Ukraine Krieg: Gastgeber bleiben auf Flüchtlingsplätzen sitzen
Tausende Menschen sind aus dem Ukraine-Krieg in die Schweiz geflüchtet. Viele wollen ihnen helfen – doch die Behörden kommen nicht immer auf Angebote zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine sind Tausende Menschen in die Schweiz geflüchtet.
- Viele bieten ihr Zuhause als Unterkunft für die Geflüchteten an.
- Doch es werden nicht alle seriösen Angebote von den Kantonen aufgegriffen.
Fast 40'000 Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg sind hierzulande schon registriert. Viele von ihnen sind froh um eine Unterkunft bei Privaten – und die Solidarität ist gross. Doch offenbar klappt die Zuteilung nicht immer: Einige Schweizer Gastgeber bleiben auf ihren Flüchtlingsplätzen sitzen.
Nau.ch ist ein solcher Fall aus dem Kanton Zürich bekannt: Ein Privathaushalt meldet, man habe zwei Gästezimmer für Geflüchtete aus der Ukraine frei. Eine Person wird dem Zimmer zugeteilt, das andere bleibt bis heute leer.
Doch warum gehen die Behörden und Organisationen nicht auf alle seriösen Unterkunftsangebote von Privaten ein? Schliesslich wäre es für die Betroffenen doch wesentlich angenehmer, in einem Einfamilienhaus statt im Massenschlag schlafen zu können.
Auf Anfrage von Nau.ch verweist der Kanton Zürich lediglich auf die einzelnen Gemeinden, an die entsprechende Gesuche weitergeleitet werden. Eine bessere Erklärung liefert jedoch Bern: Der Kanton setze auf Massen-Unterkünfte, «damit Prozesse und Betreuung vereinfacht werden», so Sprecher Gundekar Giebel.
Private wollen «möglichst brave» Flüchtlingskinder aus Ukraine-Krieg
Denn: Viele Schweizer wollen helfen, sind aber wählerisch. Es sei schwierig, Angebot und Nachfrage zu hundert Prozent in Einklang zu bringen. «Viele wünschen sich zum Beispiel eine Mutter mit ein oder zwei Kindern – und diese sollten möglichst brav sein.»
Meist seien es aber ganze Familien oder Einzelpersonen, die aus dem Ukraine-Krieg geflüchtet sind. «Deshalb kann das Potenzial nicht hundertprozentig ausgeschöpft werden.»
Das gleiche Problem stellt sich in den Massenunterkünften, wie Giebel erklärt: «Wenn wir ein Zimmer mit vier Plätzen haben, aber eine Familie mit drei Personen platzieren, bleibt ein Platz leer.» Wenn es die Situation erfordere, würden künftig aber auch solche Plätze belegt.
Zwar bestehe ein grosses Angebot an Unterkünften – und alle, die eingehen, würden geprüft. «Es zeigt sich aber, dass die Ressourcen massiv hochgefahren werden müssen, wenn man signifikante Mengen an privaten Vermittlungen erreichen will.»
Denn private Flüchtlingsplätze sind mit enormem Aufwand verbunden. Allein ein Vermittlungsgespräch sei sehr aufwändig und dauere zwischen ein bis drei Stunden.
Auch sei es «äusserst schwierig zu beurteilen, ob ein Angebot seriös ist oder nicht. Ein unseriöses Angebot kann auch seriös daherkommen», warnt Giebel. Dass einzelne Angebote in der grossen Welle an Solidarität schlicht untergehen, glaubt er nicht. Es werde alles in einer Datenbank registriert, damit nichts verloren gehe.