Wegen Coronavirus: Schon jeder Fünfte hat im Gym gekündigt
Seit Montag gilt im Kampf gegen das Coronavirus die ausgedehnte Zertifikatspflicht. Das bekommen besonders die Fitnessstudios zu spüren.
Das Wichtigste in Kürze
- Ins Gym kommt nur noch, wer geimpft, genesen oder getestet ist.
- Fitness-Betreiber erzählen, was die Zertifikatspflicht für ihr Geschäft bedeutet.
Seit letztem Montag gilt in der Schweiz die ausgeweitete Zertifikatspflicht. Wer ins Restaurant, Museum oder auch ins Gym will, muss genesen, geimpft oder getestet sein. Damit will der Bundesrat die tiefe Impfquote gegen das Coronavirus bekämpfen.
Doch den Fitnesscentern laufen mit der neuen Regelung die Kunden davon. «Wir haben einen Besuchereinbruch von 70 Prozent», so Sascha Hell, Betreiber des Fitnesshell in Breitenbach SO.
Coronavirus: Auch Geimpfte kommen nicht mehr
Bei den Kunden, die nun nicht mehr kommen, handelt es sich aber nicht nur um Ungeimpfte. «Auch Geimpfe kommen nun aus Solidarität nicht mehr, weil sie gegen diese Diskriminierung sind», so Hell. Er finde das ein schönes Zeichen.
Doch der Kundeneinbruch ist für den Betreiber eine finanzielle Katastrophe. Hell hat mit all seinen Kunden das Gespräch gesucht. Nun will er die Reaktionen zusammenstellen und dann einen Brief an den Bundesrat schreiben.
Impfdruck nimmt zu
«Wir haben Leute hier, die können wegen dieses Impfdrucks einfach nicht mehr», glaubt Sascha Hell weiter. «Das sind Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen Angst vor der Impfung haben oder auch Leute mit echten psychischen Problemen.»
Wieso die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus im Fitnesscenter schlimmer sein soll als im Laden, kann er nicht nachvollziehen.
Hell betont, er halte sich an die Vorgaben. Ob er selbst geimpft ist oder nicht, möchte Hell aber nicht sagen. Für Mitarbeitende gilt die Zertifikatspflicht gemäss BAG nicht.
Finanzielle Einbussen in der ganzen Branche
Auch Hansjörg Schmid vom Perfect-Life-Fitnesscenter in Bern kennt das Problem. Seit Beginn der Pandemie hat das Gym laut seinen Angaben bereits die Hälfte der Kunden verloren. Die Zertifikatspflicht erschwere die Situation zusätzlich.
«Es ist wirklich schlimm», so Schmid zur SRF-«Rundschau». Wenn man normal arbeiten könnte, wäre es möglich, die finanziellen Einbussen aufzuholen. «Aber so wird es schwierig.»
Gegenüber Nau.ch sagt Schmid, die Konsequenzen liessen sich erst in ein paar Monaten genau beziffern. Doch: «Jetzt, unmittelbar nach der Verkündung der Zertifikatspflicht, haben wir etwa 20 Prozent der Kunden, die kündigen.»
Offenbar kein Einzelfall: Der Branchenverband, der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenterverband, warnt vor einer beispiellosen Kündigungswelle bei Abo-Kunden.
Gym-Betreiber Schmid warnt: «Sollte die Zertifikatspflicht bis zum 24. Januar 2022 gehen, werden sicher mehrere Center schliessen müssen.»
Die Politik hat das Thema inzwischen aufgegriffen. SP-Co-Chefin Mattea Meyer spricht sich bei Nau.ch für Härtefallgelder aus. Doch die Bürgerlichen erteilen dem Plan eine Absage.