Waadtländer Grosser Rat befürwortet das Lernen von Schweizerdeutsch
Der Staatsrat soll prüfen, wie ein Angebot für Schweizerdeutsch-Kurse aussehen könnte. Für den Wunsch gab es im Waadtländer Grossen Rat eine knappe Mehrheit.
Der Waadtländer Grosse Rat hat sich für das Lernen von Schweizerdeutsch an den Schulen des Kantons ausgesprochen. Er forderte am Dienstag den Staatsrat gegen dessen Willen auf, eine Strategie zum Erlernen der Sprache auszuarbeiten.
Das mit 71 Ja gegen 67 Nein bei zwei Enthaltungen überwiesene Postulat fordert konkret einen Bericht an den Staatsrat, in dem festgelegt werden soll, wie und wann Schweizerdeutsch-Kurse am besten angeboten werden können. Die Kurse könnten entweder freiwillig oder obligatorisch sein.
Der Grüne David Raedler, der das Postulat eingebracht hatte, argumentierte, dass Hochdeutsch in der Schweiz nicht ausreiche. Schweizerdeutsch werde im gesellschaftlichen und beruflichen Leben häufiger gesprochen als Hochdeutsch. «Es handelt sich um eine Sprache und nicht um einen Dialekt, der für Jodlerfeste reserviert ist», sagte er. Junge Waadtländer beherrschten diese Sprache nach der Schule überhaupt nicht.
Es gehe um den «nationalen Zusammenhalt» und die Möglichkeit, Zugang zum Arbeitsmarkt zu erhalten, wo 63 Prozent des Handels auf Schweizerdeutsch stattfinde, sagte Raedler.
Schweizerdeutsch soll Ergänzung zum Erlernen von Hochdeutsch sein
Für den Grünen-Politiker muss das Erlernen des Hochdeutschen zwar Vorrang haben. Aber es sollte durch das Schweizerdeutsche ergänzt werden. Das Postulat wurde von der Linken im Rat positiv aufgenommen.
Auf der rechten Seite des Plenarsaals betonten mehrere Abgeordnete, dass das Erlernen von Schweizerdeutsch in der «individuellen Verantwortung» liegen müsse. Die Schule sei für den Unterricht der Landessprache, das heisst Hochdeutsch zuständig. «Das Problem ist nicht, Schweizerdeutsch zu lernen, sondern die deutsche Sprache besser zu beherrschen», sagte Fabrice Moscheni (SVP).
Bildungs-Rat sieht keine Nachfrage nach Schweizerdeutsch-Kursen
Der für das Bildungswesen zuständige Staatsrat Frédéric Borloz lehnte das Postulat ebenfalls ab und verwies auf mehrere Probleme. Angefangen bei den vollen Stundenplänen. Zudem gebe es derzeit keine Nachfrage von Schülern, Eltern oder Lehrern nach der Einführung von Schweizerdeutsch.
Der Staatsrat unternehme aber weiterhin grosse Anstrengungen, um den Sprachaustausch junger Waadtländerinnen und Waadtländer zu fördern, sagte Borloz. Entsprechende Abkommen gebe es etwa mit den Kantonen Zürich, Zug oder Appenzell.