Ukraine Krieg: Martullo-Blocher erklärt Wort-Verbot
Trotz Ukraine-Krieg will die Ems-Chemie weiter in Russland bleiben. Chefin Magdalena Martullo-Blocher erklärt den Grund und spricht auch über ein Wort-Verbot.
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Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Ems-Chemie soll der Ukraine-Krieg als Ukraine-Konflikt bezeichnet werden.
- Laut Chefin Martullo-Blocher geht es darum, die Mitarbeiter in Russland zu schützen.
- Die SVP-Politikerin erklärt im «Eco Talk» warum ihre Geschäfte im Putin-Land weiterlaufen.
Etliche internationale Konzerne haben sich wegen dem Ukraine-Krieg zumindest vorübergehend aus Russland zurückgezogen. Auch Schweizer Firmen distanzieren sich vom Putin-Land. Der Zementkonzern Holcim etwa will seine russischen Werke mit 1000 Angestellten gar verkaufen.
Die Ems-Chemie hingegen bleibt mit ihren beiden Werken in Russland. Im «Eco Talk» von «SRF» verteidigt Magdalena Martullo-Blocher diese Entscheidung und sagt: «Es ist klar, dass wir in einem Land, wo es keine Kurzarbeit oder Arbeitslosengeld gibt, jetzt nicht noch Entlassungen vornehmen wollen.»
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Die Ems-Chemie hat demnach rund 60 Mitarbeiter in Russland. Das dortige Geschäft mache nur etwa ein Prozent des Gesamtumsatzes aus, so die Ems-Chefin. Mit dem Staat habe man überhaupt nichts zu tun, man liefere an die in Russland produzierende ausländische Autoindustrie. «Das Geschäft ist zusammengebrochen.»
Martullo-Blocher: «Wollen unsere Mitarbeiter in Russland schützen»
Die «WOZ» berichtete Anfang April, dass Martullo-Blocher in einer E-Mail an das Kader verfügt haben soll, intern und extern vom «Ukraine-Konflikt» zu sprechen. Das Wort «Ukraine-Krieg» soll bis auf weiteres nicht verwendet werden.
Darauf angesprochen bestätigte die SVP-Frau die E-Mail und meinte: «Wir hatten gehört, dass russische Mitarbeiter bei der Verwendung des Wortes bis zu 15 Jahre ins Gefängnis in Sibirien müssen. Wir wollten deshalb unsere Mitarbeiter schützen.»
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«Eco Talk»-Moderator Reto Lipp wollte daraufhin wissen, warum die Regelung nicht nur für die 60 Mitarbeiter in Russland gelte. Martullo-Blocher: «Das Geschäft verläuft heute so international, gerade auch im E-Mail-Verkehr. Jeden Tag wird kommuniziert – und die es reicht natürlich schon, wenn das Wort in einem E-Mail steht.»
Man müsse in dieser Hinsicht leider die Gegebenheiten anpassen, so die Politikerin und fügte an: «Das gilt in der Firma, das Geschäft ist nicht politisch.» Wenn sie politisch spreche, dann könne sie weiter das Wort «Krieg» benutzen.
Cassis hält sich zurück - Burkhard und Pfister sprechen von Kriegsverbrechen
Schwierig mit gewissen Worten in Bezug auf den Ukraine-Krieg tut sich derzeit auch das Schweizer Aussendepartement. Nach den Gräueltaten Butscha sprach das EDA am Sonntagabend nicht von Kriegsverbrechen, sondern von «Verstössen gegen das humanitäre Völkerrecht».
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Aussenminister Ignazio Cassis verteidigte die als zu zurückhaltend kritisierte Position am Montag vor den Medien und meinte: «Es sind schockierende Bilder, aber der Staat und Diplomatie müssen kühlen Kopf bewahren.» Zuerst müsse der Internationale Strafgerichtshof untersuchen, wer verantwortlich sei für diese Gräueltaten.
Cassis vermied erneut den Ausdruck «Kriegsverbrechen» – ganz anders die Partei-Präsidenten der FDP und der Mitte. Therry Burkart schrieb auf Twitter: «Die Bilder aus Butscha sind ein weiterer Beleg für schwere russische Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung in der Ukraine.»
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Direkte Kritik an der Zurückhaltung des Aussendepartements äusserte Gerhard Pfister. Der Mitte-Präsident schrieb auf Twitter: «Die Mitte erwartet, dass der Gesamtbundesrat klarere und deutlichere Worte findet zu den Kriegsverbrechen in der Ukraine als das EDA.» Beide Partei-Präsidenten forderten zudem weitere Sanktionen gegen Russland.