Coronavirus: Beizerin droht Entzug der Betriebsbewilligung
Das BAG stellt keine Lockerungen der Massnahmen gegen das Coronavirus in Aussicht – im Gegenteil. Dennoch öffnen heute Montag über 300 Gewerbebetriebe.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute Montag wollen zahlreiche Betriebe trotz Corona-Regeln ihre Türen öffnen.
- Schweizweit nehmen 315 Gewerbler am Projekt «wir machen auf» teil.
- Eine davon ist Daniela Liebi vom Landgasthof Rothorn in Schwanden bei Sigriswil.
In fast allen Kantonen der Schweiz sind die Restaurants weiterhin zu. Der Bundesrat will die aktuell geltenden Massnahmen gar bis Ende Februar verlängern. In der Gastro – aber auch in anderen Branchen – regt sich Widerstand.
Heute Montag wollen sich einige Gewerbler nun den Corona-Regeln widersetzen und trotz hoher Fallzahlen ihre Türen öffnen. Auf der Skeptiker-Plattform Telegram haben sich über 300 Schweizer Betriebe dem Projekt «wir machen auf» verpflichtet.
Eine davon ist Daniela Liebi vom Landgasthof Rothorn in Schwanden bei Sigriswil. Und für sie endete der Widerstand mit Tränen.
Kurz vor 14 Uhr machte die Polizei Ernst: Liebi muss ihre Gäste unter Tränen rauswerfen, darf noch kurz einkassieren. Jetzt drohen ihr der Entzug der Betriebsbewilligung und eine Anzeige, wie sie gegenüber Nau.ch sagt.
«Natürlich habe ich geöffnet», sagte Daniela Liebi am Montagmorgen am Telefon zu Nau.ch. Eine hohe Busse oder gar der Gang hinter Gitter schreckten sie nicht ab.
Die Gastronomin hatte die Schnauze voll und öffnete ihren Landgasthof heute pünktlich um neun Uhr.
Seit dem 22. Dezember war dieser geschlossen, so wie es die Behörden zur Bekämpfung des Coronavirus verordneten. Mindestens bis zum 22. Januar bleibt dies so.
Doch Liebi ist das egal. Als Teilnehmerin der Protestaktion «Wir machen auf» macht sie deren Name zum Programm. «Zum Zmittag habe ich diverse Anmeldungen. Ich serviere einen Klassiker: Hörnli und Ghacktes.»
Gut ein Dutzend Gäste lassen sich dies dann auch nicht nehmen und essen bei Liebi zu Mittag. Sie sind vorwiegend älteren Semesters, es hat aber auch Büezer. Im Verlauf des Mittags kommen immer wieder weitere Gäste.
Die Polizei kam zwar vorbei und sagte Liebi, sie müsse schliessen, verzog sich dann aber wieder. Die Wirtin widersetzt sich den Vorgaben der Polizei. Im Innern des Restaurants werden die Abstandsregeln hingegen eingehalten.
Coronavirus: Bern und Zürich die Hochburgen des Aufstands
Hochburgen sind dabei die Städte Bern und Zürich: In Bern wollen heute 27 Betriebe öffnen, in Zürich sind es laut der Webseite des Projekts 25. In Aarau haben 19 Betriebe offen, in Basel sind es 13.
Beizen beteiligen sich schweizweit 76, Cafés 25 und Bars 24. Auch insgesamt 30 Fitnessstudios wollen am Montag illegal ihre Türen öffnen. Und aus dem Sexgewerbe beteiligen sich 22 Betriebe an dem Corona-Aufstand.
Doch auch wenn einige Ortschaften mit besonders vielen Corona-Rebellen auffallen: Zum Öffnungs-Protest haben sich Betriebe fast überall in der Schweiz verpflichtet – von West- bis Ostschweiz. So öffnen in Genf fünf Betriebe, in Frauenfeld gar elf.
Auch in Winterthur und Luzern schliessen sich einige Betriebe dem Aufstand an: Dort öffnen heute je sechs Gewerbler ihre Türen. In Freiburg sind es acht, in Chur 10.
Unia verurteilt Aktion «aufs schärfste»
Die Unia hat die Aktion «Wir machen auf» in einer Mitteilung vom Montagnachmittag «aufs schärfste» verurteilt. «Angesichts von jetzt schon über 8000 Corona-Toten in der Schweiz ist sie ein Affront gegen die Menschlichkeit und den gesunden Menschenverstand», schreibt die Gewerkschaft.
«Darüber hinaus bringen die beteiligten Unternehmen ihre Angestellten in eine unhaltbare Situation.» Falls diese nämlich der Arbeitsaufforderung der Arbeitgeber trotz behördlichem Verbot Folge leisten, würden sie sich strafbar machen. «Die Mitarbeitenden begehen dann eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbusse bis zu 10'000 Franken geahndet wird.»
Idee zu «Wir machen auf» stammt aus Deutschland
Die länderübergreifende Initiative «Wir machen auf» agiert anonym. Kommuniziert wird via Webseite und Kurznachrichtendienst Telegram.
Die Idee stammt von Querdenkern aus Deutschland. Es gibt mittlerweile Ableger in Polen, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Der Branchenverband Gastrosuisse hatte sich am Freitag von der Aktion distanziert.