Trotz Corona geöffnet: Bezirksgericht Winterthur verurteilt Wirt

Der Betreiber des Café Diexer in Elsau ZH öffnete sein Lokal während des Lockdowns mehrfach illegal. Nun wurde er zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt.

Elsau Café
Ein Mitarbeiter des Forensischen Instituts Zürich steht vor dem Eingang des wiedereröffneten Cafés Diexer in Elsau ZH. - Drone Air Media

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen Corona-Verstössen wurde der Wirt des Café Diexer verurteilt.
  • «Günter», wie sich der Beizer nennt, bewirtete trotz Lockdown Leute.
  • Jetzt muss er sieben Monate hinter Gittern absitzen – ohne Bewährung.

Der Wirt des Café Diexer in Elsau ZH hatte während der Corona-Pandemie mehrfach illegal sein Lokal geöffnet. Er schnitt sogar das Siegel durch, mit dem die Polizei sein Lokal zugesperrt hatte. Das Bezirksgericht Winterthur hat ihn am Dienstag nun verurteilt.

Das Gericht verurteilte den 56-jährigen Österreicher zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten, ohne Bewährung. Dazu kommen eine unbedingte Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu 30 Franken und eine Busse von 2500 Franken.

Die Urteilseröffnung fand jedoch ohne den Wirt statt. Er hatte das Gebäude schon einige Zeit zuvor verlassen, weil er das Gericht «nicht anerkennt». Bei der Befragung hatte er der verdutzten Richterin den Rücken zugedreht, dann ging er eine Zigarette rauchen.

Anhänger der Reichsbürger-Ideologie

Schon bei Prozessbeginn wurde offensichtlich, dass der Wirt Anhänger der Reichsbürger-Ideologie ist. Diese Verschwörungstheoretiker sind der festen Ansicht, dass der Staat eine «Holding» und die Polizei eine «Firma» ist. Staatliche Auflagen oder Gesetze sind ihrer Ansicht nach nichtig, weil sie «nicht unterschrieben worden seien».

Elsau Café Diexer
Das durchtrennte erste Siegel der Kantonspolizei Zürich am Eingang des Café Diexer. - Drone Air Media

Seinen Pass habe er nicht mehr. Sogar von seinem Nachnamen sagte sich der Wirt los. «Ich bin der Mensch Günter», sagte er und weigerte sich, sich auf den für ihn vorgesehenen Stuhl neben seinem Anwalt zu sitzen. «Der Mensch Günter» blieb stehen.

Finden Sie die Strafe berechtigt?

Sein Anwalt forderte einen Freispruch und führte aus, dass «Günter» den ersten Lockdown durchaus noch mitgetragen habe. Weil er vom Staat für sein im September 2019 gegründetes Café aber nur 68 Franken und 20 Rappen Nothilfe erhalten habe, habe er sich in seiner Existenz bedroht gesehen.

«Günter» bewirtete trotz Lockdown

«Seiner Ansicht nach hat das System versagt», sagte sein Anwalt. Den zweiten Lockdown konnte «Günter» nicht mehr nachvollziehen. Die anfängliche Ablehnung gegenüber dem Staat entwickelte sich zu einer zunehmend radikalisierten Lossagung vom Staatswesen.

Der Österreicher hatte sein Café in einer Gemeinde bei Winterthur mehrfach illegal geöffnet und Leute bewirtet. Als die Polizei das Lokal dichtmachte und ein Siegel an der Eingangstür anbrachte, schnitt er dieses kurzerhand durch.

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Interview mit Alexander Renner, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich. - Drone Air Media

Dabei liess er sich von einem bekannten Massnahmenkritiker filmen. Das Video ist heute noch auf Youtube. Ein Café ist das Lokal schon länger nicht mehr. Mittlerweile ist es ein «Vereinslokal», allerdings nur noch bis Ende Juli. Dann läuft der Mietvertrag aus und «Mensch Günter» muss das Lokal schliessen.

Droht anderen Skeptiker-Beizern dasselbe?

Nicht nur der Fall in Elsau ZH sorgte während des Lockdowns für Schlagzeilen. Auch in Zermatt VS widersetzten sich die Wirte der Walliserkanne vehement den Corona-Regeln. So verstiess das Brüderpaar mehrfach gegen die Zertifikatspflicht.

Im Zürcher Seefeld war es die Pizzeria Miracle die letzten Dezember für Furore sorgte. Auch hier weigerten sich die Betreiber, die Zertifikate zu kontrollieren. Das Lokal musste daraufhin schliessen. Ob da ebenfalls ein Nachspiel droht?

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