Ukraine Krieg: Schweizer Gastfamilien wegen Behörden am Limit

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Zürich,

Täglich wächst die Flüchtlingsanzahl durch den Ukraine-Krieg in der Schweiz um Tausend an. Gastfamilien kommen wegen überforderten Behörden an ihr Limit.

Ukraine Krieg
Ukrainische Flüchtlinge und deren Gastfamilien werden in der Region Murten vom Gemeinderat begrüsst. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 37'000 UkrainerInnen haben sich in der Schweiz registriert.
  • Der Bund geht bis Ende Jahr von maximal 300'000 Flüchtlingen aus.
  • Doch schon jetzt zeigen sich die Behörden überfordert und gestehen Mängel ein.

Bislang haben sich über 37'000 Flüchtlinge in der Schweiz registriert, aktuell werden es täglich rund 1000 mehr. Der Bund geht von maximal 300'000 Geflüchteten aus der Ukraine bis Ende Jahr aus. Ein Ausblick, der den Behörden Sorge bereitet, denn schon jetzt zeigt sich eine Überforderung.

Nadja Rosenberger aus Chur hat vor einem Monat eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen. Seither hat sie acht Stunden mit Behörden und Ämtern telefoniert, wie sie der SRF-«Rundschau» berichtet.

«Würde es nicht wieder tun»

Sie hatte angenommen, sie bekomme etwa für Behördengänge Unterstützung – ein Irrtum. «Bei der Stadt sagte man mir, dafür gebe es keine Ressourcen.» Das sei frustrierend. «Die grosse Solidarität, die in der Bevölkerung da ist, gibt es von behördlicher Seite nicht», sagt sie.

Auch die finanzielle Unterstützung komme nicht in die Gänge. Erst die Grossmutter habe den Schutzstatus S erhalten, welcher zum Bezug von Sozialhilfe berechtigt. 300 Franken habe sie bisher erhalten. Die Mutter besitzt noch keinen Schutzstaus S und hat von der Stadt nur Essensgutscheine im Wert von 180 Franken erhalten.

Nehmen Sie auch Flüchtlinge bei sich auf?

Auf die Frage, ob Rosenberger dasselbe nochmals tun würde, sagt sie: «Mit dem Wissen, das ich jetzt habe und den Erfahrungen mit den Behörden, würde ich es nicht mehr tun.» Und dies nicht, weil es wegen der Flüchtlinge zu anstrengend wäre. Sondern wegen den Behörden.

Behörden gestehen Mängel bei Aufnahme von Geflüchteten aus Ukraine-Krieg ein

Von behördlicher Seite gibt man sich selbstkritisch und gesteht Mängel ein. Der zuständige Churer Stadtrat Patrik Degiacomi (SP) sagt der «Rundschau»: «Wir müssen auf allen Ebenen besser werden, da ist noch viel Luft nach oben. Es wurden Leute an verschiedenen Schaltern weggeschickt, welche, wie sich im Nachhinein zeigte, am richtigen Ort waren.»

raphael golta
SP-Stadtrat Raphael Golta. - Keystone

Auch der Zürcher Stadtrat Raphael Golta (SP) sieht Nachholbedarf beim Verteilungssystem in der Schweiz: «Im Moment ist die Situation noch chaotisch und übersichtlich. Nicht alle Gemeinden und Kantone sind gleich gut auf die aktuelle Herausforderung vorbereitet.» Auch die Signale des Bundes, was nun benötigt werde, wären nicht immer genug deutlich gewesen.

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