Thalwil ZH: Zürcher Polizist verursacht Unfall – und bleibt im Job
Vor 4 Jahren verursacht ein Zürcher Polizist einen Velounfall und flüchtet. Das seither gelähmte Opfer kann nicht fassen, dass er heute noch Dorfpolizist ist.
Das Wichtigste in Kürze
- In Thalwil ZH ereignete sich vor vier Jahren ein schwerer Velounfall.
- Der Unfallversucher, ein Polizist, meldete sich danach lange nicht bei der Polizei.
- Trotz des «unprofessionellen» Verhaltens arbeitet er jetzt bei einer Gemeindepolizei.
Vier Jahre ist es her, als ein Velofahrer in Thalwil ZH um ein Haar bei einem Unfall ums Leben kommt. Damals fährt er gerade die Dorfstrasse entlang, als aus einer steilen Gasse ein anderer Velofahrer hinunterrast.
Obwohl dieser keinen Vortritt hat, schiesst er auf die Strasse, sodass der andere Velofahrer stark abbremsen muss. Letzterer stürzt und zieht sich schwere Verletzungen zu. Heute sitzt der Geschädigte im Rollstuhl, ist vom Hals abwärts gelähmt und auf ständige Betreuung angewiesen.
Brisant: Der Unfallverursacher war zu dem Zeitpunkt als Polizist bei der Zürcher Kantonspolizei angestellt. Dort wurde er zwar entlassen. Aber: Mittlerweile arbeitet er wieder bei einer Gemeindepolizei, wie die «Zürichsee-Zeitung» berichtet.
Dies trotz «unverständlichen und unprofessionellen» Verhaltens, wie der Oberrichter feststellte.
Nach dem Sturz des Velofahrers hielt der Polizist nämlich nur kurz an, fuhr dann aber weiter. Gerettet wurde das Unfallopfer von einem Handwerker, der zufällig vor Ort war und erste Hilfe leistete.
Noch brisanter: Nach dem Unfall dauerte es fast zwei Wochen, bis er sich der Polizist bei der Polizei meldete. Zuvor informierte er sich unbemerkt bei seinen Mitarbeitern darüber, wie die Ermittlungen liefen. Der Fall wurde nämlich von seinem eigenen Polizeiposten untersucht, die Kollegen hatten einen Zeugenaufruf gestartet.
Polizist darf weiterarbeiten – für Opfer unverständlich
Zwei Gerichte, die Polizei und die Staatsanwaltschaft stellten schliesslich die Schuld des Mannes fest. Der Richter verurteilte ihn wegen fahrlässiger Körperverletzung und pflichtwidrigen Verhaltens bei einem Unfall. Der Polizist habe sich nach dem Unfall trotz entsprechender Ausbildung nicht angemessen verhalten. Dies dürfe nicht passieren.
Obwohl das Urteil inzwischen rechtskräftig ist, bleibt er bei einer Gemeinde als Dorfpolizist angestellt. Für das Opfer ist das unverständlich. «Das kann ich einfach nicht begreifen», sagt der Mann gegenüber der «Zürichsee-Zeitung».
Die entsprechende Gemeinde argumentiert gegenüber der Zeitung, dass jeder eine zweite Chance verdient habe. Ausserdem habe er sich in seinen 25 Jahren bei der Kantonspolizei nichts zuschulden kommen lassen. Überdies passierte der Unfall in seiner Freizeit.
Das Unfallopfer fordert, dass der Mann wenigstens in den Innendienst versetzt wird. Für die Gemeindepolizei kommt dies jedoch nicht infrage. Eine offizielle Entschuldigung hat der verunfallte Velofahrer nie vom Polizisten erhalten.
Nach Abschluss des Verfahrens bekam er jedoch einen Brief vom Unfallverursacher. Was darin stand, bleibt unbekannt. Der Anwalt wollte diesen nach Verfahrensende nicht öffnen.