Jetzt spricht Passagierin: «Seltsames Geräusch»
Swiss-Flug LX1885 von Bukarest nach Zürich muss am Montagnachmittag in Österreich notlanden. Zwei Crew-Mitglieder sind noch in Behandlung.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Maschine der Swiss musste am Montagnachmittag in Graz (Ö) notlanden.
- Die Passagiere wurden evakuiert und sind am Dienstagvormittag in Zürich angekommen.
- Zwei Crew-Mitglieder sind noch in Behandlung. Ein Mann liegt gar auf der Intensivstation.
Auf einem Flug der Swiss von der rumänischen Hauptstadt Bukarest nach Zürich kommt es am Montagnachmittag zu einem Zwischenfall.
Wie die Swiss via X mitteilt, musste Flug LX1885 in der österreichischen Stadt Graz notlanden.
«Die Piloten haben sich zu einer ausserplanmässigen Landung entschieden», schreibt die Airline. «Das Flugzeug befindet sich auf der Landebahn, die Passagiere wurden evakuiert.»
Die Insassen und die Crew mussten laut Flughafen nach der problemlosen Landung auf der Piste die Maschine über Notfallrutschen verlassen.
Später teilte die Airline mit, dass die Besatzung nach Triebwerksproblemen Rauch in Kabine und Cockpit festgestellt hatte.
Das Flugzeug landete sicher in Graz, die 74 Passagiere und 5 Crew-Mitglieder wurden evakuiert, betreut und versorgt.
Passagierin berichtet von Explosion
Eine Passagierin hat nach der Notlandung von einer Explosion am Triebwerk und viel Rauch in der Kabine berichtet.
«Es war ein seltsames Geräusch, sehr viel Rauch und die Leute konnten nicht atmen. Ich wusste nicht, was passiert war», sagte sie der österreichischen «Kleinen Zeitung» in einem Videointerview vom Dienstag.
Sie habe zunächst geschlafen, dann ein Geräusch gehört und Rauch gerochen. «Ich bin in Panik geraten, ich wusste nicht was los war», sagte die junge Frau.
«Ich versuchte mich zu beruhigen.» Der Flugzeug-Kapitän habe dann gesagt, dass er eine Notlandung machen müsse. Andere Passagiere hätten eine Explosion und Feuer am Triebwerk gesehen.
Flugbegleiter auf Intensivstation
Zehn Passagiere und vier Crew-Mitglieder mussten ärztlich betreut werden. Ein Besatzungsmitglied musste mit dem Helikopter ins Spital gebracht werden.
Inzwischen ist bekannt: Das Besatzungsmitglied wurde schwer verletzt. Laut der Landespolizeidirektion Steiermark muss der Flugbegleiter intensivmedizinisch betreut werden.
Ein Sonderflug für die gestrandeten Passagiere habe Graz um 09.45 Uhr verlassen, teilt die Swiss kurz vor Dienstagmittag mit. Er lande «in diesen Minuten mit 63 Passagiere des Flugs LX1885 an Bord in Zürich».
Für die Airline habe die Betreuung der Passagiere und Besatzung «höchste Priorität». Sie sei seit gestern Nacht mit eigenen Spezialistinnen und Spezialisten sowie einem Care-Team vor Ort.
«Alle hospitalisierten Passagiere konnten das Spital inzwischen verlassen. Derzeit befinden sich noch zwei Mitglieder der Kabinenbesatzung in medizinischer Behandlung.»
Swiss in «Sorge»
Die Swiss verfolge den «Zustand des Crewmitglieds, das sich auf der Intensivstation befindet, weiterhin mit Sorge».
Die Angehörigen seien vor Ort und würden ebenfalls durch Swiss-Spezialistinnen und -Spezialisten betreut.
«Unsere Gedanken sind bei den betroffenen Personen. Wir hoffen fest, dass sich der Gesundheitszustand unseres Kollegen zeitnah verbessert.»
Die Swiss machte zunächst keine Angaben zur Ursache des Zwischenfalls vom Montag.
Airbus -Triebwerke sind Sorgenkinder
Bei dem von einer Notlandung in Graz (Ö) betroffenen Swiss-Flugzeug handelt es sich um eine Maschine des Typs Airbus A220.
Der Jet gilt als modern und setzte bei der Indienststellung 2016 neue Massstäbe beim Treibstoffverbrauch.
Doch Sorgenkinder sind die Triebwerke. Es kam schon mehrfach zu Zwischenfällen und gar zu einem Einsatzstopp der Flotte.
Swiss setzt 30 Maschinen des Typs ein
Die Lufthansa-Tochter Swiss setzt 30 Maschinen des Kurzstreckenjets ein, 21 in der Lang- und 9 in der Kurzversion.
Die längere Ausführung verfügt über 145 Sitzplätze und hat eine Reichweite von gut 6000 Kilometer. Der Treibstoffverbrauch ist laut der Airline gegenüber vergleichbaren Flugzeugen bis zu einem Viertel tiefer.
Doch die Swiss und andere Airlines wie Air Baltic blicken auf eine lange Leidensgeschichte mit dem A220 zurück, vorab wegen der Triebwerke des US-Herstellers Pratt & Whitney. 2019 groundete die Swiss gar ihre A220-Flotte und unterzog sie einer Inspektion.
Vorausgegangen waren drei Triebwerkabschaltungen innerhalb von drei Monaten inmitten von Reiseflügen. Ein Notfallgremium musste evaluieren, ob und wie ein sicherer Flugbetrieb mit der Flotte sichergestellt werden konnte.
US-Luftfahrtbehörde liess Triebwerke zusätzlich prüfen
Motorenausfälle trafen auch andere Airlines. Die US-Luftfahrtbehörde FAA verlangte 2019 und 2020 in Anweisungen unter anderem zusätzliche Checks der Triebwerke von Pratt & Whitney.
Bei Vorfällen waren wegen einer Fehlfunktion Teile des Triebwerks nach aussen geschleudert worden.
Pratt & Whitney führte mehrfach Verbesserungen an den Triebwerken durch, darunter Material- und Designanpassungen, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen.
Doch erst im vergangenen Jahr musste fast jeder dritte A220-Swiss-Jet erneut vorübergehend am Boden bleiben.
Auch hier hatte Pratt & Whitney Ärger mit den Triebwerken. Gemäss der Lufthansa-Gruppe waren diese weniger zuverlässig als erwartet. Zu schaffen machten den Airlines zudem ein Ersatzteilmangel, Lieferprobleme und zu wenige Reparaturtermine.