«Wer macht so was?»: Bezirksrichter wird regelmässig schikaniert

Yannick Stay
Yannick Stay

Fricktal,

Zerstochene Reifen, eine lädierte Kutsche – Vandalen machen Bezirksrichter Michael Derrer das Leben schwer. Auf der Suche nach den Tätern tappt er im Dunkeln.

rheinfelden derrer
Michael Derrer aus Rheinfelden AG wurde schon mehrfach Opfer von Vandalismus. Seine Partnerin und er betreiben in der dortigen Altstadt ein Restaurant. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Bezirksrichter Michael Derrer aus Rheinfelden AG wurde schon oft Opfer von Vandalismus.
  • Neben zerstochenen Reifen hat der 57-Jährige auch eine beschädigte Kutsche zu beklagen.
  • Wer für die Taten verantwortlich ist, ist gänzlich unklar.

Zufall ist es mittlerweile definitiv keiner mehr. Bald zehn Mal innerhalb der vergangenen zwei Jahre ist Michael Derrer Vandalismus zum Opfer gefallen.

Insgesamt neun Autoreifen wurden dem Bezirksrichter aus Rheinfelden im Kanton Aargau bereits durchstochen – an vier verschiedenen Fahrzeugen.

Kurz vor Weihnachten dann ein erneuter Vorfall: Diesmal wurde dem hauptberuflichen Wirtschaftssoziologie-Professor an der Hochschule Luzern eine antike Kutsche beschädigt. Diese befindet sich unweit des Storchennestturms knapp ausserhalb der Altstadt hinter einem hohen mit einem Schloss gesicherten Zaun.

«Wer macht so was?»

An einer Seite wurde die Tür des Fahrzeugs weggerissen, auf der anderen stand sie offen. Gemäss Derrer schlugen die Täter nachts zu. Wobei aber unklar ist, ob mehrere oder nur ein einzelner verantwortlich sind.

«Wer macht so was?», fragt sich der 57-Jährige gegenüber Nau.ch. Anhaltspunkte darüber, wer hinter diesen Aktionen stecken könnte, hat er nicht.

In der Vergangenheit erstattete er mehrmals Strafanzeige bei der Polizei, stets jedoch ohne Erfolg.

Beim aktuellen Fall sah er davon ab. Schon vor Ort hätten die Beamten dem Professor und seiner Partnerin wenig Hoffnung auf Aufklärung gemacht. Aufgrund von hoher Feuchte an dem Tag sei es höchst unwahrscheinlich gewesen, irgendwelche Spuren zu finden.

Was die Reifenstechereien angeht, sind diese keineswegs als einfache Bagatelldelikte einzustufen. Einmal, berichtet Derrer, sei seine Partnerin bereits losgefahren und habe erst später mitbekommen, dass etwas nicht stimmte. Passiert ist am Ende glücklicherweise nichts.

Wenig Hoffnung auf Aufklärung

Auch aufgrund der Häufigkeit der Vorfälle glaubt der Rheinfelder nicht an einen Lausbubenstreich: «Da muss mehr dahinterstecken.»

Hoffnung darauf, herauszufinden, wer hinter den Sabotage-Akten steckt, hat das Paar wenig – selbst wenn die Täterschaft noch mal zuschlagen würde.

«Es ist ja nicht erlaubt, eine Kamera aufzustellen», sagt Derrer dazu. «Während in China und in Russland alles überwacht wird, ist es bei uns das Gegenteil. Unsere Möglichkeiten sind sehr eingeschränkt.»

Eine private Initiative, bei der 1000 Franken Belohnung ausgeschrieben wurden, brachte ebenfalls keine Hinweise ans Tageslicht.

In der Region bekannt

Michael Derrer ist in Rheinfelden kein Unbekannter, nicht nur wegen seiner Tätigkeit als gewählter Bezirksrichter seit 2013.

In der Altstadt betreiben seine Lebenspartnerin und er ein Restaurant. Aber auch politisch engagiert sich der Professor.

2021 kandidierte er für den Stadtrat. Dies sorgte zu der Zeit für grossen Wirbel. Denn das damalige GLP-Mitglied trat als Unabhängiger neben dem Grünliberalen-Kandidaten Dominik Burkhardt an. Daraufhin wurde er per sofort aus der Partei ausgeschlossen.

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Nach den Wahlen verspürte Derrer laut eigenen Angaben eine gewisse Ablehnung vonseiten der lokalen Politiker. Dies habe auch auf das private Umfeld einen Einfluss gehabt. «Einige Menschen, mit denen wir immer guten Kontakt hatten, verhielten sich plötzlich seltsam distanziert», erklärt er.

Mit der Politik abschliessen möchte er dennoch nicht: «Ich melde mich immer dann zu Wort, wenn ich etwas zu sagen habe. Das werde ich weiterhin tun.»

Auch eine erneute Kandidatur für den Stadtrat im Sommer schliesst Derrer allen Widrigkeiten zum Trotz nicht aus.

Kommentare

User #6117 (nicht angemeldet)

mal in den Akten nachblättern, da wird sich doch der eine oder andere finden lassen

User #6426 (nicht angemeldet)

Es gibt gute kleine videokameras. Aus solarbasis. Leicht anzubringen. Niemandem etwas sagen. Und dem oder den tätern dann eins auf die kappe geben lassen. Das hilft. Es gibt genug auftragsnehmern. Die arbeiten gut, günstig und professionell

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Franco Mazzi
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