Verbrenner-Aus in der EU wird auch die Schweiz spüren
Geht es nach der EU-Kommission, werden ab 2035 keine neuen Diesel- und Benzin-Autos zugelassen. Dieser Entscheid hätte weitreichende Folgen für die Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EU-Kommission will ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos zulassen.
- Dadurch dürfte sich das Neuwagen-Angebot auch in der Schweiz drastisch ändern.
Die EU-Kommission macht Druck. Gestern hat sie ein Verkaufsverbot für Verbrenner-Autos ab 2035 vorgeschlagen. Von diesem Zeitpunkt an sollen nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden.
Weiter fordert die Kommission einen deutlichen Ausbau der Lade-Infrastruktur. Ziel ist, dass entlang der wichtigsten Strassen alle 60 Kilometer Ladepunkte stehen.
Die Kommission spricht von zwei Jahren Umsetzungszeit. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer hält das für zu gemächlich. «Der Anspruch muss sein, die 27 Staaten in sechs Monaten hinter die grossen Ziele zu vereinigen und die Gesetze und Verordnungen so schnell wie möglich zu implementieren.»
Experte hält Vorschlag für zukunftsweisend
Der Direktor des CAR Center Automotive Research bezeichnet den Vorschlag der EU-Kommission als «absolut zukunftsweisend.» Der Wandel zum E-Auto komme so sicher wie das Amen in der Kirche. «Je schneller der Umstieg da ist, umso grösser ist für die europäische Autoindustrie die Chance, sich beim ‹Auto von morgen› einen Innovations- und Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten.»
Doch was bedeutet der Vorschlag für die Schweiz? Grundsätzlich trifft die Vorlage nur EU-Staaten. Laut Christoph Wolnik, Sprecher des Importeuren-Verbands Auto Schweiz, hätte ein Verbrenner-Verbot auch Auswirkungen auf uns: «Falls bis 2035 die Produktion von Verbrennungsmotoren in der EU eingestellt wird, gäbe es wohl auch für die Schweiz kein Angebot mehr.»
.@VWGroup is ready: In 2030, the share of e-cars in our EU new car fleet will be around 60 percent. In Germany, it will probably be as high as 75 percent. By 2030, e-mobility will be dominant in all EU member states! #Fitfor55 @TimmermansEU @EU_Commission @vonderleyen
— Herbert Diess (@Herbert_Diess) July 14, 2021
Dieser Effekt dürfte allerdings auch ohne Verbot spürbar sein. Audi hat jüngst angekündigt, den Verbrenner ab 2026 auslaufen zu lassen. Konzernmutter Volkswagen – der grösste Autobauer der Welt – peilt 2032 an. Volvo nennt 2030 als Ausstiegs-Zeitpunkt, Opel 2028.
Wolnik plädiert darum für Technologieoffenheit. «Unserer Meinung nach werden sich elektrische Antriebe mit Batterie oder Brennstoffzelle als Hauptenergiequelle in den kommenden 15 Jahren so oder so mehrheitlich durchsetzen – auch ohne ein explizites Verbot.»
Schweiz braucht Recht auf Laden
Die Schweiz steht aktuell gut da bezüglich Lade-Infrastruktur. Wolnik sieht als grössere Herausforderung bei Lademöglichkeiten für Mieter und Stockwerkeigentümer. «Die Einführung eines ‹Rechts auf Laden›, wie es einige EU-Länder bereits kennen, wird immer dringender – wir haben wiederholt darauf hingewiesen.»
Aber auch der Ausbau von öffentlichen Ladesäulen und Wasserstoff-Tankstellen müsse mit dem rasanten Elektro-Wachstum mithalten. «Schliesslich verfügte fast jedes fünfte neue Auto im ersten Halbjahr über eine Lademöglichkeit am Stromnetz.»