Wer schön sein will, muss leiden

Lara Marty
Lara Marty

Bern,

Glänzendes Fell, beeindruckender Körperbau, pralle Lippen, dicke Euter: Schönheitsideale sind längst auch in der Tierwelt angekommen. Und damit auch das Leid.

Damit das Tier für das menschliche Auge «perfekt» aussieht, rückt sein Wohl oft in den Hintergrund.
Damit das Tier für das menschliche Auge «perfekt» aussieht, rückt sein Wohl oft in den Hintergrund. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Namen der Schönheit werden in Saudiarabien Kamele mit Botox behandelt.
  • Für ein pralles Euter kleben Viehzüchter ihren Kühen in der Schweiz nicht selten die Zitzen zu.
  • In den USA bekommen kastrierte Rüden künstliche Hoden verpasst.

Botox hilft gegen Falten und sorgt für pralle Lippen. Solche «Verschönerungsaktionen» kennt man bislang eigentlich nur von Menschen. Offenbar macht der Schönheitswahn aber auch vor Kamelen nicht halt. Bei einer Schönheitswahl in Saudi Arabien wurden 12 Tiere disqualifiziert. Ihre Besitzer sollen ihnen Botox in Lippe, Nase und Kinn gespritzt haben. Denn Kamele mit vollen Lippen gelten als schön.

Um ihre Tiere im besten Licht zu präsentieren, würden die Besitzer an den Lippen ziehen, um sie länger zu machen. Hilft das nicht, werde eben Botox eingesetzt. Ausserdem würden den Tieren teilweise auch operativ die Ohren verkleinert, sagte ein Teilnehmer gegenüber «20 Minuten».

Kamel
Je voller die Lippen, desto «schöner» das Kamel. - Pixabay

Den Kühen werden die Euter zugeklebt

Auch an Tierschauen in der Schweiz werden unorthodoxe Methoden angewendet. Damit die Kühe vor der Jury ein schön pralles Euter haben, werden sie oft nicht gemolken. Und damit die Milch nicht heraustropft, klebt mancher Besitzer einfach die Zitzen mit Kunststoffkleber zu.

Der Milchdruck ist für die Kühe nicht nur unangenehm, sondern gefährdet auch deren Gesundheit. Tierschützer machten jahrelang gegen diese Methode mobil. Seit kurzem werden an Ausstellungen nun Ultraschall-Untersuchungen durchgeführt, um zugeklebte Euter aufzudecken.

kuheuter
Pralle Kuheuter erfordern eine erhöhte Körpertemperatur. - Pixabay

Künstliche Hoden für kastrierte Hunde

Schönheitsoperationen gibt es nicht nur für Frauchen und Herrchen, sondern auch für den Hund. Immer öfters lassen Besitzer ihren kastrierten Vierbeinern beispielsweise Hodenimplantate einsetzen.

Die amerikanische Firma Neuticles bietet Silikon-Implantate an, um dem Männchen «seine natürliche Ausstrahlung und sein Selbstbewusstsein zurückzugeben und ihm bei der Überwindung des Kastrations-Traumas zu helfen». Ein Hodenimplantat kostet je nach Modell bis zu 329 Dollar.

In der Schweiz sind Operationen an Tieren zu rein ästhetischen Zwecken illegal. Erlaubt sind jedoch Hautstraffungen bei faltigen Hunderassen – aus medizinischen Gründen. Denn diese leiden aufgrund der tiefen Falten oft an chronischen Hautentzündungen.

Künstliche Hoden sollen kastrierten Rüden neues Selbstbewusstsein verleihen.
Künstliche Hoden sollen kastrierten Rüden neues Selbstbewusstsein verleihen. - Pixabay

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