Waffen aus dem 3D-Drucker: Wächst die Gefahr des Missbrauchs?
Der Anschlag in Halle (D) forderte zwei Leben. Die Schusswaffen waren zum Teil mit einem 3D-Drucker selbst gebaut. Wächst die Gefahr des Missbrauchs?
Das Wichtigste in Kürze
- In Halle starben bei einem rechtsextremen Anschlag zwei Menschen.
- Der Täter baute seine Waffen selbst – unter anderem mit einem 3D-Drucker.
- Wächst hier die Gefahr eines Missbrauchs heran?
Der Anschlag in Halle (D) schockiert. Ein Täter mit rechtsextremem Hintergrund versuchte in eine Synagoge einzudringen. Er scheiterte – am Ende erschoss er zwei Menschen. Ursprünglich hatte er gemäss Behörden ein Massaker geplant.
Der 27-jährige Täter verwendete selbst gebaute Waffen. Er stellte diese unter anderem mit einem 3D-Drucker her. «Die nichtgewerbsmässige Herstellung von Waffen und Waffenzubehör ist gesetzlich verboten», sagt Florian Näf vom Bundesamt für Polizei Fedpol. «Es gibt unterschiedlichste Mittel, Waffen herzustellen, 3D-Drucker gehören dazu. Mit der Herstellung macht man sich strafbar», so Näf.
Im Kanton Bern zum Beispiel sind bisher keine vergleichbaren Fälle aufgetreten. «Bei der Strafverfolgung stützen wir uns auf das geltende Gesetz. Wenn wir Widerhandlungen oder strafrechtlich relevante Sachverhalte feststellen, werden diese an die Justiz rapportiert», so der Pressesprecher der Kantonspolizei Bern, Dino Dal Farra.
Aber wächst hier die Gefahr eines Missbrauchs heran?
«Es lassen sich mit unserer Fertigungstechnologie – sowie auch mit vielen anderen – Waffenplattformen entwickeln sowie deren Komponenten herstellen. Dagegen können wir nicht mehr unternehmen, als Hersteller klassischer Werkzeugmaschinen. Dies führt insbesondere bei uns intern zu Diskussionen, da mithilfe unserer 3D-Technologie nicht nur Prototypen, sondern besonders stabile Werkstücke produziert werden können», sagt Dominik Solenicki, CEO des Schweizer Druckhersteller Sintratec auf Anfrage von Nau.
Materialien und Drucker sind sehr kostspielig
Die Waffe des Angreifers funktionierte während des Attentats allerdings nicht problemlos. Dies könnte einigen das Leben gerettet haben.
Eine mögliche Erklärung: «Nicht jede 3D-Drucktechnologie eignet sich für die Fertigung von Handfeuerwaffen. Gerade dafür geeignete Drucker belaufen sich die Kosten üblicherweise auf mehrere hunderttausend Franken. So ist hier insbesondere auch das verantwortungsvolle Handeln von Auftragsfertigern gefragt, welche 3D-Druckleistungen Privatpersonen anbieten», so Solenicki.
Zudem eigne sich das System normalerweise nicht dazu, um Waffen zu drucken. «Die hohe Verfügbarkeit von konventionell gefertigten Handfeuerwaffen machen die additive Fertigung von Waffen unattraktiv – zudem ist anzumerken, dass auch bei den von Privatpersonen gefertigten Schusswaffen die Kernkomponenten Munition und in aller Regel auch der Verschluss nicht aus dem 3D-Drucker stammen», sagt Solenicki. Maschinen, die grössere Serien drucken, seien sogar erst ab 500'000 Franken erhältlich.
Waffenbaupläne stammen aus den USA
Was tun die Hersteller, um gegen Missbrauch vorzugehen? Sintratec würde illegale Anwendungen umgehend melden und arbeitet zudem nicht mit Herstellern von Waffenplattformen zusammen.
Die französische Firma Dagoma bringt sogar bewusst falsche Waffenbaupläne in Umlauf. So hofft der Hersteller, dass Versuche scheitern und die Waffenbauer irgendwann aufgeben.
«Die aktuell verfügbaren 3D-Waffenbaupläne stammen mehrheitlich aus den USA, die mit dem Recht auf Redefreiheit und Selbstverteidigung gerechtfertigt werden», erklärt zudem der CEO von Sintratec.