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SRF: Journalist bekommt wegen Illegal-Witzen aufs Dach

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Zürich,

In einer Doku begleitet ein Journalist von SRF die Bahnhofspolizei in Zürich. Dabei reisst er Witze, die nicht bei allen gut ankommen.

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Unter anderem für diesen Kommentar wird SRF-Journalist Livio Carlin kritisiert. - «SRF Impact»

Das Wichtigste in Kürze

  • In einem TV-Beitrag über die Bahnhofspolizei reisst ein SRF-Journalist Kiffer-Witze.
  • Für einen Zuschauer ein absolutes No-Go: Er findet den Beitrag «unterirdisch».
  • SRF nimmt die Kritik zur Kenntnis – verteidigt den Journalisten aber.

Die «Tagesschau» wird meist frisch rasiert und im adretten Anzug moderiert. Anders der Dresscode bei Formaten wie «Impact», mit denen SRF ein junges Publikum abholen will.

Hier zeigen sich die Journalistinnen und Journalisten entspannt im T-Shirt. Tattoos, Bärte und Co. werden gerne gezeigt.

Und: Statt sich nur auf die Fakten zu konzentrieren, teilen die Reporterinnen und Reporter auch einmal Anekdoten oder reissen einen Witz.

Diese Lockerheit ist Teil des Formats – doch nicht bei allen kommt das gut an: Im Netz bekommt SRF für einen solchen Beitrag über die Bahnhofspolizei in Zürich aufs Dach.

SRF-Reporter witzelt über Gesetzesbrecher-Kollegen

Auf der Social-Media-Plattform Reddit wettert ein Zuschauer: «Wer hat es diesem ‹Impact›-Fuzzi erlaubt, zur besten Sendezeit diesen absolut unterirdischen Beitrag über die Bahnhofspolizei auszustrahlen?»

Als «Fuzzi» beschimpft wird Livio Carlin (30), der nicht nur für SRF, sondern auch als Rapper arbeitet. Als «LCone» hat der Luzerner zwei Alben veröffentlicht.

Was hältst du davon, wenn Journalistinnen und Journalisten in Reportagen Witze reissen?

Dem Zuschauer fehlt «Hintergrundrecherche», kritische Fragen habe der Reporter nur zu Racial Profiling gestellt. So wird es genannt, wenn die Polizei Menschen verdächtigt, nur, weil sie ausländisch aussehen.

Der Reporter streue «immer seine völlig unnötigen, unprofessionellen» Kommentare ein. «Zum Beispiel, dass er beim Rauchen auf dem Perron erwischt wurde. Oder dass sie seinen Kifferkollegen über den Weg laufen könnten.»

Damit spielt er auf eine Szene an, in der eine Polizistin über einen «intensiven» Geruch spricht. Carlin deutet darauf mit einer Handbewegung einen Joint an und witzelt: «Ich habe Angst, dass wir Leute treffen, die ich kenne, die gerade etwas Illegales machen.»

Dann ergänzt er mit einem Augenzwinkern: «Aber ich gehe nicht davon aus. Ich kenne keine Leute, die etwas Illegales machen, natürlich!»

SRF verteidigt Reporter

Für den Zuschauer ein No-Go – er schliesst seine Tirade ab mit: «Für so was oder so jemanden zahle ich doch keine Gebühren!» 114 User sehen das auch so, und liken den Beitrag.

SRF nimmt die Kritik an Carlins Witzen «zur Kenntnis», wie Sprecher Roger Muntwyler zu Nau.ch sagt. «Impact» richte sich an ein junges Publikum.

Damit sich dieses «abgeholt fühlt» seien die Journalistinnen und Journalisten zur Einordnung «mit ihren eigenen Erlebnissen und Erfahrungen präsent». Das werde von den Zuschauerinnen und Zuschauern geschätzt.

SRF muss um junge Zuschauer kämpfen

Negatives Feedback, betont Muntwyler, habe es nicht vermehrt gegeben. Und: Die Kritik, dass SRF-Journalist Livio Carlin kaum kritische Fragen gestellt habe, weist er zurück. Unterwegs mit der Polizeipatrouille stelle er schliesslich Fragen zur Personenkontrolle.

«Zudem ordnet Livio Carlin ein, wie sich die Anzahl der Gewaltdelikte verändert hat.» Er erkläre auch, warum gerade Bahnhöfe Hotspots für Gewaltdelikte sind.

Schaust du viel TV?

Übrigens: Dass SRF Formate aufgezogen hat, die ein junges Publikum ansprechen sollen, kommt nicht von ungefähr. Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen, dass das Medienhaus immer weniger Zuschauer hat.

Das Durchschnittsalter des Publikums betrug 63 Jahre. SRF steht also vor der Aufgabe, auch die jüngeren Generationen abzuholen.

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Kommentare

User #2951 (nicht angemeldet)

Ob SRF oder sonst ein TV Sender, Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen.

User #2685 (nicht angemeldet)

wer schaut denn den Schlafsender SRF? das Serafe 100% nicht wert. und nun wollen sie noch Das Radio auf dem unersätzlichen FM abschalten mit DAB+? als wenn dann alle ihre Autos umbauen würden! seit wann ist die Schweiz so fortschrittlich selbstzerstörend?

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