Walter (67) lebt auch im Winter auf dem Campingplatz
Walter (67) wohnt das ganze Jahr über auf dem Camping-Platz Schützenweiler in Winterthur ZH. Mit Nau.ch spricht er darüber, was dieses Leben für ihn bedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- 60 Menschen leben als Dauercamper auf dem Camping Schützenweiler in Winterthur ZH.
- Einer von ihnen ist Walter (67). Auch bei eisiger Kälte draussen wohnt er im Camper.
- Der Gang zum WC oder den Gemeinschaftsduschen sei etwa unangenehm.
Mit Camping verbinden viele Sommer, Ferien und gemütliches Grillieren. Doch es gibt Menschen, die sogar im Winter hier leben. So etwa auf dem Camping Schützenweiler in Winterthur ZH.
Es ist einer der wenigen Plätze, die das ganze Jahr über offen haben. Rund 60 Personen leben auch jetzt noch – bei eisiger Dezember-Kälte – in Wohnwagen auf dem Gelände.
Sie haben keinen festen Wohnsitz. Viele von ihnen haben Schicksalsschläge wie eine Krankheit oder eine finanziell einschneidende Scheidung hinter sich.
Nau.ch durfte Bewohner Walter (67) in seinem Wohnwagen besuchen. Er lebt seit sechs Jahren auf dem Campingplatz.
Es seien «private Gründe», die ihn zum Umzug bewegt haben, sagt er, ohne ins Detail zu gehen. «Darunter auch, dass hier auf dem Camping-Platz das soziale Umfeld enorm ist.» Der Kontakt mit den Nachbarn und all seinen Freunden, die auch hier leben, sei ihm wichtig. «Das bringt mir sehr viel.»
Das Leben auf dem Camping-Platz habe ihn gelehrt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Walter sagt: «Ich hatte vorher eine grosse Eigentumswohnung. Als ich umgezogen bin, musste ich mir überlegen: ‹Was brauche ich wirklich?›»
Das führte schnell zu Demut. «Wenn man hier wohnt, merkt man: Das Wesentliche ist ein Dach über dem Kopf, ein Bett, etwas zu Essen, ein paar Klamotten. Und gut ist.»
Winter ist eine «Herausforderung»
Bei Kälte auf dem Campingplatz zu leben, sei nicht immer einfach. «Der Winter ist schon eine Herausforderung», gibt der Ganzjahr-Camper zu.
Zwar seien die modernen Wohnwagen gut beheizt. So hat Walter sogar eine Bodenheizung. «Aber man ist trotzdem auf sehr engem Raum». Bei Kälte und Regen sei dann auch noch der Gang zum WC und den Gemeinschaftsduschen unangenehm.
Wenn es zu kalt wird, hat der 67-Jährige aber einen Joker. «Ich habe eine Freundin. Am Wochenende bin ich manchmal bei ihr.»
Dort in der Wohnung könne er seine Sachen erledigen, ohne das Haus zu verlassen. «Im Winter ist das herrlich», lacht er. Trotzdem sagt er aber über seinen Campingplatz: «Ich möchte dieses Leben nicht missen!»
Er schwärmt von der Lebensqualität. «Einfach weil man sich bewusst ist, dass man gar nicht viel braucht.» Was ihn auch fasziniere: «Man ist so sehr mit der Natur verbunden.»
Man sei ihr aber auch ausgesetzt. Gerade bei Stürmen, oder wenn schwerer Schnee die Äste der Bäume über dem Wohnwagen belasten. So, wie es Anfang Dezember der Fall war.
Dann wird es auch Walter «etwas mulmig». Angst habe er aber keine, sagt er. «Höchstens Respekt.»