Zwei Richter erheben Strafantrag gegen drei Kollegen – einer wird vom Vorwurf der Pornographie freigesprochen.
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Während sich der Vorwurf der Ehrverletzung auf alle drei beschuldigten Richter bezieht, war nur einem von ihnen zusätzlich der Tatbestand der Pornografie vorgeworfen worden. (Symbolbild) - keystone

Die Untersuchung eines Strafantrags zweier Richter am Tessiner Kantonsstrafgericht gegen die drei anderen Richter hat erste Resultate gebracht. Laut Informationen der Tessiner Staatsanwaltschaft kann einer der Richter vom Vorwurf der Pornografie entlastet werden.

Der ausserordentliche Staatsanwalt sei nach Prüfung der Akten zum Schluss gekommen, dass die rechtlichen Voraussetzungen für den Straftatbestand der Pornografie nicht gegeben seien, heisst es im Communiqué der Staatsanwaltschaft. Deshalb sei hinsichtlich dieses Straftatbestandes die Untersuchung eingestellt worden.

In Bezug auf die anderen Tatbestände seien die Ermittlungen noch im Gange, hiess es im Schreiben weiter. Bei diesen handelt es sich um mutmassliche Ehrverletzung.

Vorwürfe gegen Gerichtspräsident Ermani

Während sich der Vorwurf der Ehrverletzung auf alle drei beschuldigten Richter bezieht, war nur einem von ihnen zusätzlich der Tatbestand der Pornografie vorgeworfen worden. Laut Tessiner Medienberichten handelt es sich beim betreffenden Richter um den Gerichtspräsidenten Mauro Ermani.

Dieser soll eine Sekretärin sexuell belästigt haben. Konkret habe Ermani «der Frau via Whatsapp ein schlüpfriges Bild geschickt», hiess es. Der Anwalt von Mauro Ermani wollte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen, bis die Untersuchung abgeschlossen sei.

Ernennung eines ausserordentlichen Staatsanwalts

Vor gut zwei Wochen hatte die Tessiner Regierung die Öffentlichkeit über die Einsetzung eines ausserordentlichen Staatsanwalts aus dem Kanton Graubünden informiert. Dieser soll den Strafantrag zweier ordentlicher Richter des Kantonsstrafgerichts gegen die drei anderen ordentlichen Richter – darunter Ermani – untersuchen.

Parallel zur Untersuchung nahm der Druck auf den Gerichtspräsidenten zu. Insbesondere linke Parteien forderten eine Suspendierung oder einen Rücktritt von Ermani.

Beobachter haben zudem die Frage aufgeworfen, ob der Gerichtspräsident noch in der Lage sei, Prozesse gegen Personen zu leiten, die wegen Sexualstrafdelikten angeklagt sind. Das Thema dürfte auch den Tessiner Grossen Rat in seiner nächsten Session ab dem 16. September beschäftigen.

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