Ukraine Krieg: Zürcher und Thurgauer möchten Ukrainer adoptieren
Der Ukraine Krieg hinterlässt Kinder ohne Eltern. Schweizer Familien sind an Adoptionen interessiert. Nur: Wie sinnvoll wäre das? Wir klären auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Im brutalen Krieg mit Russland haben ukrainische Kinder ihre Eltern verloren.
- Einige Schweizer interessieren sich für eine Adoption.
- Diese Möglichkeit sei aber zurzeit nicht die beste Art der Hilfe, heisst es.
Tausende Kinder und Frauen fliehen aus dem Ukraine Krieg nach Westeuropa. Auch in der Schweiz kommen immer mehr Geflüchtete an, inzwischen sind es über 4000 Menschen. Es ist tragisch: Viele der Kinder haben keine Eltern mehr, wissen nicht, wo sie sind – oder waren schon zuvor Waisenkinder.
Einige Schweizer Paare stellen sich zurzeit die Frage, ob sie Kinder aus der Ukraine adoptieren sollen, vereinzelt passiert es beispielsweise im Kanton Thurgau. Das bestätigt Sandro Körber, Zentrale Behörde Adoption TG, gegenüber Nau.ch.
Körber rät grundsätzlich davon ab. Er betont, dass aktuell humanitäre Hilfe im Ukraine-Krieg vordergründig sei. Er verweist auch darauf, dass die Suche der Familie Priorität habe.
Zum Ablauf einer möglichen Adoption sagt Körber: «Wer ein Kind aus dem Ausland zur Adoption aufnehmen will, bedarf einer Bewilligung durch die kantonale Behörde.» Derselbe Ablauf gelte für Adoptionen von Opfern aus dem Ukraine-Krieg.
Auch in Zürich gehen regelmässig informelle Telefonanfragen bezüglich Adoptionen ein, wie Sylvie Hirzel, Mediensprecherin AJB Zürich, gegenüber Nau.ch bestätigt. Der Kanton erhalte seit zwei Wochen täglich eine Anfrage.
Im Kanton Bern gäbe es noch kein konkretes Interesse, heisst es auf Nau.ch-Anfrage. «Vereinzelt haben wir Anfragen von Personen erhalten, die Kinder vorübergehend zur Pflege aufnehmen möchten», sagt Mathias Kuhn, Leiter Abteilung Recht und Adoption des Jugendamts.
Kinder aus dem Ukraine Krieg: Ziel sei es, ihre Familien zu finden!
Rechtlich geregelt werden internationale Adoptionen durch das Haager Abkommen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef rät aber davon ab. «Jeder voreilige und ungeregelte Versuch, die Adoption dieser Kinder im Ausland zu organisieren, sollte vermieden werden. Adoptionsverfahren sollten in der Zeit während einer Katastrophe beziehungsweise in der Zeit, in der die Behörden dieses Staates nicht in der Lage sind, die notwendigen Verfahrens- und Rechtsgarantien zu gewährleisten, nicht in Betracht gezogen werden.»
Dies ist aktuell auch in der Ukraine der Fall. Viele internationale Institutionen vertreten diese Haltung, ebenso die Schweiz.
