Ukraine Krieg: Schweiz erwartet «sehr viele» Geflüchtete
Der Ukraine-Krieg vertreibt immer mehr Menschen aus dem osteuropäischen Land. Einige kommen in die Schweiz. Das SEM rechnet mit vielen Geflüchteten.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen des Kriegs sind bereits Hunderte von Ukrainern in die Schweiz geflüchtet.
- Das Staatssekretariat für Migration rechnet mit 1000 Registrierungen pro Woche.
Seit dem 24. Februar tobt der Ukraine-Krieg – das sind mittlerweile elf Tage. Dieser sorgt für die am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, wie die UN-Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR am Sonntag mitteilte.
Einige wollen auch in die Schweiz. Laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) haben sich «in den letzten Tagen Hunderte Ukrainer in den Asylzentren» gemeldet. Das schreibt das SEM in einer Einladung zu einem Mediengespräch. Und: «Wir gehen davon aus, dass die Schweiz in den nächsten Wochen sehr viele Vertriebene aus dem Kriegsgebiet aufnehmen wird.»
Man könne aber keine verlässlichen Angaben dazu machen, wie viele es in den nächsten Wochen und Monaten sein werden. «Die Lage ist zu unübersichtlich», erklärt SEM-Mediensprecherin Anne Césard auf Anfrage von Nau.ch.
Etwas konkreter wird am Montagnachmittag SEM-Vorsteherin Christine Schraner Burgener an einer Medienkonferenz: «Wir rechnen damit, dass es jede Woche etwa 1000 Registrierungen von Ukrainern geben wird.»
Ukraine-Krieg: Bisher haben sich 874 Geflüchtete registriert
Seit Kriegsbeginn hätten sich 874 ukrainische Staatsangehörige beim SEM registriert. Daneben gäbe es viele, die bei in der Schweiz lebenden Ukrainern ohne Registrierung untergekommen seien. In der Schweiz würden rund 7000 Ukrainer leben.
Insgesamt rechne das SEM mit drei Gruppen: Ukrainer, die schon bei Freunden oder Verwandten sind und dort auch bleiben können. Dann jene, die hier Freunde oder Verwandte hätten, aber keine Unterbringung gefunden hätten.
Und als Drittes jene Ukrainer, die hierzulande keine Kontakte haben. Diese sollen in Institutionen von Bund und Kantonen oder privat untergebracht werden. Für letzteres werde die Schweizerische Flüchtlingshilfe ab morgen in den Bundesasylzentren anwesend sein. Sie soll Ukrainer in Zusammenarbeit mit den Kantonen an private Gastgeber oder in kantonale Strukturen vermitteln.
Wie Vincenzo Mascioli, Vizedirektor des SEM, erklärt, seien mittlerweile zwei Millionen Ukrainer in den Nachbarländern angekommen. Beim Zielland der Flüchtenden aus dem Ukraine-Krieg spiele die in Europa lebende ukrainische Diaspora eine wichtige Rolle.
Eigene Krisenorganisation im SEM wegen Ukraine-Krieg
Jene, die vor dem Ukraine-Krieg in die Schweiz geflüchtet sind, seien vor allem Familien, Frauen und Kinder. Es handle sich um traumatisierte Menschen. «Wer Asyl beantragt, der wird in den Strukturen des Bundes (also den Bundesasylzentren) aufgenommen, untergebracht und betreut. Diese Personen durchlaufen ein reguläres, nationales Asylverfahren.»
Momentan seien in Bundesasylzentren etwa 4000 Menschen untergebracht. Platz habe es noch für 5000 weitere. Laut Vize-Direktor Claudio Martelli möchte man die Ukrainer nur so lange in den Bundesasylzentren behalten, bis sie registriert seien. Wenn das nicht reiche, würde man laut Schraner Burgener mit dem Militär schauen, ob es weitere Unterbringungsmöglichkeiten gebe.
Im Prinzip können aber ukrainische Staatsbürger auch visumsbefreit in die Schweiz einreisen und sich hier bis zu drei Monate aufhalten. Danach müsse laut SEM der Aufenthalt geregelt werden: So könnte, wie von Bundesrätin Karin Keller-Sutter vorgeschlagen, der Bundesrat den Schutzstatus S für Geflüchtete aus der Ukraine aktivieren.
«Dann würden sie in den Kantonen untergebracht, was der Bund mit einer entsprechenden Pauschale abgilt. Aktuell läuft die Konsultation der Kantone und anderer Partnerorganisationen.»
Zudem seien betreffend privater Unterbringung bei Hilfsorganisationen und anderen Organen zahlreiche Angebote eingegangen. «Wir sind sehr dankbar für die grosszügigen Hilfsangebote aus der Bevölkerung. Wir sind mit den Kantonen, Gemeinden und NGOs in engem Kontakt und organisieren uns. Im SEM gibt es eine eigene Krisenorganisation dafür.»