St. Moritz kriegt wegen Öko-Skifahren aufs Dach
Zoff in den Alpen! St. Moritz bietet als erste Schweizer Destination CO2-neutrales Skifahren an. Dies sei «schlichtweg falsch», entgegnet die Alpen-Initiative.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Engadin soll bereits in diesem Winter klimaneutrales Skifahren möglich sein.
- Die Alpen-Initiative spricht dabei allerdings von Greenwashing.
- Bei Marketing-Experten kommt die Idee trotzdem gut an.
Beim Corviglia und Corvatsch mit reinem Gewissen die Pisten runterbrettern? In St. Moritz werde ab der kommenden Wintersaison CO2-neutraler Schneesport angeboten. So schmücken sich die Oberengadiner Bergbahnen in diesen Tagen.
Doch genau diese Behauptung sorgt nun für Zoff. Denn der Umtweltverein Alpen-Initiative ist alles anderes als begeistert. Er kontert: «Plumpes Greenwashing braucht niemand!»
Denn: Der neuerdings eingesetzte synthetische Kraftstoff GTL von Shell werde aus fossilem Erdgas hergestellt. Zu behaupten, dass dieser klimaneutral sei, «ist schlichtweg falsch», so der Vorwurf.
Bei den Bergbahnen heisst es: Das vermeintlich CO2-neutrale GTL werde künftig bei den Pistenfahrzeugen, Baumaschinen, Dienstfahrzeugen sowie in den Betrieben und Restaurants eingesetzt. Dieser werde sauber verbrannt und sei biologisch abbaubar.
Lockt klimaneutrales Skifahren Touristen an?
Dass das ein gutes Verkaufsargument ist, liegt auf der Hand. Marketing-Experte Felix Murbach ist begeistert, wie er gegenüber Nau.ch sagt: «Der Klimawandel ist real und betrifft uns alle – es braucht ein Umdenken. Und dabei könnte St. Moritz eine Vorreiterrolle einnehmen.»
Dass die Meldung des klimaneutralen Skifahrens mehr Leute anlockt, glaubt Murbach aber nicht. «Es geht ums Image. Ich kann die Kommunikation nachvollziehen, es ist clever gelöst.» Allerdings wäre eine saubere Begründung wünschenswert.
«Mit gutem Gewissen geniessen»
Ob umweltfreundlich oder nicht: Die Idee vom klimaneutralen Skifahren hat Zukunft, glaubt auch Markenexperte Stefan Vogler. Bald könnte gar an mehreren Orten in der Schweiz solches Skifahren angeboten werden. «Für die Schneesportorte wird es jetzt, wo die erste Mitbewerberin klimaneutralen Schneesport bietet, zur Pflicht im hart umkämpften Markt werden.»
Er sehe auch eine besondere Chance für die Schweizer Schneesportdestinationen, um sich gegen die ausländische Konkurrenz zu profilieren. «Klimaneutrale Ferien sind für Schweizer Tourismus ohnehin ein grosses Thema. Viele potenzielle Kunden möchten ihre Leidenschaft in Zukunft mit gutem Gewissen klimaneutral geniessen.»