Trotz «blinden Flecken» hohe Qualität bei Kriegsberichterstattung

Keystone-SDA
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Zürich,

Die Berichterstattung zum Ukrainekrieg ist in den Schweizer Medien durch eine überdurchschnittlich hohe Einordnungsleistung geprägt. Zugleich bestehe jedoch eine hohe Abhängigkeit von Nachrichtenagenturen, staatlich-militärischen Quellen und den sozialen Medien, wie das Forschungsinstitut Fög in einer Studie festhält.

Mitteilungsblatt
Zeitungen (Symbolbild). - Pixabay

«Gerade durch die Abhängigkeit von solchen externen Quellen besteht das Risiko, dass Narrative von Kriegsparteien unkritisch übernommen werden», liess sich Studienleiter und Medienwissenschaftler Linards Udris vom Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich in einer Mitteilung zitieren.

Generell seien staatlich-militärische Quellen aus der Ukraine deutlich präsenter sind als russische. Auch werde ukrainischen Quellen seltener widersprochen. Dies sei «bis zu einem gewissen Grad verständlich, da Russland der Aggressor ist und seit Jahren mit Desinformationskampagnen in Verbindung gebracht wird», heisst es in der Studie.

Die Analyse stützt sich auf eine Untersuchung der Kriegsberichterstattung zwischen Januar und Mai 2022 in 13 Medientitel aus der Deutschschweiz und der Romandie; Live Ticker und andere Ticker wurden nicht erfasst.

Die starke Fokussierung auf die beiden Konfliktparteien wird in der Studie bemängelt. Es existierten blinde Flecken in der Berichterstattung, etwa die drohende Hungersproblematik in den Ländern des globalen Südens wie Afrika werde vernachlässigt. Medien aus der Westschweiz gäben allerdings der Region Afrika mehr Gewicht als die Deutschschweizer Medien.

Generell attestiert die Studie der Berichterstattung zum Ukrainekrieg jedoch eine «bisher relativ hohe» Qualität. Die Einordnungsleistung sei mit einem 25-Prozent-Anteil an der Gesamtberichterstattung «überdurchschnittlich» hoch (Referenzwert: 14 Prozent). Ein positives Zeugnis wird auch dem Umgang mit Kriegsbildern ausgestellt. Dieser sei zumeist vorsichtig, es gebe kaum problematische Darstellungen von Toten und Verletzten.

Unterschiede zeigen sich laut der Studie zwischen Boulevard- und Pendlermedien sowie Abonnementsmedien und dem öffentlichen Rundfunk: Erstere hätten in der Regel kein eigenes Korrespondenten-Netzwerk. Dementsprechend beruhe die Auslandberichterstattung deutlich stärker auf Agenturmeldungen. Die Berichterstattung beruhe zudem stärker auf tagesaktuellen Kriegsereignissen und weniger auf Einordnungen. Beim öffentlichen Rundfunk stamme fast jeder fünfte und bei den Abomedien fast jeder dritte Beitrag von einer Korrespondentin oder einem Korrespondenten.

Wie die Forschenden weiter festhalten, thematisierten in den ersten Tagen nach der Invasion bis zu 45 Prozent aller Medienbeiträge den Ukrainekrieg. Dieser Wert pendelte sich schliesslich auf einen nach wie vor hohen Anteil von 20 Prozent ein. Zum Vergleich: Die Corona-Pandemie machte in ihrer Anfangsphase bis zu 70 Prozent der Berichterstattung aus.

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