Street Parade: Needle Spiker stechen für «Machtgefühle» zu
An der Street Parade in Zürich wurden acht Personen von Unbekannten mit einer Nadel gestochen. Ein Experte erklärt, was in den Köpfen der Täter vorgeht.
Das Wichtigste in Kürze
- Acht Partygänger wurden an der Street Parade heimlich mit Nadeln gestochen.
- Solche Needle Spiker können aus verschiedenen Motiven handeln.
- Unter anderem scheint die Reaktion der Opfer bei ihnen Machtgefühle auszulösen.
Nach zwei Jahren Zwangspause feierte die Zürcher Street Parade am Samstag ihr lang ersehntes Comeback. Allerdings verlief die grosse Party nicht ohne Zwischenfälle.
So wurden nach Angaben der Stadtpolizei unter anderem mehrere Fälle von Needle Spiking gemeldet. Acht Personen hätten deshalb den Sanitätsposten aufgesucht. Dabei handelt es sich um Nadelstiche, die Partygänger anderen Feiernden heimlich zufügen. Doch warum greifen die Täter zur Nadel?
Kriminologe Dirk Baier von der ZHAW nennt auf Anfrage von Nau.ch mehrere Gründe. So sei das Thema zuletzt in der Öffentlichkeit intensiv diskutiert worden, was Nachahmungstäter animiert haben könnte.
Baier führt aus: «Die ein oder andere Person kann das zum Anlass genommen haben auszuprobieren, wie es ist, mit einer Spritze andere anzugreifen.»
Acht Fälle an Street Parade sind sehr wenig
Ein weiteres Motiv ist laut Baier das Spiel mit der Angst. Für die Needle Spiker kann es «eine Art perverse Freude daran sein, anderen Angst einzujagen», so der Experte. Denn die Opfer werden heimlich angegriffen und wissen nicht, ob und was ihnen gespritzt wird. Für Baier ist klar: «Das löst auf Täterseite gewisse Machtgefühle aus.»
Schliesslich könnten gemäss Baier auch sexuelle Motive im Fokus stehen. Vor einiger Zeit habe man Frauen etwas in das Getränk gemischt. Needle Spiking könnte nun «ein neuer Weg sein, um Frauen zu sexuellen Handlungen zu bringen.»
In jedem Fall wäre die Zürcher Mega-Party wegen ihrer Grösse ein ideales Pflaster für die anonymen Nadel-Angreifer. Baier sagt: «Allerdings scheint die Street Parade glücklicherweise weitestgehend verschont geblieben zu sein.» Denn im Verhältnis zu den Hunderttausenden Besuchern seien acht Fälle eine sehr kleine Anzahl.
Dennoch müsse man gegen das Phänomen vorgehen, fordert der ZHAW-Kriminologe: «Es muss den Tätern deutlich gemacht werden, dass das Verhalten strafbar ist.» Nur so könne man verhindern, dass sich das Needle Spiking weiter ausbreitet.