Wegen Windrädern: Diesem Bauern droht die Enteignung
Ein Windkraftprojekt sorgt in Tramelan BE für Auseinandersetzungen zwischen örtlichen Bauern und der BKW. Diese droht nun mit einer Enteignung.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor einem Jahr wurde ein Baugesuch der BKW für sechs Windräder in Tramelan BE angenommen.
- Drei Landbesitzer der Gemeinde wehren sich jedoch gegen das Projekt.
- Nun hat die BKW eine Enteignung der betroffenen Bauern angekündigt.
In Tramelan im Berner Jura soll ein Windpark gebaut werden. Insgesamt sechs Windräder sind geplant – jedes 155 Meter hoch. Damit kann Strom für die ganze Gemeinde produziert werden.
Das Baugesuch für das Vorhaben des Berner Energieunternehmens BKW wurde vor zehn Jahren gestellt und ist seit einem Jahr rechtskräftig.
Nun soll das Projekt umgesetzt werden – doch es kommt zu Komplikationen: Drei Landbesitzer wehren sich gegen den Bau der Windräder und der dazugehörigen Stromleitungen, wie die «Rundschau» berichtet.
«Sensible Tiere»
Das Hauptproblem für einen der betroffenen Bauern, M., ist der Verlauf der Stromleitungen. Gemäss Baugesuch sollen 16 Kilovolt Strom nur wenige Meter neben seinem Kuhstall fliessen.
«Das ist ihr Erholungsraum», bringt M., der namentlich nicht genannt werden will, zu bedenken. Er befürchtet, dass Kriechstrom auf den Stall und die Tiere übergehen könnte.
Die Tiere würden laut M. den Strom fühlen. Denn: «Kühe sind sehr sensible Tiere», so M.
Er macht ein unglückliches Beispiel: «Ich würde das fast vergleichen mit einer Frau.»
Bauer befürchtet Ruin
Der Bauer zeigt grundsätzlich wenig Begeisterung für die Windanlagen.
Die Strasse müsste dafür aufgerissen werden. Ausserdem fürchtet er Lärm und Eiswurf, sowie eine Entwertung seines Hauses inklusive der Ferienwohnungen.
«Wir werden hier in einem Rotorenwald leben müssen», klagt M. Und: «Ich kann mich nicht ruinieren lassen, wenn sie so nah mit der Leitung gehen wollen.»
Einigung von Bauern mit BKW scheitert
Von Seiten der BKW stossen die Anliegen des Bauern auf wenig Verständnis. Es handle sich lediglich um «minimale Eingriffe», so Konzernleiter Robert Itschner gegenüber SRF.
«Es geht darum, dass wir entlang eines bestehenden Strässchens ein Gräblein machen, ein Kabel verlegen und das Gräblein wieder zumachen. Und, dass wir die Strässchen während dem Bau nutzen.»
Die BKW habe versucht, mit den Bauern eine Einigung zu suchen, so Itschner. Dies bestätigt auch M. Laut ihm sei beinahe wöchentlich Besuch auf seinem Hof gewesen.
Die Gespräche mit M. und zwei weiteren Landbesitzern blieben jedoch erfolglos: «Wir haben festgestellt, nach sehr langen Diskussionen und intensiven Verhandlungen, dass es sich einfach nicht bewegt hat», so Itschner.
Deshalb habe man sich nach Rücksprache mit der Gemeinde dazu entschieden, den Rechtsweg zu bestreiten. Konkret: Die BKW hat eine Enteignung angekündigt.
Enteignungsandrohung sorgt für Empörung
M. zeigt wenig Verständnis: «Es ist brutal, dass man für ein solches Prestige-Projekt mit einer Enteignung kommt und keine Einigung versucht.»
Die BKW sei in den Verhandlungen mit den Bauern «kompromisslos» gewesen.
Dabei würde bereits ein kleiner Schritt von Seiten der BKW viel bedeuten: «20 Meter weiter runter, dann hätte ich schon etwas Ruhe», sagt M.
Unterstützung erhält er auch vom Bauernverband sowie von SVP-Nationalrat Thomas Knutti. Letzterer reichte gar eine Motion im Parlament ein, welche Enteignungen als Mittel zur Umsetzung von Windparkprojekten verbieten soll.
Das Verhalten der BKW in diesem Fall sei «absurd» und «undemokratisch».
Zeitpunkt für Einsprache verpasst
Zur Zeit des Baugesuchs hätte M. den Verlauf der Stromleitungen noch beeinflussen können.
«Das hat er aber nicht gemacht. Jetzt ist das halt Teil dieses bewilligten Baugesuchs», so Itschner.
Er wirft jedoch ein: «Wenn es jetzt um Verschiebungen von wenigen Metern geht, kann man das nach wie vor diskutieren.» Man würde bestimmt eine Lösung finden.
Es sei jedoch richtig, dass das Projekt umgesetzt werden könne. Schliesslich habe die Schweiz im Stromgesetz festgelegt, dass erneuerbare Energien ausgebaut werden sollen.