Ukraine Krieg: Putin-Diplomat hat nach Rücktritt kein Handy mehr
Wegen des Ukraine-Kriegs gab Boris Bondarew seinen Rücktritt als russischer Uno-Berater bekannt. Die Schweiz beschützt ihn. Nun wird klar, was das bedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Vergangene Woche kündigte Boris Bondarew seinen Posten als russischer Uno-Botschafter.
- In einem schriftlichen Statement drückte er seine Scham für sein Heimatland aus.
- Nun steht er unter Dauerschutz von Schweizer Sicherheitsbehörden.
Am Montag vor einer Woche hat Boris Bondarew sein Amt als russischer Uno-Diplomat niedergelegt. Mit einem Brief – der sich gewaschen hat – gab er seinen Rücktritt bekannt und schoss gegen sein Heimatland.
20 Jahre lang habe er als Diplomat gearbeitet und verschiedene aussenpolitische Richtungsänderungen gesehen. Aber «noch nie habe ich mich so für mein Land geschämt wie am 24. Februar dieses Jahres». An diesem Tag startete Russland seinen Einmarsch in die Ukraine und damit auch den Ukraine-Krieg.
BREAKING: 🇷🇺 Russia’s Counsellor to the United Nations in Geneva has resigned.
— Hillel Neuer (@HillelNeuer) May 23, 2022
Boris Bondarev: “Never have I been so ashamed of my country.”
UN Watch is now calling on all other Russian diplomats at the United Nations—and worldwide—to follow his moral example and resign.
🧵: pic.twitter.com/ZuKqq0gJO8
Seither steht der 41-Jährige unter Schutz von Schweizer Sicherheitskräften. Bondarew: «Ich möchte ich dafür bei der Schweizer Uno-Mission in Genf und der Schweizer Regierung aufrichtig bedanken.» Für seine Familie sei dies sehr wichtig.
Nonstop Schutz
Wie ernst es die Schweizer Sicherheitsbehörden mit dem Leben des Ex-Botschafters aber meinen, das deckt nun der «Spiegel» auf. Die Zeitung traf Bondarew am Montag in einem Genfer Restaurant.
Ein erstes Treffen hatte er in letzter Minute absagen müssen. Das zweite wird sehr kurzfristig bestimmt. Der Journalist darf aus Sicherheitsgründen nicht einmal das Restaurant nennen, in dem er den Ex-Diplomaten traf.
«Vor dem Hinterzimmer halten zwei junge Männer mit Ohrstöpseln Wache», heisst es im Artikel.
Bondarew darf sich vorerst nicht mehr frei bewegen, und auch die Kommunikation übers Internet ist eingeschränkt.
«Bleibe vorerst in der Schweiz»
Noch wisse er nicht, ob er die Entscheidung bereuen werde, Putin und den Ukraine-Krieg kritisiert zu haben. Jetzt habe er ständige Begleiter, so Bondarew.
Einkaufen, mit Freunden kochen, spontan spazieren gehen – das ist vorbei. Selbst nach der Uhrzeit muss der Diplomat fragen, denn er darf sein Mobiltelefon nicht mehr bei sich tragen.
Der Bund hat ihm nun zwei Monate Zeit gegeben. Dann muss er sich entscheiden, ob er in der Schweiz oder einem anderen Land politisches Asyl beantragen möchte. «Vorerst bleibe ich hier», erklärt er.
Angst vor Atomwaffen in Ukraine-Krieg
Seine Grossväter, die beide gegen Nazideutschland kämpften, hätten sich für die Invasion Russlands geschämt, wenn sie dies hätten erleben müssen. Gerade in den ersten Tagen des Krieges hätte Bondarew grosse Angst davor gehabt, dass Putin Atomwaffen einsetzen würde. Intern und öffentlich sei immer wieder davon gesprochen worden.
Kollegen hätten behauptet, die USA schlügen sicher nicht zurück, wenn Moskau den Erstschlag ausführe. Auch jetzt schliesst Bondarew nicht aus, dass der Kreml Atomwaffen einsetzt.