Ungarischer Ministerpräsident rät Schweiz von EU-Beitritt ab
Viktor Orban, der ungarische Ministerpräsident, hält eine Rede in Zürich und kritisiert die EU.
Auf Einladung der «Weltwoche» hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban am Mittwoch in Zürich eine Rede gehalten. Den Auftritt bezeichnete der rechtspopulistische Staatsführer als «Therapie». In anderen Ländern werde er immer gleich abgestempelt.
Ungarn habe mit der Schweiz mindestens ein grosses Problem gemeinsam, sagte Orban in seiner gut einstündigen Rede. Und dieses sei die EU, die «voller Bürokraten statt Politiker» sei. «Was wir heute bei der EU sehen, schmerzt. Ich sage das voller Bitterkeit», so Orban.
Schweizer Neutralität gelobt
Von einem EU-Beitritt könne er der Schweiz nur abraten. «Sollte es mit einem Rahmenabkommen nicht klappen, hat die Schweiz immer noch Ungarn, auf das sie sich verlassen kann», sagte der ungarische Ministerpräsident, der sich selber als «wertkonservativ» bezeichnet. Er lobte in seiner Rede die Schweizer Neutralität und «Freiheitskämpfer» wie Wilhelm Tell.
Der «Weltwoche»-Chefredaktor und abtretende SVP-Nationalrat Roger Köppel hatte Orban für eine Rede nach Zürich eingeladen, weil dieser «jene Qualitäten verkörpert, die ich an Männern schätze», wie er zu Beginn der Veranstaltung sagte. Orban sei mutig und scheue keine Auseinandersetzung.
Orbans Besuch in Bern
Anwesend waren im Nobelhotel Dolder auch alt Bundesrat Christoph Blocher (SVP), alt Bundesrat Ueli Maurer (SVP) und die Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die in deutschen Medien immer wieder mit rechtspopulistischen Aussagen für Kritik sorgt.
Am Dienstag war Orban in Bern von Bundespräsident Alain Berset und Aussenminister Ignazio Cassis zu einem Höflichkeitsbesuch empfangen worden. Orban gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und steht international in der Kritik.