Ems: Martullo-Blocher verbietet Gebrauch von «Ukraine-Krieg»
Russland startete einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Doch in der Ems-Chemie darf gemäss CEO Magdalena Martullo-Blocher nicht «Ukraine-Krieg» gesagt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Magdalena Martullo-Blocher verbietet in der Ems-Gruppe das Wort «Ukraine-Krieg».
- So sollen Mitarbeitende vor einer Gefängnisstrafe in Russland geschützt werden.
- Aber auch das Geschäft in Russland soll nicht gefährdet werden.
In Russland darf das Wort «Ukraine-Krieg» nicht benutzt werden. Genauso geht es jetzt auch den Mitarbeitenden von Ems-Chemie. Laut Martullo-Blocher muss von «Ukraine-Konflikt» gesprochen werden.
Der Kreml spricht von einer «militärischen Sonderoperation» in der Ukraine. Offiziell aber haben die Russen einen Krieg gegen die Ukraine begonnen. Der brutale Kampf um das grösste Land auf dem europäischen Kontinent dauert nun schon seit einem Monat.
Gemäss Schätzungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) wurden fast 1200 ukrainische Zivilisten umgebracht. Davon sollen 145 Kinder gewesen sein. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher sein, teilt das OHCHR mit.
In der Schweiz ist die Politik in der Verurteilung des Krieges geeint, mit Ausnahme der grössten Partei: der SVP. Zahlreiche Exponenten haben Verständnis für die Kriegserklärung Putins, wollen, dass sich die Schweiz nicht einmischt. Für sie ist das der einzige Weg, neutral zu bleiben.
Der Ems-Gruppe wird das Wort «Ukraine-Krieg» verboten
Nun sorgt eine Vize-Präsidentin der SVP für Empörung. Magdalena Martullo-Blocher ist nicht nur Nationalrätin, sondern auch CEO eines riesigen Unternehmens in Graubünden. Die Ems-Chemie wird seit Jahren von ihr geleitet und hat während der Pandemie ihren Umsatz steigern können.
Gemäss der «WOZ» soll Martullo-Blocher in einem an Mitarbeitenden verschickten E-Mail das Wort «Ukraine-Krieg» verboten haben. Die CEO wolle eine einheitliche Kommunikation sicherstellen, steht in der Mail. «In der Ems-Gruppe wird intern und extern ab sofort und bis auf Weiteres von ‹Ukraine-Konflikt› gesprochen. Das Wort ‹Krieg› ist nicht zu verwenden.»
Offiziell begründet dies die Blocher-Tochter mit der Gefängnisstrafe, welche der Kreml für Benutzende des Wortes «Ukraine-Krieg» anordnen kann. So würden Mitarbeitende des internationalen Unternehmens geschützt, aber auch «das Geschäft», wie in der Mail steht. Denn die Ems-Gruppe beschäftigt auch Personen in Russland, nach eigenen Angaben 67.
Auf Anfrage der «WOZ» teilt das Unternehmen mit, die Produktion in Russland sei «komplett zusammengebrochen». Sollte es aber wieder Aufträge geben, würde Martullo-Blocher die Produktion wieder hochfahren; das hat sie in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» bestätigt. Es geht also auch um den Umsatz von rund 22 Millionen Franken, der in Russland järhlich generiert wird.