Frau zynisch darin bestärken. Jemand schreibt: «Ich heule, was soll dieser Account?»

Boomer und Gen X posten mehr Privates

Sockenfotos, öffentliche Bilder der Enkel und Sexfantasien: «Oversharing» würden das die einen oder anderen vielleicht nennen. Also zu viel Privates teilen.

Damit sind die drei nicht alleine. Unter Babyboomern (Jahrgänge 1946 bis 1964) und der Generation X (1965 bis 1980) ist das ein weitverbreitetes Phänomen.

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So unverblümt reden ältere Generationen in den sozialen Medien.
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Andere zeigen ganz unbesorgt ihre ganze Familie öffentlich im Internet.
Zahlen
Zahlen zeigen: Tatsächlich teilen die älteren Generationen Privates im Netz «unbedarfter».

Generationenforscher Rüdiger Maas erklärt: «Tatsächlich sind die Mitglieder der Gen X und Co. wesentlich unbedarfter, wenn es ums Posten und Teilen von physischen Personen geht. Zum Beispiel beim Whatsapp-Status.»

«Da kämen Jüngere gar nicht auf die Idee, etwas zu teilen. Allgemein ist die Generation Z wesentlich zurückhaltender, vor allem wenn es ums Posten anderer Menschen geht.»

Ü40er fallen öfter auf Fake-Beiträge herein

Ganz allgemein schneiden die Jungen bei der Medienkompetenz besser ab, sagt Maas: «Wir konnten tatsächlich belegen, dass Menschen ab 40 mehr auf Fake-Beiträge hereinfallen als die jüngeren Generationen.»

Ältere würden Unregelmässigkeiten schlechter erkennen, die Jüngeren sofort auffallen. «Zum Beispiel die Anzahl Likes oder Beiträge im Vergleich mit der Anzahl Follower.»

Erkennst du Fake News in den Sozialen Medien gut?

Gewisse Konten kaufen sich nämlich Follower. Hat ein Konto Millionen angebliche Menschen, die folgen, aber kaum Likes, ist das ein Anzeichen dafür. «Auch fingierte Bilder oder Textbeiträge, Botbeiträge, falsche Quellen und so weiter erkennen Jüngere besser.»

Doch: Nicht immer und überall sind Junge den älteren Generationen medienkompetenztechnisch überlegen. Eine Studie aus dem Jahr 2023 zum Beispiel zeigt, dass US-Teenager stärker an diverse Verschwörungstheorien glauben.

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