Ukraine-Krieg: Zwillinge (2) vermissen Gastfamilie in Frutigen BE
Im März ist die ukrainische Zwillingsmutter Tina (37) vor dem Ukraine-Krieg in die Schweiz geflüchtet. Ihre ehemalige Gastfamilie erzählt von ihrer Situation.
Das Wichtigste in Kürze
- Im März ist Tina (37) mit ihren Zwillingen aus der Ukraine in die Schweiz geflüchtet.
- Für knapp drei Monate wurden sie von der Familie Salzmann in Frutigen BE aufgenommen.
- Mittlerweile lebt die zweifache Mutter mit ihren Kindern in einer eigenen Wohnung.
Gastfamilien spielen bei der Unterbringung von Geflüchteten aus dem Ukraine-Krieg noch immer eine zentrale Rolle. Doch ausgerechnet kurz vor den Sommerferien laufen die Unterbringungsfristen vielerorts aus.
Hinzu kommt, dass es anscheinend viele Gastfamilien gibt, bei welchen eine gewisse Ermüdungstendenz zu erkennen ist. Dieser Meinung ist die Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), Miriam Behrens.
Aus diesen beiden Gründen scheint es wahrscheinlich, dass zahlreiche Ukrainer im Sommer ein neues Zuhause brauchen werden.
Nach Flucht aus Ukraine-Krieg: Zweifache Mutter (37) lebt jetzt alleine
Im März besuchte Nau.ch eine Gastfamilie in Frutigen BE, welche die 37-jährige Tina zusammen mit ihren Zwillingen bei sich aufgenommen hatte.
Drei Monate später leben auch sie nicht mehr bei der Gastfamilie. Dies sei aber von Beginn weg so abgesprochen gewesen, versichert Milena Salzmann (38): «Es war klar, dass es sich um eine befristete Lösung handelt. Auch Tina wusste das seit ihrer Ankunft.»
Es sei letztendlich auch die Ukrainerin selbst gewesen, welche sich nach der grosszügigen Aufnahme von Familie Salzmann neu orientieren wollte. Nun lebt Tina seit Anfang Juni mit ihren Zwillingen in einer eigenen Wohnung im Berner Oberland.
Zwillinge sprechen erste berndeutsche Worte
Dass sie jetzt mehr auf sich alleine gestellt ist, sei für Tina eine grosse Umstellung gewesen, sagt Salzmann. «In einem Land mit fremder Kultur alleine zu leben, ist sicher nicht einfach. Auch die Sprachbarriere stellt eine grosse Herausforderung dar.»
Doch es ginge ihr soweit gut, betont die Lehrerin. Dazu beitragen dürfte auch das gute Verhältnis zur ehemaligen Gastfamilie: «Wir stehen fast täglich in Kontakt, und einmal pro Woche kommen sie zum Essen vorbei», erzählt die vierfache Mutter.
Im Anschluss der Treffen gebe es bei Tinas zweijährigen Zwillingen auch mal ein paar Tränen. Salzmann sagt: «Nach dem Umzug haben sie uns sehr stark vermisst. Jetzt geht es aber schon besser.» Statt zu weinen würden die beiden mittlerweile die ersten berndeutschen Worte nachsprechen.
Wie lange Tina mit ihren Zwillingen in der Sozialwohnung bleiben wird, ist ungewiss. Eine Rückkehr scheint aktuell aber unwahrscheinlich: Selbst wenn der Ukraine-Krieg aufhören würde, geht die Ukrainerin nicht von einer baldigen Normalität aus.